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Klex in der Landschaft

Klex in der Landschaft

Titel: Klex in der Landschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Abwaschen, als es in einiger Entfernung dumpf donnerte und die Fenster klapperten.
    »Ich wüßte gern, was das war«, sagte Lady Maud. »Klingt nach Sprengungen.«
    »Sprengungen?«
    »In einem Steinbruch.«
    »Aber hier in der Gegend gibt’s gar keine Steinbrüche«, sagte Lady Maud. Sie gingen nach draußen auf den Rasen, wo sie zwei oder drei Kilometer weiter östlich eine Wolke sehen konnten, die langsam gen Himmel stieg.
    Die Operation Fernverkehr hatte begonnen.

Kapitel 21
    Und die Operation Fernverkehr ging weiter. Tag für Tag wurde die Stille der Schlucht vom Rumpeln der Bulldozer und dem dumpfen Grollen der Explosionen durchbrochen, als die Klippen gesprengt und die Felsen weggeräumt wurden. Tag für Tag beschwerten sich die Bauunternehmer bei Hoskins, eine Autobahn werde gebaut, indem man vorne anfange und dann bis zum Ende weitermache oder sich doch wenigstens an irgendeinen vorher festgelegten Plan halte, aber es sei doch keine Art, überall herumzuwursteln, mal hier ein Feld aufzuwühlen und mal dort einen Wald abzuholzen, irgendwo mit dem Bau einer Brücke zu beginnen, um dann die Bauarbeiten einzustellen und mit der Errichtung einer Überführung anzufangen. Und Tag für Tag trug Hoskins ihre Beschwerden und ein paar seiner eigenen Dundridge vor und stieß damit auf Granit.
    »Bei der Operation Fernverkehr kommt es vor allem darauf an, daß unser Vorgehen zufällig und nicht berechenbar ist«, erklärte ihm Dundridge. »Der Feind weiß nie, wo wir als nächstes auftauchen werden.«
    »Ich übrigens auch nicht, wenn wir schon mal dabei sind«, beschwerte sich Hoskins. »Ich hatte heute morgen Probleme, unseren Standort zu finden. Bevor ich gestern abend nach Hause fuhr, hätten Sie mich ruhig warnen können, daß Sie die Zentrale verlegen wollten.«
    Dundridge schaute sich im mobilen Hauptquartier um. »Wirklich seltsam«, sagte er, »ich dachte, Sie hätten es verlegt.«
    »Ich? Weshalb sollte ich so was tun?«
    »Keine Ahnung. Um näher an der Front zu sein, nehme ich an.«
    »Näher an der Front?« sagte Hoskins. »Wenn ich eins will, dann wieder in meinem verfluchten Büro sitzen und nicht in einem beschissenen Wohnwagen durch die Gegend zotteln.«
    »Na ja, egal, wer ihn verschoben hat, es war eine gute Idee«, sagte Dundridge. »Hier sind wir näher am Einsatzort.« Hoskins schaute gerade aus dem Fenster, als ein riesiger Kipper vorbeifuhr.
    »Näher?« brüllte er, um den Lärm zu übertönen. »Wir sind verdammt noch mal mitten drin, wenn Sie mich fragen.« Wie zur Bestätigung seiner Worte ertönte ein ohrenbetäubendes Krachen, und in zweihundert Meter Entfernung stürzte ein Teil der Felswand ein. Während der Staub sich setzte, betrachtete Dundridge zufrieden den Schauplatz des Geschehens. Das war die Natur, wie der Mensch – und besonders Dundridge – sie sich wünschte. Die bezwungene Natur, die gebändigte Natur, die disziplinierte Natur. So sah der Fortschritt aus; ein langsamer Fortschritt zwar, aber unerbittlich. Hinter ihnen Einschnitte und Straßendämme, Beton und Stahl, vor ihnen die Schlucht und Haus Handyman.
    »Übrigens«, sagte Hoskins, als er sein eigenes Wort wieder verstehen konnte, »es gibt eine Beschwerde von General Burnett. Er behauptet, einer unserer Lastwagen habe seine Gartenmauer beschädigt.«
    »Na und?« sagte Dundridge. » In zwei Monaten wird er keinen Garten und keine Mauer mehr haben. Weshalb beschwert er sich also?«
    »Und Mr. Bullett-Finch rief an und meinte –« Aber Dundridge war nicht interessiert. »Nehmen Sie alle Beschwerden zu den Akten«, sagte er wegwerfend, »ich habe keine Zeit für Einzelheiten.«
    *
    In London war Sir Giles ganz und gar nicht seiner Meinung. Er war besessen von Einzelheiten, speziell von denen, die mit dem Verkauf seiner Aktien und der Frage zusammenhingen, was Lady Maud mit diesen verdammten Fotos vorhatte. »An diesen Aktien habe ich eine halbe Million verloren«, brüllte er Blodger an, »eine halbe Scheiß Million.« Aus Blodgers Stimme sprach Mitleid. »Ich sagte seinerzeit, ich dächte, Sie seien ein wenig voreilig.«
    »Sie dächten? Sie dachten überhaupt nicht«, schrie Sir Giles. »Hätten Sie gedacht, wäre Ihnen aufgegangen, daß nicht ich telefoniert habe.«
    »Aber es klang wie Ihre Stimme. Und sie sagten, ich solle Sie in Ihrer Wohnung zurückrufen.«
    »Ich habe nichts dergleichen getan. Sie glauben doch nicht ernsthaft, ich würde viertausend President Rand verkaufen, wo der Markt gerade im Keller

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