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Klex in der Landschaft

Klex in der Landschaft

Titel: Klex in der Landschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Zwangsenteignungsbescheide zugestellt worden?«
    »Ja«, sagte Hoskins.
    »Und die Spezialeinheit hat mit ihrem Zerstörungswerk begonnen?«
    »Zerstörungswerk?«
    »Sprengarbeiten.«
    »Noch nicht. Sie ist gerade erst angerückt.«
    »Sie soll sofort anfangen«, sagte Dundridge. »Wir müssen in der Offensive bleiben und den Feind weiter unter Druck setzen. Hier habe ich vor, ein mobiles Hauptquartier einzurichten.« Er deutete auf einen Punkt auf der Landkarte, drei Kilometer östlich von Guildstead Carbonell.
    »Ein mobiles Hauptquartier?« fragte Hoskins. »Sorgen Sie dafür, daß ein Wohnwagen dorthin gebracht wird. Ich beabsichtige, die Operation persönlich zu überwachen. Wir beide werden unsere Büros nach draußen verlegen.«
    »Das wird aber furchtbar unbequem«, gab Hoskins zu bedenken.
    »Scheiß auf die Unbequemlichkeit«, sagte Dundridge, »ich habe vor, diese Kanaille unter allen Umständen noch vor Weihnachten aus Haus Handyman zu verjagen. Sie befindet sich jetzt in der Defensive, und ich werde bei Gott dafür sorgen, daß sie dort bleibt.«
    »Also gut«, meinte Hoskins mißmutig. Er würde sich hüten, jetzt mit Dundridge zu streiten.
    *
    Nachdenklich fuhr Lady Maud nach Hause. Sie hätte schwören können, die dürren Beinchen auf den Fotos seien dieselben gewesen, die sie über den Marmorfußboden hatte huschen sehen; aber anscheinend hatte sie sich getäuscht.
    Dundridges selbstgerechte Entrüstung war absolut überzeugend gewesen. Sie hatte damit gerechnet, daß dieses miese Männlein erröten, stottern und nach Ausflüchten suchen würde, aber statt dessen hatte er ihr Paroli geboten und sie aus seinem Büro gewiesen. Er hatte sogar vorgeschlagen, sie solle die Fotos zur Polizei bringen, und da ihr sein Kleinmut in anderen, weniger bedrohlichen Situationen bekannt war, konnte man unmöglich vermuten, daß er bluffte. Nein, sie hatte sich geirrt. Wirklich ein Jammer. Zu gern hätte sie Sir Giles vor Gericht gesehen, aber letztlich war es egal; schließlich stand ihr noch genug Material zur Verfügung. Um die Einstellung der Autobahnbauarbeiten zu erreichen, würde Sir Giles jetzt Himmel und Erde in Bewegung setzen, und falls er versagte, würde sie ihn zwingen, seinen Parlamentssitz aufzugeben. In diesem Fall gäbe es wieder eine Nachwahl, und was in Ottertown funktioniert hatte, würde auch in der Schlucht klappen. Die Regierung würde die Autobahnpläne fallenlassen. Und sollte das schiefgehen, gab es schließlich immer noch den Großwildpark. Ein halbes Dutzend Häuser abzureißen und die in ihnen wohnenden Familien zwangszuräumen, war eine Sache, aber zehn Löwen, vier Giraffen, ein Nashorn und ein Dutzend Strauße ihres Lebensraums zu berauben, war etwas ganz anderes. Tierquälerei würde die britische Öffentlichkeit niemals dulden. Als sie zu Hause ankam, war Klex in der Küche gerade eifrig damit beschäftigt, seine Filme zu wässern.
    »Ich habe den Kesselraum zur Dunkelkammer gemacht«, erklärte er und hielt ihr einen Film vor die Nase. Lady Maud musterte ihn mit Laienblick.
    »Sind sie gut geworden?« fragte sie.
    »Prima«, sagte Klex. »Wirklich hübsch.«
    »Daß Giles Ihre Meinung teilen würde, bezweifle ich«, sagte Lady Maud und begab sich in den Garten, um Salat fürs Mittagessen zu pflücken. Klex spülte im Ausguß seine Filme fertig und trug sie dann in den Kesselraum, wo er sie zum Trocknen aufhängte. Als er zurückkam, stand das Essen auf dem Küchentisch.
    »Sie essen hier mit mir«, ordnete Lady Maud an. »Ich bin sehr zufrieden mit Ihnen, Klex, außerdem ist es angenehm, einen Mann in der Nähe zu haben.«
    Klex zögerte. Diese Bemerkung erschien ihm unlogisch. Offenkundig waren jede Menge Männer in der Nähe, trampelten die Dienstbotentreppe zu ihren Schlafzimmern rauf und runter und arbeiteten Tag und Nacht an dem Zaun. Aber wenn Lady Maud es wünschte, daß er ihr beim Essen Gesellschaft leistete, hatte er nichts dagegen. Es ging voran. Sie würde sich von ihrem Mann scheiden lassen. Er war verliebt, allerdings ohne sich Hoffnungen zu machen, in dieser Richtung je etwas zu erreichen; daher war er schon zufrieden, bloß mit ihr an einem Tisch zu essen. Und dann gab es da noch den Zaun. Klex war von dem Zaun begeistert. Er rief bei ihm Erinnerungen an den Krieg und seine Kriegsgefangenschaft wach. Er würde die Welt aussperren, und er und Maud würden jeder für sich, aber glücklich bis ans Ende ihrer Tage leben. Sie waren gerade mit dem Essen fertig und beim

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