Klick! Mich! An! - Gaddam, S: Klick! Mich! An! - A Billion Wicked Thoughts

eigentlich zu erwarten, dass dies zu einer Gesellschaft führen müsste, in der erwachsene Männer überwiegend homosexuell veranlagt sind oder zumindest bisexuell.
    Es gibt eine Gesellschaft, in der dies genau so praktiziert wird. Die Mitglieder dieses Volksstamms Papua-Neuguineas leben von den Pflanzen des Dschungels und wohnen in kleinen Hütten in den Bergen. Die Sambia sind der Ansicht, der männliche Same sei die Essenz des Männlichen (in etwa wie Austin Powers Mojo) 9 , und jeder Sambiajunge muss eine gewisse Menge zu sich nehmen, um zu einem starken, maskulinen Mann heranwachsen zu können. Wenn ein Junge in die Pubertät eintritt und sein Äußeres immer männlicher wird, sagen die Älteren: » Siehst du? Es funktioniert! « Und von dem Zeitpunkt an wird der junge Mann seinerseits von einer nachwachsenden Generation von kleinen Jungen mittels Fellatio beglückt.
    Wie sieht nun wohl der Prozentsatz an homosexuellen Männern unter den erwachsenen Sambia aus? Grob geschätzt fünf Prozent sind es, ungefähr derselbe Anteil an Homosexuellen also wie in allen westlichen Gesellschaften. Wenn ein Sambiamann das 20. Lebensjahr erreicht hat, nimmt er sich für gewöhnlich eine Sambia zur Frau. » Sie erinnern sich gern an ihre Jugend « , sagt Anthropologe Gilbert Herdt, der eine Weile bei den Sambia gelebt hat. » Doch ihr wahres Verlangen gilt den Frauen. «
    Und was lehren uns diese » Naturexperimente « ? Beide weisen in ein und dieselbe Richtung: Es gibt Dinge, die finden wir Menschen ganz instinktiv erregend. Selbst wenn die Gesellschaft uns zwingt, in den prägenden Jugendjahren spezifischen sexuellen Praktiken nachzugehen, bestimmt dies nicht zwangsläufig über unsere Sehnsüchte als Erwachsene. Natürlich wissen wir im Augenblick noch nichts über das weibliche Begehren, das womöglich ganz anders funktioniert als das der Männer. Möglicherweise gibt es auch ganz andere entscheidende Einflüsse, die sich auf das Begehren eines Mannes auswirken. Doch das grundsätzliche Hingezogensein zu Männern oder Frauen scheint davon unabhängig zu sein. Um das menschliche Begehren vollends zu verstehen, müssen wir uns zunächst die besondere Beschaffenheit der Denksoftware genauer ansehen.
    Ein Flaschengeist, der Millionen von Perversionen herbeizaubert
    Eine Internet-Suchmaschine ist so etwas wie ein wundersamer digitaler Flaschengeist. Er erfüllt uns nicht nur einen, sondern eine unbegrenzte Zahl an erotischen Wünschen. Ganz normale Menschen sitzen vor der Tastatur und bringen frei von jeglichen Zwängen zur Sittsamkeit zum Ausdruck, was auf dem Bildschirm erscheinen soll. 10 Ich wünsche mir … Zac Efron in Badehose. Wenn wir die Vielfalt sexueller Vorlieben verstehen wollen, die im Internet Gestalt annehmen – sowie die gedankliche Software, die für diese Interessen verantwortlich ist –, dann sollten wir zunächst nach etwaigen Mustern suchen.
    Wir haben rund 400 Millionen verschiedene Suchtexte 11 gesammelt, die zwischen Juli 2009 und Juli 2010 in die Suchmaske der Dogpile-Suchmaschine eingegeben wurden. Dabei haben wir ein Verfahren angewendet, das man Scraping nennt: Hierfür schrieben wir ein Programm, mit dessen Hilfe wir die Suchtexte erfassen konnten, die auf SearchSpy gelistet waren, einer von Dogpile betriebenen Website, die in Echtzeit die tatsächlichen Suchtexte anzeigt, welche die User bei Dogpile in die Suchmaske eingeben. Wenn man auf die SearchSpy-Seite geht, ist das so, als würde man durch ein Fenster einen globalen Strom menschlichen Bewusstseins wahrnehmen – und wie sehr der von Sex geprägt ist, wird schon nach wenigen Sekunden deutlich. Von den 400 Millionen Suchtexten, die wir zusammengetragen haben, bezogen sich etwa 55 Millionen (ungefähr 13 Prozent) auf irgendeine Art von erotischem Inhalt. Diese sexbezogenen Suchtexte repräsentieren das intime Begehren von grob geschätzt zwei Millionen Menschen. Zwei Drittel stammen aus den Vereinigten Staaten, doch sind auch Nutzer aus Indien, Nigeria, Kanada und dem Vereinten Königreich darunter. 12
    Als Nächstes klassifizierten wir alle diese sexbezogenen Suchtexte nach bestimmten Arten des Interesses. So ordneten wir » heiße Latino-Hintern « , » Babes mit geilem Hintern « und » sexy Typen mit Knackarsch « als Beispiele dem generellen Interesse an Hinterteilen zu. (Diese Kategorien machen zunächst keinen Unterschied zwischen männlichen oder weiblichen, homosexuellen oder heterosexuellen Nutzern.) Einige Suchtexte ordneten wir