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Klingenfieber: Roman (German Edition)

Klingenfieber: Roman (German Edition)

Titel: Klingenfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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wunderte sich darüber, dass die Schutzbefohlene innerhalb weniger Stunden so viel Besuch erhielt – wie Erenis auch – die Waffen ab und wunderte sich darüber, dass er zwei Schwerter trug: ein gewöhnliches und eines, das dem der anderen Besucherin sehr glich, nur dass die Schmuckzeichen anders angeordnet waren. Dann ließ sie auch ihn für das Viertel einer Stunde mit der Schutzbefohlenen allein, denn auch heute hatte sie ihre Runde zu machen.
    Er stand in der engen Kammer. Füllte sie fast völlig aus mit seinem breiten Umhang.
    Die Frau mit den kurz geschorenen Haaren lag auf ihrer Pritsche, die Knie angezogen, die Arme um den Oberkörper geschlungen, als würde sie frieren. Sie schaute gar nicht zu ihm auf.
    »Laaaadiiiigleeeeaaaa«, ließ Vardrenken sich den Namen der Frau auf der Zunge zergehen. Er näherte sich ihr wie eine ölige Woge, schwappte über sie hin. Berührte sie. Befingerte. Überall. Das Rascheln ihres Kopfes. Das Papier ihrer Kleidung knisterte. Sie ließ ihn gewähren. Vielleicht war sie es gewöhnt, vielleicht gab es auch männliche Bedienstete, die sich regelmäßig an den Schutzbefohlenen zu schaffen machten.
    Sie lächelte vor sich hin und summte ein Lied. Die Melodie kam Vardrenken bekannt vor, aber er war jetzt mit Dringlicherem beschäftigt. Er erkundete die Frau. »Klingentänzerin«, nannte er sie jetzt. Immer nur noch: »Klingentänzerin«. Mit ihrem Namen war er fertig. Danroth Gerden hatte ihm von dieser Schule erzählt, in der Mädchen wie Kampfhunde ausgebildet wurden. Kampf hündinnen. Läufig natürlich, wie alle Hündinnen. Er forschte. Beantwortete seine Fragen. Drang schließlich als ein Mann in sie ein, es fiel ihm nicht nur leicht, es fühlte sich sogar schön und richtig an. Ihre Kehle befingerte er dabei und dachte ans Zudrücken. Er hatte das schon einmal getan. Es war wunderbar, wenn die Todeszuckungen einer Frau mit seinen eigenen in Einklang gerieten. Aber diese hier war anders. Diese war kein hastiger Ersatz. Sie war echt. »Klingentänzerin«, hauchte er, während es schöner und schöner für ihn wurde. »Klingentänzerin. Klingentänzerin! Klingentänzerin!«
    Es war höchste Vollendung. Noch niemals zuvor in seinem Leben hatte Wenzent Vardrenken sich so gut gefühlt. Der Körper dieser Frau war einzig und allein zu seinem Vergnügen da. Es gab keinen Widerspruch und keine Konsequenzen. Er war Rittrichter und verfügte über sämtliche Vollmachten. Sie lächelte und summte, während ihr ganzer Körper um seine Stöße schlenkerte. Sie hatte Kraft gehabt. Die Kraft, Männer zu demütigen. Nun war sie etwas schlaff geworden, kränklich und schlechter gealtert als Erenis, aber so musste es sein, so ähnlich musste es sich anfühlen, Erenis zu besitzen. Ihm war, als könnte er ihre frühere Macht noch spüren, als hätte sich all dies in Ladiglea nur zurückgezogen, um auf einen Ausbruch von unverminderter Heftigkeit zu lauern. Dem Rittrichter kamen beinahe die Tränen vor Rührung, dass ihm so viel Glück beschieden war. Dann schäumte er über. Wand sich mit verzerrtem Gesicht in süßester Qual. Und auch sie, die immerhin echt war, hörte auf zu singen.
    Hinterher umarmte er sie und streichelte ihren Kopf, bis sie wieder lächelte.
    »Ich werde Erenis zur Strecke bringen«, sagte er sanft.
    »Sie wird dich töten«, erwiderte sie lächelnd.
    »Nein, ich werde sie töten«, berichtigte er sie.
    » Sie dich .«
    Dieser Dialog war albern und eher Kindern als Erwachsenen angemessen, aber Vardrenken hatte Verständnis dafür, denn waren Liebende nicht wie Kinder? Lag nicht eine verzauberte Unschuld in allem, was man im Zustand des Taumelns unternahm? Selbst der Hohe Rat, selbst andere Rittrichter hätten nicht über ihn zu urteilen vermocht.
    Er achtete darauf, dass Ladiglea wieder so bekleidet war, dass man nichts von dem Vergnügen sah, das sie miteinander geteilt hatten. Dann verließ er die Zelle, wartete – denn es hatte weniger als das Viertel einer Stunde gedauert – auf die Bedienstete, die die ganze Zeit über seine Schwerter mit sich herumgeschleppt hatte. Kurz war er versucht, ihr sein nichtssagendes Schwert zu schenken, um nur noch das rot glosende zu behalten, aber sie hätte mit diesem Geschenk wohl nichts anzufangen gewusst. Ladiglea vielleicht schon eher. Womöglich hätte die Klingentänzerin sogar mit dem einfältigsten Schwert einen Ausbruch vollführen können.
    Er trat in den geometrischen Park wie ein neuer Mann, vor Selbstvertrauen

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