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Klingenfieber: Roman (German Edition)

Klingenfieber: Roman (German Edition)

Titel: Klingenfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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wirklich große Brüste entwickelt hatte. Und Ugon Fahus schnitt sie ihr ab. Wie er es immer angedroht hatte. Nun machte er es wahr. Er tat es eigenhändig, und ich glaube, er tat es gern. Das arme Mädchen ertrug es so tapfer wie möglich und kämpfte hinterher noch behender als zuvor, aber in den Nächten hörte ich sie schluchzen und begriff, dass Ugon Fahus ihr etwas Bedeutsames genommen hatte, etwas, das Würde gleichkam. Und ich begriff nicht, warum er so gehandelt hatte. Denn wenn er wirklich ein guter Lehrer war, hätte er ihr beibringen müssen, ihre Brüste im Kampf zu nutzen, anstatt ihr etwas wegzuschneiden, was zu ihr gehörte wie ihre Nase oder ihr Hintern.
    Darüber hinaus bekamen zwei andere Mädchen und auch ich es mit der Angst zu tun, denn auch unsere Brüste wuchsen von Woche zu Woche und wurden immer größer. Wir taten, was wir konnten, um das zu verbergen, aber wenn wir nichts anderes tragen durften als blaue Lederriemen, war es nicht möglich, so etwas zu verbergen. Ich bildete mir ein, dass Ugon Fahus uns drei anders betrachtete als die anderen. Kritischer, aber auch mit einer unangenehmen Vorfreude.
    Das Zweite, das mich gegen ihn aufbrachte, war, dass er sich von fremden Männern kaufen ließ, um uns auf Leben und Tod kämpfen zu lassen. Jahrelang hatte er das nie zugelassen, aber es musste wohl eine beträchtliche Summe geboten worden sein, eine Summe, die den Erhalt der Schule für mehrere Jahre sicherstellte.
    Also verkaufte er uns. Verriet unsere wertvolle, unbezahlbare Ausbildung an den Götzen des Goldes und an die Gier von Männern, die so viel schwächer waren als wir, die jedoch dafür bezahlenkonnten, uns vernichtet zu sehen.
    Er verkaufte nicht alle von uns, dafür waren wir ihm wohl doch zu kostbar, aber immerhin vier. Ich weiß ihre Namen noch, aber diese tun jetzt für dich nichts zur Sache. Ich war nicht darunter, Ladiglea, Neeva und Hektei ebenfalls nicht, aber es gab vier von uns, in denen Ugon Fahus vielleicht nicht ganz so viel Zukunft sah wie in den anderen. Eine von diesen vieren war außergewöhnlich hübsch, sie war vielleicht die hübscheste von uns allen, aber als Kämpferin war sie zu zart, ein wenig zu schwächlich. Ich hörte hinterher, dass Männer von weither gekommen waren und viele Münzen geboten hatten, um ausgerechnet dieser Hübschen beim Getötetwerden zuschauen zu dürfen. Ich weiß nichts Genaues. Wir Schwestern durften diesmal nicht dabei sein. Auch das widersprach eigentlich unserer Ausbildung. Wir hatten sogar bei der Tötung der Geflüchteten dabei sein müssen. Aber ich denke, die Männer, die bezahlt hatten, wollten mit den todgeweihten Mädchen unter sich bleiben. Wahrscheinlich fürchteten sie die wütenden und herausfordernden Blicke von uns anderen.
    Jedenfalls wurden vier Mädchen aussortiert, und am nächsten Morgen waren drei dieser vier nicht mehr am Leben. Es hatte wohl zwei Runden gegeben, erst zwei gegen zwei und dann noch einmal die beiden Siegerinnen gegeneinander. Freundinnen. Schwestern. Ohne Gnade. Bis zum Tode. Und es hatte Gäste gegeben, etliche sogar. Ausschließlich Männer. Mit männlichem Gelächter, das man tief in dem Gebäude rollen hören konnte, und männlichem Stimmengeschwätz, das sich unter Haut und Knochen fraß, und männlichem Johlen, Anfeuern, Brüllen, ein furchtbares Geräusch, eines der hässlichsten, die es in der Welt überhaupt gibt.
    Männer, fremde Männer kauften den Tod von dreien von uns, die Untröstlichkeit der vierten und die Fassungslosigkeit von uns übrigen zwölf. Ich sagte dir schon, dass dies der Grund ist, weshalb ich die Männer, die ich besiege, nicht am Leben lasse.
    Aber es gab noch einen dritten Grund, weshalb ich mich von Ugon Fahus abwandte. Denn ich erfuhr das Geheimnis, das Neeva hütete. Ich erfuhr es am eigenen Leib.
    Ich hatte schon zwei oder drei unserer herkömmlichen Turniere gewonnen, und hinterher war nichts passiert, außer dass ich zur Belohnung köstlicheres Essen zugeteilt bekam. Ich hatte den Eindruck erhalten, dass es sich lohnte zu gewinnen.
    Aber irgendetwas musste sich im letzten Jahr, in dem auch für das Sterben von dreien von uns bezahlt worden war, verändert haben.
    Neeva hatte die letzten drei Turniere gewonnen und nichts davon erzählt, was hinterher mit ihr gemacht wurde. Aber diesmal gelang es mir, sie im Finale zu bezwingen. Und dann wurde ich den Gästen zugeführt. Den zahlenden Zuschauern. Den Männern. Vielleicht sogar denselben, die auch für das

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