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Klingenfieber: Roman (German Edition)

Klingenfieber: Roman (German Edition)

Titel: Klingenfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Sterbenschauen Münzen geboten hatten. Und ich begriff.
    Sie erfreuten sich daran, wie die Mädchen sich gegenseitig bis aufs Blut schlugen. Sie ergötzten sich an unseren Schmerzen und unserem fast noch kindlichen Eifer, der in knospenden Frauenkörpern, kaum verhüllt in Lederbändern, loderte. Anschließend ließen sie sich die Siegerin bringen, die Stärkste von allen, um mit ihr zu machen, wonach auch immer ihnen der Sinn stand. Um dadurch ihre männliche Überlegenheit für alle Zeit zu bestätigen und festzuschreiben.
    Natürlich konnten sie nicht erwarten, dass eine Siegerin so etwas mit sich machen ließ. Also wurde die Siegerin unter Drogen gesetzt, bei einem feierlichen Umtrunk, bei dem sie noch nicht ahnte, dass ihr gleich viel Schlimmeres bevorstehen würde als nur ein paar artige Gespräche mit hässlichen, schwitzenden, verfetteten Kerlen.
    Ich spürte, wie die Droge in mir zu wüten begann und alle Freude über meinen Sieg in mir zerfraß.
    Und als ich dann wieder die Augen öffnete, zog ein alter Mann erschrocken seine Hand aus mir zurück.
    Ich brauchte sehr lange, um zu begreifen, wo ich war und wer, wo mein Körper aufhörte und die der anderen ihren Anfang nahmen.
    Dann begann ich zu töten. Und hörte nicht mehr auf damit. Denn das war ja genau das, was man mir beinahe zehn Jahre lang beigebracht hatte.
    Ich stand noch immer unter Drogen. Vielleicht übertrieb ich deshalb ein wenig. Aber ich war gut in dem, was ich da tat. Ich fand sogar mein Schwert, das ich nach dem Turnier hatte mitnehmen dürfen und das man dann beiseitegestellt hatte, und konnte ihm vertrauen.
    Irgendwann stand dann alles in Flammen.
    Ich weiß nicht, ob ich in einer Ausholbewegung aus Versehen gegen eine Glutschale gestoßen bin oder tatsächlich einen lebenden Mann angezündet habe, der dann durch alle Flure rannte und Feuer mit sich trug. Ich weiß das nicht mehr, weil ich im Töten vollkommen aufging.
    Aber alles brannte. Alles. Selbst das Gewölbe , von dem ich doch immer gedacht hatte, dass es aus Stein bestand, wurde ein Raub der Hitze und des Rauchs.
    Ich kämpfte mich nach draußen. Es war ein linder Abend.
    Und dort wartete ich. Wartete mit rußgeschwärzten Augen darauf, dass meine Schwestern entkamen. Einige der Gäste. Ugon Fahus.
    Doch niemand, niemand kam ins Freie.
    Die ganze Schule türmte sich höher und höher in tanzender, weithin die Wälder und Berge bescheinender Raserei und fiel dann langsam in sich zusammen, brannte nieder, der Rauch dicker und höher, eine Walze bis hoch zu den Sternen, und niemand außer mir entkam.
    Ich war fassungslos. Denn natürlich hatte ich nicht im Sinn gehabt, meinen Schwestern etwas anzutun. Ich hatte die Männer vernichten wollen, die grässlichen, feigen Männer, die Drogen benutzten, um sich an einer stolzen, überlegenen Kriegerin auf das Schmutzigste zu schaffen machen zu können. Aber meine Schwestern? Und die Bediensteten? Es hatte drei ältliche Frauen gegeben in der Schule, die für uns kochten und Besorgungen machten. Für das Putzen und Waschen waren wir selbst verantwortlich gewesen, das war Teil unserer Disziplinierung. Aber wir durften die Schule nie verlassen und uns auch nicht ums Essenmachen kümmern. Und nun hatte der Rauch des Brandes auch diese Bediensteten im Schlaf erstickt.
    Ich wartete. Lange wartete ich.
    Irgendwann kamen Dörfler aus der Nähe. Angezogen von dem Lichtschein und der hoch aufragenden Qualmsäule. Sie taten, als würden sie helfen wollen. Aber worauf sie es tatsächlich abgesehen hatten, war Plünderbeute. Du hast mir erzählt, dass sich eines unserer Schwerter in der Hochstadt in der Sammlung eines reichen Mannes befindet. Nun, die Dörfler, die aus den Trümmern der Schule holten, was noch zu verwenden war, werden einen guten Preis dafür erzielt haben.
    Ich zitterte. Spürte den Wunsch weiterzutöten. Wahrscheinlich stand ich noch immer unter Drogen. Ich wollte alle erschlagen, alle Männer, die sich an uns und unserem Gedenken vergreifen wollten. Aber ich unterließ es. Ich fühlte mich schwach und müde, als hätte ich mich selbst überlebt.
    Vollkommen nackt, wie die zahlenden Gäste mich arrangiert hatten, mit nichts weiter als meinem rot verschmierten Schwert, zog ich mich in die Wälder zurück. Wie gesagt, es war ein linder Abend. Eigentlich brauchte man nicht mehr als ein Schwert als Kleidung.
    Vielleicht lebte ich wie ein Tier, für eine gewisse Zeit. Aber ich erinnere mich nicht mehr daran. Ich war zu verwirrt darüber,

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