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Klingenfieber: Roman (German Edition)

Klingenfieber: Roman (German Edition)

Titel: Klingenfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Sachen, während sie noch nicht ganz fertig war. Den hat sie dann hinterher ebenso umgelegt wie ihren eigentlichen Gegner. Nur um das zu verhindern und um euch allen Unannehmlichkeiten zu ersparen, stehe ich hier. Ich bin auf eurer Seite, Leute.« Er überlegte, ob er noch hinzufügen sollte: »Ich bin ein Dörfler wie ihr«, aber das würde nur wieder Zweifel erzeugen. Aus welchem Dorf denn? Bosel? Nie gehört. Für seinen Geschmack viel zu viele Menschen schauten ihn nun an. Dutzende. Und es wurden immer mehr. Die Klingentänzerin hatte sich verdrückt und überließ dadurch ihm die gesamte Aufmerksamkeit.
    Sie würden alle sehen, dass er schwitzte. Wie s ehr er schwitzte.
    Das Schwert! , wisperte es in ihm. Verschaff dir Respekt! So wie Erenis! Wenn sie jetzt hier wäre mit ihrem Schwert, gäbe es keine Diskussionen über die verdammten Münzen. Bewähre dich! Sorg dafür, dass das Schwert endlich einen greifbaren Nutzen hat!
    Er verwirrte sich selbst mit all diesen Gedanken. Erenis dachte auch nicht so viel. Sie handelte einfach. Ging ihren Weg. So aussichtslos dieser auch war.
    Wieder ein Gedanke zu viel. Sie bildeten sich genauso unaufhörlich und lästig wie Schweiß.
    Stenrei kämpfte um seine Beherrschung. Zu viele Leute drängten sich um ihn. Erhöhten dadurch die Hitze. Wo er stand, wo die Münzen lagen, war kein Schatten. Die Sonne brannte unbarmherzig. Im Hintergrund plärrten zwei Kinder wegen des Verlusts ihres Vaters. Der wahrscheinlich ein guter Mensch gewesen war. Und Erenis? Fort. Einer alten Frau hinterher. Vielleicht für immer auf und davon. Ihn vergessend. Dessen Namen sie sich ja ohnehin nie gemerkt hatte.
    »Um Himmels willen: Macht endlich Platz!«, schrie er plötzlich und hatte sein Schwert in der Hand. Geschah das wirklich? Ja. Es war wie ein Fieber. Die Hitze war einfach zu groß. Seine Klinge gleißte in den Augen von Dörflerinnen. »Der Kampf ist zu Ende! Was wollt ihr denn noch?«
    Das war gut. Der Kampf ist zu Ende . Das besagte doch auch, dass er ihnen nichts tun wollte, oder? Das besagte das doch deutlich genug. Verfluchte Dörfler. Verfluchte strohköpfig sture Boseler-Koeweser-Einheitsmenschen. Von denen es so unendlich viele gab. Und von Klingenträgern eher wenige.
    Einige wichen nun wirklich zurück. Endlich. Aber es genügte ja, dass ein oder zwei Rädelsführer auf dumme Gedanken kamen. Er erinnerte sich an die drei lungernden Gestalten von Scheurich. »Er ist doch ganz allein«, vermeinte Stenrei aus dem Murren und Knurren herauszuhören. Und: »Seht, wie er das Schwert hält! Er hat keine Ahnung davon!« Hatte das eben tatsächlich jemand gesagt? Oder war es nur das, was er über sich selbst wusste?
    Es war wie ein Knoten. Ein Knoten aus warmen, vielfältig überhitzten Leibern. Auch Frauen waren dabei. Mädchen, die schwitzten wie er und drängende Gesichter hatten. Sie alle hatten noch niemals in ihrem Leben so viele Münzen auf einem Haufen gesehen. Einfach so herumliegen.
    Stenrei war kurz davor, mit dem Schwert fuchtelnde Bewegungen zu machen, um sich Platz zu verschaffen, Denkraum, Atemluft, Zeit – als er Erenis auf sich zukommen sah. Die schubsende Menge teilte sich vor ihr wie an einem Bug, der durch Eisschollen gleitet.
    Sie sah ihn ernst an, nahm dann ihre Sachen auf und sagte: »Komm. Es gibt Wichtiges.«
    Er folgte ihr aus dem Pulk heraus wie ein winziges Hündchen, das acht Schritte machen muss, während sein Frauchen nur einen macht.
    »Du holst mich zu dir«, hauchte er wie erlöst.
    »Ich hatte ja meine Sachen noch dort liegen. Gut, dass du auf sie aufgepasst hast. Aber steck jetzt besser dein Schwert weg. Sagst du nicht immer, dass man Geduld haben soll mit den Leuten?«
    Er blickte ertappt auf seine entblößte Klinge und schob sie in die Scheide zurück. Als hätte die Präsenz der blanken Klinge sie bis zuletzt angezogen, verlief sich nun die Menge. Ballte sich noch kurz um den Leichnam und die Kinder, aber die Münzen waren nun fort, die Schwertfrau und ihr seltsamer Begleiter verließen den Platz in Richtung der niedrigeren Häuser, und nichts blieb mehr zu tun oder zu sehen. Koewes schwappte zurück in einen Alltag, in dem nun eine Witwe und zwei Halbwaisen klagten.
    Erenis führte Stenrei zu Uleandras Behausung. Uleandra besaß keine eigene Hütte, sondern bewohnte nur ein Zimmer in einem Gebäude mit flachem Reetdach.
    Die alte Frau, die so gebeugt war, dass sie einen nur von unten herauf betrachten konnte, hieß die Klingentänzerin und ihren

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