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Klondike

Titel: Klondike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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aber Othello, der spürte, daß Blythe derjenige war, dem er vertrauen konnte, blieb bei ihm.
    Noch in Edmonton waren die Männer übereingekommen, daß, wenn es unumgänglich werden sollte, den Winter über hoch im Norden zu campieren, sie aufzeichnen wollten, welche Auswirkungen extreme Kälte und lange Nächte auf sie ausüben würden, und zu ihrer Erleichterung stellte sich heraus, daß jeder gesunde Mensch, der, wie Luton insistierte, »gewisse Feinheiten beachtete«, ganz gut überleben konnte.
    »Es gibt einen Verfall«, räumte Luton in seinen Aufzeichnungen ein. »Wir essen weniger, verbrauchen anscheinend mehr Wasser und müssen uns vor Verstopfung hüten. Außerdem leiden wir unter Augenreizungen, verursacht von dem unablässig brennenden Laternenlicht. Wir können jedoch keinerlei Auswirkungen auf den Geist beobachten, und im Moment, da uns die schlimmsten Wintermonate erst noch ins Haus stehen, haben wir keine Befürchtungen.«
    Fogarty erkundete in der Zwischenzeit die Gegend und hielt Ausschau nach Wild. Manchmal sahen die Männer ihn nach Beendigung eines Ausflugs Richtung Osten vom anderen Ufer des fest zu Eis gefrorenen Mackenzie her näher kommen und verfolgten, wie die ferne Gestalt langsam größer wurde. Sie achteten genau darauf, ob er ihnen nicht vielleicht Zeichen machte, herüberzukommen und ihm zu helfen, die Flanke eines Karibus nach Hause zu schleppen, und wenn er tatsächlich im Triumph mit den Armen wedelte, drängten sie nach draußen, überquerten den Fluß und griffen sich ein Ende dessen, was er hinter sich herschleppte, was immer es auch sein mochte. An solchen Abenden war die Hütte erfüllt mit dem Duft gebratenen Fleisches.
    Als der Januar zu Ende ging, warnte Carpenter seine Kameraden: »Der Februar ist der Bewährungsmonat. Kein anderer Monat im Jahr ist kälter als der Februar.« 1898 war er entlang der Mackenzie River besonders bitter, das Thermometer blieb tagelang bei minus vierzig Grad stehen, doch als die Kälte am grausamsten war, meinte Carpenter: »Wenn sie überwunden ist, haben wir Sommer, mitten im Winter!«
    Und er hatte recht, denn mit den letzten Februartagen verschwand die Kälte auf genauso mysteriöse Weise, wie sie gekommen war, und den Männern war eine so herrliche und willkommene Atempause vergönnt, wie sie sie schon lange nicht mehr erlebt hatten.
    Das Thermometer stieg auf minus vier Grad, und da nicht ein Windhauch wehte, wirkte es tatsächlich sommerlich.
    Harry und Philip entledigten sich sogar ihrer Hemden und absolvierten ihre Bahnen mit nacktem Oberkörper, was ihnen offenbar keinerlei Beschwerden eintrug. Othello lief zwei Runden der schneebedeckten Strecke auf Blythes Schulter mit, und
    Carpenter begleitete Fogarty auf einer langen Exkursion an das andere Ufer des Mackenzie, wo sie einen Elch erlegten.
    Diese erholsame Unterbrechung belebte die Gemüter der Männer, die sich wieder dem Kartenstudium widmeten und Pläne schmiedeten, was zu tun sei, wenn die Frühjahrsschmelze ihnen erlaubte, ihre Reise zu den Goldfeldern fortzusetzen. »Was mir die Bartträger da drüben in Norman geraten haben«, sagte Luton, »ist folgendes: Wenn wir unser Boot in zwei Stücke sägen, dann kann es gut sein, daß wir an eine Stelle geraten, wo es kein Treibholz gibt, um das offene Ende abzustützen. Wir müssen also auf unserer Fahrt flußabwärts, sobald der Fluß eisfrei ist, versteht sich, jedes Stück Holz auffischen, das so aussieht, als ließe sich daraus eine Planke herstellen.«
    »Und wo soll nach deiner Schätzung die Stelle sein, an der wir die › Sweet Afton‹ in zwei Hälften zerlegen?« erkundigte sich Carpenter, nicht aus bloßer Neugier, sondern um sich im Geist darauf einzustellen, worauf Luton fast mechanisch auf einen Punkt weit flußaufwärts am Peel River zeigte. Carpenter wollte gerade zu einem letzten Protest ansetzen, gegen eine Route, die mit Sicherheit Gefahren in sich barg, aber bevor er seine Vorbehalte vorbringen konnte, kam ihm Lord Luton zuvor, raffte seine Karten zusammen und war verschwunden, noch ehe Harry seine Sache überhaupt zum Thema machen konnte.
    Diese grundlegende Entscheidung wurde daher nie einer offenen Diskussion unterworfen. Als Harry heimlich seine eigenen Karten studierte, bestätigten sie nur seine Befürchtungen, welche Gefahren es barg, mit aller Gewalt den Peel River flußaufwärts fahren zu wollen: »Die gesamte Fahrt auf diesem Fluß verläuft gegen die Strömung, die bestimmt sehr stark ist«, dachte

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