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Klondike

Titel: Klondike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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fragte Luton, auf den Mestizen zeigend, aber dieser entgegnete mit einem warmen Lachen: »Kein Problem. Ich werde zu Fuß gehen.« Luton war gerührt.
    »Um mir die Sache zu erleichtern, geht er fast hundert Meilen zu Fuß«, dachte er bei sich, und widerstrebend gestattete er George Michael, ihn zu begleiten.
    Die beiden Männer stiegen die Holzstufen hinab zum Ufer, wo der gefrorene Strom sie erwartete, und die zurückgebliebenen Kanadier verabschiedeten sie mit einem Salut von drei Gewehrsalven. Lord Luton drehte sich noch einmal um und hob die Hand zum Gruß, eine Ehrenbezeigung für sie und ihre Fahne und den heldenhaften Vorposten in einer gefrorenen Wildnis.
    Es war Vorhersehung, daß George Michael Lord Luton zurück zum Gravel begleitete, denn kaum waren sie vor der kombinierten Zelthütte angekommen, da rief der Mestize laut aus: »Oh Duke! Sie haben einen schrecklichen Fehler gemacht!« Er lief in dem matten Tageslicht umher, untersuchte einige Schrammen an Felsen und Bäumen und zeigte entsetzt in Richtung Gravel, Mackenzie und dann wieder auf die Hütte.
    Die Aufregung zur Kenntnis nehmend, gleichwohl wissend, daß George Michael ein Mensch mit gesundem Menschenverstand war, den er oftmals unter Beweis gestellt hatte, setzte Luton dem Umherrennen ein Ende und fragte: »Was ist los, Michael?« Und der Mestize antwortete, wobei nackte Angst sein Gesicht trübte: »Sie sind in großer Gefahr, Duke. Wenn die Schmelze kommt, rollt das Eis hier auf dem Gravel und draußen auf dem Mackenzie. Es wird alles zertrümmern, alles wegfegen.« Er trat gegen den umgekippten Rumpf der »Sweet Afton« und deutete wild gestikulierend riesige Eisblöcke an, die den Gravel hinunterpoltern und die »Sweet Afton« und ihre Kabine zu Kleinholz zerschmettern würden. »Dann stehen Sie da. Ohne Boot. Ohne Hütte. Was zum Teufel wollen Sie dann machen?«
    Michael wollte nicht einen halben Tag zögern, denn die Sicherheit dieser Expedition, angeführt von einem Mann, den er zu schätzen und respektieren gelernt hatte, war von größter Wichtigkeit für ihn, und aus eigener langjähriger Erfahrung wußte er, daß in diesen Gegenden die Erhaltung des Bootes an allererster Stelle stehen mußte. Er zeigte den Männern, wie man aus angeschwemmten Baumstämmen Gleitrollen baute, ordnete alle Seile, die sich auftreiben ließen, ebnete mit der Schaufel eine Bahn zu einem höhergelegenen Platz, und mit vereinten Kräften schoben und hievten sie die »Sweet Afton« aus ihrer angestammten Position als ein Teil der Hütte und schleppten sie an eine Stelle weitab von der Höhe der Uferböschung, bis zu der die erdrückenden Eismassen reichen würden.
    Unermüdlich machte er sich dann an die Verlegung des gesamten Wohnbereichs, sogar der Latrine, an einen höhergelegenen Ort, und als er und Carpenter anfingen, die Betten zu rücken, machte er eine Pause und meinte dramatisch: »Wenn Sie hier unten geblieben wären, hätte Sie eines Nachts im Schlaf das Eis überrascht, und wir hätten Sie nie wiedergesehen.« Zwei Abende später war die Expedition schließlich in einem zwar kaum zumutbaren Ersatz für die ursprüngliche Hütte untergebracht, aber wenigstens lag sie auf einer sicheren Anhöhe. Nach getaner Arbeit ließ sich Michael auf einen Stein nieder, lehnte sich zurück, damit die schwachen Sonnenstrahlen sein Gesicht erreichten, und sagte: »Ich bin sehr hungrig. Essen wir?«
    Es war die erste Verschnaufpause seit Stunden, aber Lord Luton überraschte alle mit dem Vorschlag: »Harry, nimm dir die Schaufel untern Arm, und kratz uns draußen eine Bahn zum Trainieren frei, neben unserer neuen Hütte.« Aber Philip legte Widerspruch ein: »Die alte da reicht doch völlig aus. Kein Problem, für unser Tagespensum runterzulaufen.«
    »Ach!« meinte Luton mit einiger Strenge in der Stimme. »Ich finde, es ist ein ziemlich großes Problem. Bei minus vierzig Grad und steifer Brise, wer von uns will da noch seine Runden drehen und dazu den Abhang rauf- und runterlaufen? Du, Philip, wärst der erste, der sich beklagen würde. Ich höre dich schon Streit mit mir anfangen: ›Ach, Onkel Evelyn! Es ist doch bitter kalt draußen!‹ Und gerade das eine Training, das du ausläßt, könnte dein Verderben sein. Harry, markier du die Bahn, gleich neben der Hütte.« Als sie ausgehoben war, nutzte Evelyn sie als erster, und George Michael, der ihm beim Laufen in der extremen Kälte zusah, sagte zu den anderen: »Er muß verrückt sein. Keiner in Fort Norman

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