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Klondike

Titel: Klondike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Nördlichen Eismeer fortzusetzen. Die Trennung von der Hütte, die ihnen für so lange Zeit Unterkunft geboten hatte, verlief nicht ohne einen Anflug von Traurigkeit. Luton sprach die offiziellen Abschiedsworte: »Ich möchte bezweifeln, daß jemals wieder fünf Menschen für so lange Zeit auf so engem Raum zusammenleben werden, ohne auch nur eine Spur von Spannung. Gentlemen, ich stehe für immer in eurer Schuld.« Anschließend sagte jeder der fünf Männer noch einmal persönlich Lebewohl, verabschiedete sich von einem bestimmten Aspekt seiner winterlichen Gefangenschaft. Harry Carpenter lief eine letzte Runde auf der Bahn, deren Boden jetzt zwar matschig geworden war, deren Nutzung aber trotz allem zu der Gesundheit, der sich die Männer erfreuten, beigetragen hatte. Philip, wieder mit seinen geliebten Stiefeln an den Füßen, jetzt, wo das Frostwetter vorbei war, setzte sich neben den erloschenen Kamin und las ein paar letzte Seiten aus »Große Erwartungen«; manch Nützliches hatte er an diesem Kamin erfahren.
    Luton grüßte die Hütte, und Fogarty ließ seinen Blick über die umgebenden Hügel schweifen, die ihm zu Freunden geworden waren. Trevor Blythe hatte von allen den schmerzlichsten Abschied, denn obwohl sich sein Rabe sträubte, auch nur in die Nähe des Bootes zu kommen, war er nicht gewillt, von seinem Herrn zu weichen. Auf der Schulter des Dichters hockend, begleitete er ihn bis hinunter ans Wasser, doch als Trevor an Bord gehen wollte, flog Othello davon. Verwirrt kreiste er ein paarmal in der Luft, stieß ein heiseres Krächzen aus, als wollte er seinem geliebten Freund damit Lebewohl sagen, und flog landeinwärts, wo seine Gefährten ihn erwarteten.
    Als die geschickt ausbalanciert beladene »Sweet Afton« in die schnell fließenden Wasser des Gravel manövrierte, schien sie ungeduldig ihre Fahrt beenden zu wollen und schoß geradezu bereitwillig vorwärts, um wieder in den Mackenzie einzutreten. Carpenter war dazu auserkoren, das Schiff auf richtigen Kurs zu bringen. Er saß an der Pinne, als die Richtung der rasenden Fluten des Gravel unerwartet nach Steuerbord umschlug und das kleine Gefährt mitten dorthin warf, wo nur wenige Tage zuvor der gewaltige Eisberg ein Stück der Uferböschung zerstört und die gefährlichen Sweeper zurückgelassen hatte. Zu spät erkannte Harry, daß es nicht mehr in seiner Macht stand zu verhindern, daß die »Afton« in die Zweige des umgestürzten Baums getrieben wurde, aber es blieb ihm gerade noch Zeit, ein Kommando zu brüllen: »Hinlegen! Alle Mann hinlegen!«
    Die Männer, sich an Harrys Warnung erinnernd, befolgten seinen Rat, mit Ausnahme von Philip Henslow, der sich mühte, ein Seil zu retten, das sonst verloren gewesen wäre, und achtern aufrecht stehen blieb, um danach auszuholen.
    Bevor Blythe ihn nochmals warnen konnte, erwischte das Astwerk Philip im Rücken und stieß ihn in das eisige Wasser.
    »Mann über Bord!« schrie Blythe und sprang ans andere Ende des Bootes, aber schon hatte die mächtige Strömung den Gestürzten erfaßt, und als die anderen in der Lage waren, zu Hilfe zu eilen, war Philip bereits weit in den großen Fluß hinaus abgetrieben. Trotz alledem, die Behendigkeit, mit der Carpenter die »Sweet Afton« herumriß und in die Hauptströmung steuerte, dazu die irrsinnige Kraft, mit der die anderen paddelten und ruderten, hätten es ihnen ermöglicht, Philip zu retten, wenn nicht dessen verhängnisvolle Stiefel gewesen wären, aus Gummi, schwer und bis weit über die Knie reichend; sie füllten sich umgehend mit Wasser und machten dem Ertrinkenden
    jedes Schwimmen unmöglich.
    Hätte er kurze, leicht zu öffnende Fußbekleidung getragen, was die Erfahreneren taten, hätte er sie von sich stoßen können, doch derart behindert war es ihm nicht möglich, mit dem Fuß einen Stoß zu vollführen, und er war nicht imstande, sich über Wasser zu halten, bis das Boot ihn eingeholt hatte. Vom ersten Augenblick, als er in die Fluten tauchte und spürte, wie seine Stiefel ein tödliches Gewicht annahmen, mühte er sich mit übermenschlicher Kraft, sich über Wasser zu halten. Seine Lungen nahmen mehr Sauerstoff auf. Sein Herz schlug schneller. Seine Arme entwickelten eine ungeheure Zugkraft, und er schlug sich tapfer, den Kopf über die wirbelnden Wasser des Mackenzie zu halten.
    Unerbittlich jedoch zogen ihn die Stiefel, schwerer als Blei, nach unten, und im vergeblichen Kampf gegen den sicheren Tod stieß er einen wilden, gellenden Schrei

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