Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Klondike

Titel: Klondike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
Vom Netzwerk:
erwischt.« Stille trat ein -unterbrochen von Carpenter, der hinzufügte: »Lord Luton ist in das eisige Wasser getaucht, um ihn zu retten. Hoffnungslos. Ein schrecklicher Verlust.«
    Die Kanadier baten Luton, die Weiterreise doch um zwei oder drei Tage zu verschieben, aber sie zeigten auch Verständnis, als er erklärte: »Unsere Sache ist es, über die Berge zu kommen, dann an den Yukon.«
    »Das hatten wir das letztemal vergessen«, sagte einer der Männer, der ein paar Karten von dem Deltagebiet für ihn gezeichnet hatte. »Wir hoffen bloß, daß Sie Ihre Meinung geändert haben, was Ihre Fahrt auf dem Peel angeht.«
    Mit einem strengen Gesichtsausdruck das heikle Thema abwehrend, gab Luton zu verstehen, daß er keine weitere Diskussion über die Route wünschte, aber er hörte interessiert zu, als der Leiter der Niederlassung sagte: »Wir haben zu dieser Jahreszeit nur wenig Waren zum Verkauf anzubieten. Unsere großen Versorgungsschiffe erreichen uns erst im Juli, aber wir überlassen Ihnen gern ein paar Sachen, die Ihnen vielleicht nützlich sein können.« Während Luton sich mit ihm aufmachte nachzusehen, was noch erhältlich war, nahmen die übrigen Kanadier Carpenter beiseite und rieten ihm eindringlich, Lord Luton zur Vernunft zu bringen und ihm begreiflich zu machen, was für ein Wahnsinn es sei, den Peel River zu befahren. »Sie werden es nicht schaffen, durch die Stromschnellen zu kommen, bevor der Frost einsetzt. So einfach ist das.« Carpenter brachte sie jedoch zum Schweigen: »Es ist seine Expedition, und er hat schon schwierigere Gelände in aller Welt gemeistert.« Einer der Männer entgegnete mit unverhohlener Verachtung: »Nicht bei unseren Graden. In Fahrenheit: minus fünfundvierzig. In Breitengraden: Sechsundsechzig Nord.«
    Die Bewohner des Vorpostens konnten Luton mit sechs Fleischkonserven aushelfen, sonst nichts, und als die Engländer zur »Afton« hinunterstiegen, versicherten sie den Kanadiern, sie hätten ausreichend Vorräte, um bis nach Dawson zu gelangen. Der Abschied war herzlich, wobei Lord Luton im letzten Moment George Michael noch einen Zehndollarschein in die Hand drückte: »Dafür, daß du uns mit deiner Hilfe gerettet hast.« Und erst eine ganze Zeit nachdem sie von Land abgestoßen hatten, gab Trevor Blythe, ein Lächeln auf seinem Gesicht, sein Geheimnis preis. »Seht mal, was George an Bord geschmuggelt hat, als die Kanadier mal nicht hinsahen.« Er warf eine geteerte Segeltuchdecke zurück, und der Blick fiel auf acht Kisten Gewehrmunition.
    Ein paar Tage darauf, sie befanden sich nördlich vom Polarkreis, verlor Lord Luton zum erstenmal die Fassung. »Verdammt noch mal! Ich wünschte, wir könnten einfach über die Berge springen und landeten in Dawson.« Doch so einfach sollte es ihnen nicht gemacht werden. Jetzt, gegen Ende ihrer einzigartigen Flußfahrt, näherte sich die Mannschaft dem weitläufig verzweigten Delta, wo sich der Mackenzie in eine Unzahl kleinerer Flüsse aufteilte, die sich alle in endlosen Windungen ins Meer ergossen. Es war ein Dschungel aus Sumpfgebieten und schlammigen Wasserläufen, die nicht einmal die dort ansässigen Indianer auseinanderhalten konnten, und Harry, der das Steuer hielt, rief: »Alle mal herhören! Helft mir dabei, den Peel River zu finden, sonst treiben wir noch ins Polarmeer ab.«
    Alle Augenpaare suchten das linke Ufer ab, aber niemand konnte ein Anzeichen erkennen, das darauf hindeutete, wo sich der Peel River in den Mackenzie ergoß; allerdings war es ihnen möglich, wenn auch langsam, weiterzufahren und gleichzeitig Ausschau zu halten, denn zu dieser Jahreszeit gab es hier oben keine Nächte. Während ihr Boot dahinkroch, rief Trevor Blythe, plötzlich überwältigt von dem Gedanken, den majestätischen Mackenzie verlassen zu müssen: »Ich kann den armen Philip nicht auf dem Grund dieses eisigen Flusses liegen lassen ohne ein christliches Wort des Abschieds.« Jeder hatte nur für sich im stillen um Philip getrauert, während der einsamen Nachtwachen und beim Aufgehen der Sonne eines jeden neuen Tages. Jetzt pflichteten sie Trevor bei und kamen zu ihm ins Heck der »Afton«, wo sich der junge Dichter Carpenters Gebetsbuch auslieh. Er suchte die Seiten mit der Liturgie der Totenmesse. Als er sie gefunden hatte, übergab er das Buch Lord Luton, der die erhabenen Worte in würdevollem Tonfall vortrug. Ein junger Mensch, den sie geliebt hatten, war von ihnen gegangen, und sie wünschten seiner Seele ewige Ruhe. Die Gebete

Weitere Kostenlose Bücher