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Klondike

Titel: Klondike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Flüßchens.«
    »Harry!« fuhr Luton ihn gereizt an. »Die Sache ist ein für allemal entschieden. Der Paß am Oberlauf des Peel River führt uns viel näher an Dawson heran.« Womit er recht hatte, er war tatsächlich näher, aber nur über eine Route zu erreichen, die wesentlich höher lag und weitaus schwieriger zu meistern war.
    Er riß die Ruderpinne an sich und lenkte die »Afton« nach Süden, den Peel aufwärts. Eine halbe Stunde lang steuerte er das robuste kleine Gefährt in diese Richtung, die Zähne grimmig zusammengepreßt, dann übergab er Carpenter die Pinne und sagte nur: »Wir hatten einen guten Start, Harry. Halt sie auf Kurs.«
    Den Rat River hinter sich lassend, schloß Carpenter die Augen und hielt für einen Moment den Atem an; er wußte, eine Entscheidung von entsetzlicher Tragweite sowohl für ihn selbst als auch für die anderen war soeben gefällt worden.
    Er öffnete die Augen wieder, tat einen tiefen Seufzer und sah vor sich den wenig einladenden Peel River, einen Fluß ohne Anmut oder Charakter, dessen ehemals schwerfällige Strömung jetzt reißend dahinströmte - was auf noch zu erwartende Strudel hindeutete. Die Segel zusammengerollt und gut verstaut, denn sie wurden jetzt nicht mehr gebraucht, griff er nach einem der langen Staken und fing an, das Boot flußaufwärts zu drücken.
    Im Juli 1898, zwölf Monate nachdem sie von London aufgebrochen war, war Lord Lutons Mannschaft weit in den Oberlauf des Peel River vorgedrungen; alle an Bord stakten vierzehn bis sechzehn Stunden täglich und schafften so viele Meilen, daß selbst Carpenter anfing zu glauben, eine Überquerung entlang dieser Route würde sich doch noch als möglich erweisen, doch dieser Traum war kurzlebig. Eines frühen Morgens, Trevor Blythe war an Land abgesetzt worden, um ein Stück vorzulaufen und zu erkunden, was auf die »Sweet Afton« zukommen würde, kehrte er aschfahl zurück und rief ihnen vom Ufer aus zu: »Lord Luton! Schlechte Nachrichten!« Und als die drei an Bord gespannt zuhörten, überbrachte er ihnen die schlimme Meldung, die die übrige Fahrt den Peel aufwärts kennzeichnen sollte. »Starke Stromschnellen und Canyons. Kein Uferweg, von dem aus man das Boot ziehen könnte.« Als die Bedeutung dieser schrecklichen Worte begriffen war, fragten sie sich, was sie jetzt noch tun sollten.
    Zunächst einmal nahmen sie Blythe wieder an Bord, dann stakten sie weiter bis zu der Stelle, an der die rasende Fahrt der Stromschnellen in steilen Kaskaden endete. Harry schlug sich nach vorne durch und rief den Kameraden hinter ihm die beruhigende Nachricht zu: »Genügend Tiefgang hinter den Stromschnellen, um über Wasser zu bleiben.« Doch Trevor sah seine frühere Feststellung bestätigt: »Kein ausgetretener Trampelpfad am Ufer, von wo aus wir das Boot ziehen könnten.« Mit Schaudern erinnerte sich Luton an die Warnung der Gebrüder Schnabel: »Wenn es keinen Weg gibt, halten Sie die Luft an, steigen ins kalte Gebirgswasser und stapfen zu Fuß mitten durch den Rat River ...« Das Auftauchen dieses schicksalträchtigen Namens verschlug ihm tatsächlich den Atem, und er dachte: »Mein Gott! Hätten wir doch besser das kleine Boot nehmen sollen?« Er verbannte solche Selbstvorwürfe aus seinen Gedanken und sagte mit gespielter Zuversicht zu seinen Männern: »Da hilft nichts. Wir müssen durchs Wasser waten. Zwei nehmen die ›Afton‹ vorne ins Schlepptau, und die anderen beiden schieben gleichzeitig von hinten. Aber das geht nicht mit so einem großen Boot. Zieht sie an Land, holt die Säge raus, und los geht’s.«
    Es gab natürlich eine Alternative, eine vernünftige sogar: das Boot nicht in zwei Hälften auseinandersägen, sondern umkehren, sich von der Strömung zurücktreiben lassen, den Rat River flußaufwärts fahren und erst dort das Boot zersägen, wie ihnen von allen Seiten geraten war. Da jeder wußte, daß Luton davon nichts mehr hören wollte, wurde diese Möglichkeit gar nicht erst diskutiert. Statt dessen wurde ihr zuverlässiger kleiner Kahn, der ihnen bisher so ausgezeichnete Dienste geleistet hatte, an Land gehievt, entladen und in zwei Hälften geteilt, wobei man genau der roten Markierungslinie folgte, die einer der Gebrüder Schnabel in Athabaska Landing aufgemalt hatte. Als sich zeigte, wie winzig die Hälfte sein würde, mit der sie von jetzt ab zu fahren gedachten, meinte Carpenter: »Ordentlich segeln kann man damit wohl nicht. Jetzt heißt es schleppen und schieben.«
    Guten Mutes, jetzt,

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