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Klondike

Titel: Klondike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Konserven aus unserem Fort-Norman-Vorrat herzufallen.« Wie schon einmal öffnete Fogarty die Dose mit der Axt und holte die Pfanne hervor. Dieses Mal gelang es ihm, ein paar Wurzeln beizutun, die er aus dem aufweichenden Erdreich gerupft hatte, und als das Eintopfgericht ausgeteilt wurde, schmeckte es noch einmal so gut.
    Die drei lehnten sich zurück, fuhren sich mit der Zunge über die Lippen und bemerkten, was für eine wohltuende Wirkung eine gehaltvolle warme Mahlzeit auf einen vom Hunger geplagten Magen doch haben konnte.
    Carpenter war allerdings bereits zu sehr von der Krankheit gezeichnet, als daß der neuerliche Lebensmut die Nacht über angehalten hätte, und am nächsten Morgen hatte er keine Kraft und keine Initiative, sein Bett zu verlassen. Luton, todunglücklich über den angegriffenen Zustand seines Freundes, setzte sich neben ihn und packte ihn an den Schultern: »Sieh doch ein, Harry, das bringt dich auch nicht wieder auf die Beine. Im Gegenteil.« Harry, im Glauben, es sei ein Vorwurf, er würde vorsätzlich simulieren, und aufgrund seiner Krankheit nicht mehr in der Lage herauszuhören, daß Luton bloß den forschen Offizierston imitierte, nahm seinem Freund den Vorwurf übel.
    Seinen Kummer verbergend, erhob er sich, stellte sich auf die jämmerlich dürren Beine, deren Entzündungen nie geheilt, sondern eher noch schlimmer geworden waren, und meinte vergnügt: »Du hast recht, Evelyn. Ich könnte einen kleinen Lauf vertragen.« Unsicheren Schrittes ging er auf die Tür zu und trat in die eisige Kälte hinaus, wobei er einen kurzen Moment stehenblieb, um Fogarty etwas zuzuflüstern. Die Worte
    konnte Lord Luton jedoch nicht hören.
    Die beiden Zurückgebliebenen bestätigten sich gegenseitig, daß es seiner Gesundheit nur zuträglich sein konnte, ihn aus dem Bett gescheucht zu haben, aber da sie ihn nicht weiter im Auge behielten, sahen sie nicht, wie er an der Bahn vorbeilief, sie sahen nicht, wie sich aufgrund eines stechenden Schmerzes in der Herzgegend sein Tempo verlangsamte, und auch nicht, wie er anfing, sich die Kleidungsstücke vom Leib zu reißen, eins nach dem anderen. Zuerst der schwere Parka, runter damit! Die Wolljacke mit Doppelfüllung, weg damit! Unterjacke, ebenfalls aus Wolle, in den Schnee. Jetzt folgte sein gutes Leinenhemd und anschließend das Unterhemd aus Seide, bis er mit nacktem Oberkörper weiter in die Kälte hineintaumelte, die wieder auf mehrere Grade unter Null gesunken war.
    Es wehte kein Wind, und so konnte er sich für einige Minuten vorwärts bewegen, doch dann versagten ihm die von Skorbut befallenen Beine den Dienst, und seine Lungenflügel fingen an, sich zu unterkühlen. Nach den Ästen eines verkümmerten Baumes greifend, hielt er sich aufrecht, und in dieser Haltung erfror er.
    Als Harry noch immer nicht zurückkam, sagte Lord Luton zu Fogarty: »Sehr gut. Harry bringt sich wieder auf Zack.« Doch als seine Abwesenheit länger und länger dauerte, meinte er, offenbar Schlimmes befürchtend: »Fogarty, ich glaube, wir sollten uns Harrys Training einmal ansehen.« Von der Tür der Hütte aus starrten sie auf die Bahn, konnten aber nichts erkennen.
    »Was kann bloß passiert sein?« fragte Luton, aber Fogarty hatte keine vernünftige Erklärung. Zögernd schritten sie auf das Oval zu, und Fogarty sah den rot-grauen Parka auf der Erde liegen und lief vor, ihn aufzuheben. Er bückte sich gerade, als Luton, hinter ihm herkommend, die Wolljacke sah, dann die Unterjacke und nicht weit davon entfernt den aufrecht stehenden Körper von Harry Carpenter, bereits festgefroren.
    Zurück in ihrer Unterkunft, mochte Evelyn, verwirrt, wie er war, den Tod seines Freundes nicht einfach als einen bloßen Unglücksfall hinnehmen, womit bei langwierigen Abenteuern immer zu rechnen war. Mit vor Angst und Selbstzweifeln zitternder Stimme fragte er: »Was hat er Ihnen zugeflüstert, Fogarty?« Und der Ire antwortete: »Er hat sich anerkennend über Sie geäußert, Sir.«
    »Was er gesagt hat, will ich wissen!« brüllte Luton hoch erregt, und Fogarty flüsterte: »Er meinte, halten Sie Evelyn bei Kräften, damit er den Aufstieg über die Berge schafft.«
    »Welchen Grund hatte er dazu, so etwas zu sagen?«
    »Er wußte, daß wir in der Falle sitzen ... wegen der Berge, über die Mr. Trevor geschrieben hat.«
    Harrys mannhafter Selbstmord allein war nicht der einzige Schrecken, den Luton und Fogarty erleiden mußten. Im Moment des Schmerzes unfähig, ein Grab zu schaufeln, und

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