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Klondike

Titel: Klondike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Was ist passiert? Habt ihr die falsche Route erwischt?«
    Weder Luton noch Fogarty wagten es, auf diese furchtbare Frage eine Antwort zu geben, aber nach einer Weile fragte Evelyn: »Und Sie? Wie haben Sie den Mackenzie überwunden? Ich meine, bei Ihrem zweiten Anlauf?«
    »Bei Frühlingsanfang waren wir wieder in Athabaska Landing. Dieselben vier Deutschen haben unserer Gruppe, drei Paare, ein neues Boot verkauft, diesmal größer und stabiler, und der Rest war einfach.«
    »Einfach?« fragte Luton abweisend. Das Wort hatte deutlich sein Mißfallen erregt.
    »Ja. In dem Herbst, als Sie mich auf dem großen Schiff absetzten, hat das Eis uns flußaufwärts gejagt, und im Frühjahr vertrieben wir es mit unserem Boot flußabwärts. Wie uns alle geraten hatten, fuhren wir den Peel lang, dann den Rat River, wo wir unser Boot entlang der Linie, die die Deutschen aufgemalt hatten, in zwei Teile zerlegten. Dann mußten wir es über die Grenze tragen, eine höllische Arbeit, jeder Zoll, aber als wir an den nächsten kleinen Fluß stießen . wie hieß der doch gleich?«
    »Bell River«, warf Luton in müdem Flüsterton ein.
    »Sobald wir an den gekommen waren, gab es keine Probleme mehr. Er mündet in den Porcupine, und nachdem wir genau aufgepaßt haben, an der Stelle auch ja rechts abzubiegen, fuhren wir so schnell, daß wir uns kaum versahen, schon waren wir auf dem Yukon. Dort haben wir uns gleich sechs Karten für den Dampfer gekauft, der da anlegt. Der brachte uns in einem Husch auf den kürzesten Weg nach Dawson.«
    »Wie lange hat das gedauert?« erkundigte sich Luton und hörte wie benommen zu, als sie ihm vorrechnete: »Also, wir sind früher als die meisten anderen aus Edmonton aufgebrochen, ungefähr um den 20. Mai herum, so kamen wir vor den Massen in Athabaska an und konnten uns eins von den besseren Booten aussuchen. Der Rest verlief ganz normal, nur das Boot über die Portage zu heben ist kein Vergnügen. In Fort Norman angekommen, haben wir uns gleich Fahrkarten nach Dawson besorgt ...« Als sie die Übersicht verloren hatte, winkte sie ihren Mann her, worauf der große, wuchtige Australier gemächlichen Schrittes herübergeschlendert kam. »Verner, an welchem Tag sind wir letztes Jahr in Dawson angekommen?«
    »Am 8. September. Alle meinten, es sei eine der schnellsten Fahrten gewesen. Da waren wir also vom 20. Mai bis Anfang September unterwegs, fünfzehn, sechzehn Wochen.« Er sprach einen solch barbarischen australischen Akzent, daß Lord Luton zusammenzuckte, wenn er daran dachte, daß dieser Mensch, und Millionen andere mit ihm, voll berechtigte Mitglieder des britischen Empire waren.
    »Was machen Sie jetzt?« wollte Fogarty wissen, und das Paar erklärte abwechselnd: »Wir sind zu spät gekommen, um noch von dem großen Fund am Klondike zu profitieren, aber die meisten kamen ja zu spät. Jedenfalls meinte Verner, er hätte die Graberei satt. Wir betreiben so etwas wie ein Pfandhaus, kaufen und verkaufen alles mögliche.« Und Irina ergänzte: »Man kann erstaunlich viel Geld machen, wenn man sich klug anstellt.« Luton seufzte innerlich: »Ein Pfandhaus. Das Paar könnte glatt der Feder Dickens’ entsprungen sein.«
    Doch Fogarty war begeistert: »Wundervoll! Ihr habt euren eigenen Laden?« Und Irina erwiderte: »Ja. Verner hat ihn aufgebaut. Wir haben das Holz von sechs verschiedenen Flußbooten verbraucht. Die ganz Ungeduldigen, die es nicht abwarten konnten, an die Grabstellen zu kommen, hatten sie einfach aufgegeben.«
    In diesem Moment ihres Triumphes hatte Irina, diese verantwortungsvolle Frau, die sie immer hatte sein wollen, den Wunsch, alte Schuld abzutragen. »Lord Luton«, bat sie den Angesprochenen, »können wir uns einen Moment dorthin setzen?« Ein wenig abseits von den anderen, aber noch immer im
    Schatten des Dampfers, der sie für immer auseinanderbringen sollte, sagte sie leise: »Sie haben mich nie leiden können, und ich habe Sie nie leiden können. Aber ich habe Sie verstanden, und ich hoffe sehr, daß Sie mich verstanden haben. Sie waren ein Mensch, der sich vor dem Einbruch des Winters fürchtete, und ich war eine einsame Frau, die soeben mit heiler Haut einer furchtbaren Tragödie entkommen war.«
    Luton fing an, etwas zu sagen, aber sie hob die Hand, und einmal oben, zog sie damit ihr Käppi vom Kopf, so daß die ganze silberfarbene Haarpracht ihr Gesicht wie ein Rahmen umgab. »Nein, lassen Sie mich ausreden, dann sind Sie an der Reihe. Ich wußte sehr wohl, was Sie

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