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Klondike

Titel: Klondike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Wahnsinn.«
    Er drehte sich zu Fogarty um und hielt ihm die Schiffskarte für den Dampfer hin, eine Geste, die so unpersönlich und gleichzeitig erniedrigend war, als wollte er damit sagen: »Hier, die Karte, kommen Sie an Bod, wenn Sie wollen«, daß der Wildhüter sie einfach übersah und zu Lutons Überraschung in vergnüglichem Ton meinte: »Nein, Milord, ich bin mit der Absicht hierhergekommen, eine Goldmine zu finden, und das werde ich auch.«
    »Soll das heißen ...«, stammelte Luton, »Sie kommen nicht mit?«
    »Nein, Milord«, antwortete Fogarty forsch. »Wir sind in ein freies Land gekommen, und ich habe vor, eine Goldmine zu betreiben ... mein eigener Herr zu sein.«
    Es lag kein Groll in dem, was er sagte, auch nicht darin, wie er es sagte, und nachmittags, als ein etwas verwirrter Lord Luton die Falltreppe bestieg, die ihn für immer von Fogarty trennen würde, bewies der Ire noch einmal seinen guten Willen und bot ihm an, die beiden kleinen Gepäckstücke zu tragen, das eine vollgestopft mit in Dawson gekaufter Kleidung, das andere der Rucksack, den er ohne Murren mit eiserner Entschlossenheit die ganze Zeit über geschleppt hatte. »Lassen Sie«, sagte Luton und gab den Rucksack zurück, »der ist für Sie. Der wird Ihnen auf den Goldfeldern nützlich sein«, worauf er, wie es seine Art war, ungerührt weitertrottete.
    Als die Schiffswand immer näher rückte, spürte er plötzlich, daß er nicht mit Anstand von seinem getreuen Helfer scheiden konnte ohne eine Geste der Anerkennung gegenüber dem Menschen, der ihm mit seinem Wurzelgebräu das Leben gerettet hatte. Mit seinem mageren linken Arm ausholend, packte er Fogarty an dessen linker Schulter und sagte mit leiser Stimme, daß keiner der Passagiere ihn verstehen konnte: »Sind ein zäher Bursche, Fogarty.« Dann betrat er das Boot und deutete damit an, daß der Mann aus seinen Diensten entlassen war.
    Fogarty jedoch, als hätte er den Geist unbändiger Freiheit, der Dawson beseelte, bereits in sich aufgesogen, packte im Gegenzug Luton am Arm und wirbelte ihn herum: »Ich habe einen Namen, Milord. Meine Freunde nennen mich Tim. Und hier habe ich etwas für Sie.« In dem Rucksack wühlend, den Luton ihm gerade geschenkt hatte, holte er nach einer Weile die letzte, gehütete Konservenbüchse hervor und überreichte sie Evelyn mit der entsprechenden Ehrerbietung: »Sie haben treu darüber gewacht während unserer langen Reise. Ich bin sicher, Sie möchten sie als Erinnerungsstück behalten.«
    Luton, ohne das Gesicht zu verziehen, ohne mit einer Miene zu verraten, was er über diese Keckheit seines ehemaligen Dieners dachte, nahm die Dose mit einer leichten Verbeugung des Kopfes, als wollte er damit seinen Dank zum Ausdruck bringen, entgegen und sagte dann gleichmütig: »Sie hat ihren Zweck erfüllt, Fogarty. Sie hat uns bis hierher gebracht. Und jetzt, wie Sie sich so elegant ausgedrückt haben, ›wollen wir sie auf den Müll werfen .. .‹« Und mit weit ausholendem Arm, ganz so, als spiele er noch einmal den Werfer beim County-Cricket, schleuderte er die Dose in die Fluten des Yukon. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und stapfte ohne eine weitere Geste des Abschieds auf das wartende Schiff. Es sollte ihm jedoch nicht beschieden sein, gleich beim ersten Versuch an Bord zu gelangen, denn kaum hatte er seinen Fuß auf die Gangway gesetzt, hielt ihn eine rauhe Stimme, gewöhnt, Befehle zu geben, zurück. Er drehte sich um und erblickte den Polizeichef. »Lord Luton«, rief Steele, »diese junge Dame kam heute mit einem dringenden Anliegen in mein Büro. Sie sagt, sie möchte Sie unbedingt sprechen«, worauf er ihm eine Besucherin präsentierte, die Luton von allen Frauen Kanadas am wenigsten sehen wollte.
    Es war Irina Kozlok, jene Schiffbrüchige aus Norddakota, die er an der rauhen Küste des Great Slave Lake aufgelesen hatte, die Frau, die Grund vieler seiner Sorgen gewesen war, als sie in der überfüllten »Sweet Afton« den Mackenzie hinuntergetrieben waren. Was mochte sie in Dawson zu schaffen haben? Und wie in Gottes Namen war sie hierhergekommen?
    Auf den ersten verstörten Blick sah er, daß sie schmuck und selbstsicher wie ehemals war, mit ihrer frisch gereinigten Militäruniform, den schweren Stiefeln und dem flotten kleinen Käppi, das immer schief auf dem Kopf saß, so daß ihr reichliches silberfarbenes Haar darunter hervorlugte. Gegen seine eigene Überzeugung mußte er sich eingestehen: »Junge, Junge, wie die sich herausputzt. Was

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