Klonk!
steif.
»Wo ist das Handbuch?«
»Du hast es weggeworfen«, sagte der Kobold vorwurfsvoll. »Das machst du immer. Deshalb benutzt du nie die richtigen Befehle, und das ist der Grund, warum ich gestern nicht losgegangen bin, um ›meinen Kopf in einen Entenhintern zu stecken‹. Du hast in einer halben Stunde einen Termin bei Lord Vetinari.«
»Ich habe zu tun«, brummte Mumm.
»Möchtest du, dass ich dich in zehn Minuten noch einmal daran erinnere?«
»Sag mir, welchen Teil von ›Geh und steck deinen Kopf in einen Entenhintern‹ du nicht verstehst«, erwiderte Mumm und ließ das Ding wieder in seiner Tasche verschwinden.
Es war also eine halbe Stunde vergangen. Eine halbe Stunde genügte. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als drastische Maßnahmen zu ergreifen. Er hatte bemerkt, auf welche Weise die Zwerge Detritus ansahen – Gerüchte waren ein gefährliches Gift.
Als er vortrat, dazu bereit, Dorfl zu holen und damit eine Menge Probleme zu verursachen, für die Zwerge ebenso wie für ihn selbst, öffnete sich hinter ihm die Tür.
»Kommandeur Mumm? Du kannst hereinkommen.«
Ein Zwerg stand im Eingang. Mumm konnte in der Düsternis nur seine Umrisse erkennen. Und zum ersten Mal bemerkte er das mit Kreide gemalte Symbol über der Tür: ein Kreis mit einer horizontalen Linie.
»Feldwebel Angua wird mich begleiten«, sagte er. Das Symbol bereitete Mumm vages Unbehagen. Es schien nachdrücklicher einen Besitzanspruch zu vermitteln als ein Schild mit der Aufschrift »Mon Repos«.
»Der Troll bleibt draußen«, sagte die Gestalt kategorisch.
»Feldwebel Detritus hält Wache, zusammen mit Korporal Ringgießer«, sagte Mumm.
Diese neue Formulierung einer Tatsache schien einer Überprüfung standzuhalten, was darauf hindeutete, dass der Zwerg zwar viel von hartem Eisen verstand, aber nur wenig von harter Ironie.
Abgesehen von einigen aufeinander gestapelten Kisten war der Flur leer, und die Luft roch nach… Was? Verdorbenen Lebensmitteln. Alten leeren Häusern. Verschlossenen Zimmern. Dachböden.
Das ganze Haus ist ein Dachboden,
dachte Mumm. Hier hörte er das
Bumm-bumm, Klon
k-
k
lonk
in der Tiefe. Es klang wie ein Herzschlag.
»Bitte hier entlang«, sagte der Zwerg und führte Mumm und Angua in einen Nebenraum. Auch dort bestand die einzige Einrichtung aus Holzkisten. Hier und dort standen einige abgenutzte Schaufeln.
»Wir empfangen hier nicht oft Gäste. Bitte habt Geduld.« Der Zwerg verließ das Zimmer. Ein Schlüssel klickte im Schloss.
Mumm nahm auf einer der Kisten Platz.
»Höflich«, sagte Angua. Mumm hob eine Hand an sein Ohr und deutete mit dem Daumen auf den feuchten, fleckigen Verputz. Angua nickte, formte mit den Lippen das Wort »Leiche« und zeigte nach unten.
»Bist du sicher?«, fragte Mumm.
Angua klopfte sich an die Nase. »Ja!« Der Nase eines Werwolfs konnte man nicht widersprechen.
Mumm lehnte sich an eine größere Kiste. Sie bot einem Mann Bequemlichkeit, der gelernt hatte, an eine Mauer gelehnt zu schlafen.
Der Verputz an der gegenüberliegenden Wand war bröckelig, voll grünem Schimmel und alten, staubigen Spinnweben. Aber jemand hatte ein Symbol hineingekratzt, so tief, dass sich der Verputz gelöst hatte. Es war ein weiterer Kreis, diesmal mit zwei diagonalen Linien. Es strahlte Leidenschaft aus; so etwas erwartete man nicht unbedingt bei Zwergen.
»Du nimmst dies erstaunlich gut auf, Herr«, sagte Angua. »Du weißt doch, dass es absichtliche Unhöflichkeit ist.«
»Unhöflichkeit verstößt nicht gegen das Gesetz, Feldwebel.« Mumm zog sich den Helm über die Augen.
Die kleinen Teufel! Spielen Dumme Dussel mit mir. Versuchen, mich zu ärgern. Die Wache darf nichts erfahren? Es gibt keine Sperrgebiete in dieser Stadt. Ich werde dafür sorgen, dass sie das herausfinden.
In der letzten Zeit gab es immer mehr Tiefener in der Stadt, obwohl man sie nur selten außerhalb der Zwergenviertel sah. Selbst dort sah man sie nicht direkt, sondern nur ihre staubigen schwarzen Sänften, von vier anderen Zwergen durch die Menge getragen. Sie hatten keine Fenster – draußen gab es nichts, das ein Tiefener sehen wollte.
Die Stadtzwerge begegneten ihnen mit Ehrfurcht, Respekt und auch, das musste gesagt werden, mit einer gewissen Verlegenheit, wie einem zwar ehrenvollen, aber auch ein wenig durchgedrehten Verwandten. Denn irgendwo im Kopf eines jeden Stadtzwergs gab es eine leise Stimme, die sagte: Du solltest in einer Mine leben, du solltest in den Bergen sein, du solltest
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