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Kloster Northanger

Kloster Northanger

Titel: Kloster Northanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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sie miteinander flüsterten, wenn ihnen etwas einfiel, und ein Händedruck oder ein zärtliches Lächeln den Gedankenaustausch ersetzen mussten.
    Der Tanz begann schon wenige Minuten, nachdem sie sich gesetzt hatten, und James, der ebenso lange wie seine Schwester vergeben war, drängte darauf, sich mit Isabella aufzustellen, aber John war ins Kartenzimmer gegangen, um mit einem Freund zu sprechen, und Catherines Freundin erklärte, nichts könne sie veranlassen, am Tanz teilzunehmen, ohne dass ihre liebe Catherine auch daran teilnehmen könne. »Dass Sie es wissen«, sagte sie, »um nichts in der Welt würde ich mich ohne Ihre liebe Schwester zum Tanz aufstellen, denn wenn ich das täte, wären wir bestimmt den ganzen Abend über getrennt.« Catherine nahm diesen Freundschaftsdienst dankbar an, und sie blieben noch drei Minuten sitzen, bis Isabella, die sich mit James an ihrer anderen Seite unterhalten hatte, sich seiner Schwester wieder zuwandte und sagte: »Meine liebste Freundin, ich fürchte, ich muss dich doch verlassen, dein Bruder ist so unheimlich versessen darauf; ich weiß, es macht dir nichts aus, wenn ich dich allein lasse, und John ist bestimmt jeden Augenblick zurück, und dann kannst du mich ja leicht wiederfinden.« Obwohl Catherine ein bisschen enttäuscht war, war sie zu gutmütig, um zu widersprechen, und da die beiden nun aufstanden, hatte Isabella nur noch Zeit, ihr die Hand zu drücken und zu sagen: »Bis gleich, meine liebste Freundin«, dann waren sie auf und davon. Da die jüngeren Misses Thorpe auch tanzten, war Catherine nun der Gnade von Mrs. Thorpe und Mrs. Allen ausgeliefert, zwischen denen sie sitzenblieb. Sie konnte nicht umhin, sich über Mr. Thorpes Ausbleiben zu ärgern, denn nicht nur war sie aufs Tanzen erpicht, sondern sie war sich auch darüber im Klaren, da niemand die wahren Gründe ihres Sitzenbleibens kannte, mit all den anderen unaufgeforderten jungen Damen die Schande zu teilen, keinen Partner zu haben. In den Augen der Welt entwürdigt zu werden, den Anschein von Schande zu ertragen, während ihr Herz aus lauter Reinheit, ihre Handlungen aus lauter Unschuld bestehen und schlechtes Benehmen anderer die wahre Quelle ihrer Entehrung ist, gehört zu den Umständen, die das Leben einer Heldin auszeichnen und die Tapferkeit, mit der sie sie erträgt, adelt ihren Charakter ganz besonders.
    Aus diesem Zustand der Erniedrigung wurde sie nach zehn Minuten von angenehmeren Empfindungen erlöst; sie sah nämlich – nicht Mr. Thorpe, sondern Mr. Tilney drei Meter von ihrem eigenen Platz entfernt. Er bewegte sich anscheinend auf sie zu, aber er sah sie nicht, und daher erloschen ihr Lächeln und Erröten, die durch sein plötzliches Erscheinen ausgelöst worden waren, ohne ihre Rolle als Romanheldin zu schmälern. Er sah so gut und so lebhaft aus wie immer und sprach angeregt mit einer modisch gekleideten und freundlich aussehenden jungen Dame, die sich auf seinen Arm stützte und in der Catherine sofort seine Schwester vermutete, womit sie gedankenlos die schöne Gelegenheit wegwarf zu befürchten, dass er nun auf ewig für sie verloren sei, weil er schon verheiratet war. Aber da sie nur von arglosen und naheliegenden Empfindungen geleitet wurde, war es ihr nie eingefallen, dass Mr. Tilney verheiratet sein könne, er hatte sich nicht verhalten, er hatte nicht geredet wie die verheirateten Männer, die sie kannte; er hatte eine Ehefrau nie erwähnt und eine Schwester nicht verheimlicht. Und aufgrund dieser Umstände folgerte sie sofort, dass seine Schwester sich nun an seiner Seite befand, und daher saß Catherine, statt sich mit einer todesähnlichen Blässe zu überziehen und an Mrs. Allens Busen in Ohnmacht zu fallen, aufrecht und in vollem Besitz all ihrer Geisteskräfte da, wobei nur ihre Wangen etwas geröteter waren als sonst.
    Unmittelbar vor Mr. Tilney und seiner Begleiterin, die sich ihr weiterhin langsam näherten, ging eine Dame, eine Bekannte von Mrs. Thorpe, und da diese Dame anhielt, um das Wort an jene zu richten, hielten die beiden, da sie zu ihr gehörten, auch an, und als Mr. Tilney Catherines Blick auffing, erwiderte er ihn sofort mit einem Lächeln des Wiedererkennens. Sie lächelte glücklich zurück, und nun trat er auf sie zu und sprach mit ihr und auch mit Mrs. Allen, von der er sehr zuvorkommend begrüßt wurde. »Ich freue mich wirklich sehr, Sie wiederzusehen, Sir. Ich dachte schon, Sie hätten Bath verlassen.« Er war ihr für die Fürsorge sehr

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