Kloster Northanger
weniger bedeutende kamen, die auf den Innenhof blickten und die verschiedenen Flügel des Gebäudes durch keineswegs reizlose Passagen miteinander verbanden, und sie wurde beim Weitergehen durch die Mitteilung versöhnt, dass sie einmal auf ehemaligem Klostergrund wandle, man ihr Überreste von früheren Zellen zeigte, und sie selbst verschiedene Türen bemerkte, die ihr weder geöffnet noch erklärt wurden; zum anderen, dass sie sich erst im Billardzimmer und dann im Zimmer des Generals befand, ohne zu begreifen, wie sie miteinander in Verbindung standen, oder zu wissen, wohin sie sich beim Hinausgehen wenden sollte, und dass sie schließlich durch ein kleines, dunkles Zimmer kamen, das auf Henry als Bewohner schließen ließ und in dem ein Durcheinander von Büchern, Gewehren und Mänteln herrschte.
Vom Esszimmer, das man zwar schon gesehen hatte und täglich um fünf Uhr wieder sehen würde, dessen Länge abzuschreiten sich der General aber dennoch nicht nehmen ließ, um Miss Morland zuverlässig über etwas informieren zu können, woran sie weder zweifelte noch das geringste Interesse hatte, gingen sie auf direktem Weg in die Küche, die alte Klosterküche, wo es massive, verrauchte Wände aus früheren Zeiten und Herde und Warmhalteschränke der Gegenwart in Fülle gab. Die Hand des Generals hatte auch hier vor Verbesserungen nicht haltgemacht. Jede moderne Erfindung, die die Arbeit der Köche erleichtern konnte, war hier, in ihrer geräumigen Wirkungsstätte, eingeführt worden, und wo der Genius anderer versagt hatte, hatte er selbst oft das Fehlende vollendet. Die Ausstattung der Küche allein hätte ihm jederzeit einen hohen Rang unter den Wohltätern des Klosters gesichert.
Bei den Küchenwänden endete die Altertümlichkeit des Klosters allerdings, denn die vierte Seite des Rechtecks hatte der Vater des Generals wegen ihrer Baufälligkeit abreißen und die gegenwärtige an ihrer Stelle errichten lassen. Mit der Verehrungswürdigkeit war es hier vorbei. Das neue Gebäude war nicht nur neu, sondern sah auch so aus. Da es als Wirtschaftsgebäude gedacht und an seiner Rückseite von Ställen abgeschlossen wurde, hatte man auf jede architektonische Einheitlichkeit verzichtet. Catherine hätte rasen mögen über die Sorglosigkeit, mit der man aus purer Zweckmäßigkeit das abgerissen hatte, was alles andere an Wert übertroffen haben musste, und hätte sich die grenzenlose Enttäuschung, durch so entweihte Hallen zu wandeln, gerne erspart, wenn der General es gestattet hätte. Aber wenn er auf irgendetwas stolz war, dann auf seine Wirtschaftsräume, und da er überzeugt war, dass sich für einen Menschen wie Miss Morland ein Blick auf die Einrichtungen und Annehmlichkeiten, durch die die Mühsal ihrer Untergebenen erleichtert würde, auf jeden Fall lohnte, brauchte er sich nicht dafür zu entschuldigen, dass er die Besichtigung fortsetzte. Sie verschafften sich einen schnellen Überblick über alles, und Catherine war wider Erwarten beeindruckt von der Vielfalt und Fortschrittlichkeit der Einrichtungen. Die Arbeiten, für die in Fullerton ein paar beengte Speisekammern und Spülküchen als ausreichend betrachtet wurden, wurden hier in angemessenen Räumlichkeiten, praktisch und weitläufig, ausgeführt. Die Anzahl der Bediensteten, die kamen und gingen, beeindruckte sie nicht weniger als die Anzahl der Arbeitsräume. Wohin sie auch kamen, irgendwo knickste immer ein Mädchen in Holzpantinen oder machte sich ein Diener in unordentlicher Livree aus dem Staub. Und doch war dies ein Kloster! Wie unendlich anders war hier die Wirtschaftsführung als alles, was sie bisher über Klöster und Burgen gelesen hatte, in denen trotz ihrer Northanger überlegenen Größe alle grobe Hausarbeit von allerhöchstens zwei Paar weiblichen Händen erledigt werden musste. Wie sie das schafften, hatte sich Mrs. Allen oft staunend gefragt, und als Catherine sah, wie viele Hände hier benötigt wurden, staunte sie selbst.
Sie kehrten in die Eingangshalle zurück, damit sie die Haupttreppe hinaufgehen und die Schönheit des Holzes und die Verzierungen des reichen Schnitzwerks bewundern konnten. Oben angekommen, wandten sie sich in die entgegengesetzte Richtung von der Galerie, an der ihr Zimmer lag, und stießen bald auf eine weitere, auf gleicher Ebene gelegene, die aber an Länge und Breite großzügiger war. Von hier aus wurde sie nacheinander in drei große Schlafzimmer geführt, die mit ihren Ankleideräumen höchst vollständig
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