Klueger werden und Demenz vermeiden
Organs nur dessen Bereitschaft beschreibt, angebotene Ketonkörper im Bedarfsfall unverzüglich zu verarbeiten. Unsere Vorfahren haben es vermutlich häufig mit unterschiedlichen Nahrungssituationen zu tun gehabt: Mal gab es tagelang gar nichts, mal nur fettes Fleisch und dann wieder jede Menge Beeren. Wichtig war nicht, dass sich der Organismus pausenlos in einem Zustand der Ketose befand, sondern dass er jederzeit und ohne jeglichen Leistungsverlust dorthin gelangen konnte.
Zum Abschluss des Kapitels möchte ich noch auf einige Punkte eingehen, zu denen Sie möglicherweise selbst schon Fragen hatten.
Ein Grund, warum die Medizin allgemein von einer ausschließlichen Glukosenutzung des Gehirns ausgeht, ist – ich erwähnte es eingangs –, dass das Gehirn, anders als alle anderen Körperorgane wie Herz, Leber, Niere, Darm, Muskeln etc., aus freien Fettsäuren keine Energie gewinnen kann, da die Fettsäuren nicht die Blut-Hirn-Schranke überwinden können. Der andere – viel gewichtigere – Grund ist: Mit einer solchen Annahme lässt sich in der Medizinindustrie sehr viel Geld verdienen.
Das führt zu der Frage, wie denn überhaupt die Verarbeitung von Nahrungsfetten im Organismus erfolgt. Bei den Kohlenhydraten ist dies – aufgrund der Prominenz der Diabetes-Erkrankung – mittlerweile schon fast jedem Kind geläufig: Verzehrt man mehr Kohlenhydrate, als der Organismus als Glukose aktuell verarbeiten beziehungsweise speichern kann, wird die überschüssige Glukose mithilfe des Hormons Insulin in die Fettzellen geschleust und dort als Fett (genauer als Triglyceride) gespeichert. Wie ich bereits erwähnte, kann die als Fett gespeicherte Glukose später (fast) nur noch als Fett verbrannt werden, da der Organismus Fett (fast) nicht mehr in Glukose zurückverwandeln kann. Lebt das Gehirn ausschließlich von Glukose, kann es die überschüssigen – und daraufhin in Fett umgewandelten – Nahrungskohlenhydrate nicht mehr verwenden.
Überschüssiges Nahrungsfett wird hingegen völlig anders verarbeitet. Die Fette werden nach ihrer Aufnahme in den Darmzellen zunächst nicht an das Blut, sondern an das Lymphsystem abgegeben (für mittelkettige Fettsäuren – sogenannte MCTs – sieht dies allerdings etwas anders aus: Sie werden über die Leberpfortader ans Blut abgegeben). Über den linken Venenwinkel gelangen die Fette schließlich ins Blut und werden – an der Leber vorbei – direkt zu den Fettzellen transportiert. Anders als Kohlenhydrate (insbesondere Zucker) können überschüssige Nahrungsfette deshalb keine sprunghaften Veränderungen in der energetischen Situation des Organismus bewirken. Insbesondere können sie keine Schäden im Gehirn verursachen, da sie die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden können.
Das Gehirn kann also – anders als die restlichen großen Energie verbrauchenden Organe des Körpers – Fett nur in Form von Ketonkörpern, nicht jedoch als sogenannte freie Fettsäuren verbrennen. Fette erreichen das Gehirn nur, wenn sie zuvor von der Leber in einem Prozess, der sich Ketolyse nennt, aus Fettsäuren in Ketonkörper umgewandelt wurden.
Eine andere Frage ist: Angenommen Sie stellen von heute auf morgen jegliche Zufuhr an Kohlenhydraten oder gar Nahrung ein: Ab wann beginnt Ihr Gehirn dann wieder Ketonkörper für die Energiegewinnung zu nutzen?
Die Antwort lautet: Dies hängt von Ihrer vorherigen Ernährungsweise ab. Ernähren Sie sich so, wie es in den westlichen Industrienationen allgemein üblich ist (nämlich kohlenhydratreich), dann ist mit einer Übergangszeit von 2 bis 5 Tagen zu rechnen – was üblicherweise zu viel für ein stressreiches Berufsleben ist. Im Allgemeinen kann man sagen, dass das Gehirn am Ende des zweiten Tages bereits 60% seiner Energie aus Ketonkörpern bezieht, am Ende des fünften Tages dürften es sogar bis zu 80% sein (siehe Lochs in der Literatur).
Hat man einen solchen Zustand jedoch erst einmal erreicht, dann ist das Gehirn selbst nach mehreren Tagen vorwiegend sehr kohlenhydratreicher Nahrung weiterhin sofort in der Lage, die von der Leber angebotenen Ketonkörper zu verarbeiten, es tut dies dann sogar bevorzugt vor der Glukose.
Im Grunde ist es wie beim Sport: Wenn Sie so trainiert sind, dass Sie problemlos 10 km am Stück laufen können, dann verlieren Sie Ihre Lauffähigkeiten nicht bereits dann, wenn Sie lediglich mal eine Woche auf Ihr Training verzichten. Erst wenn Sie wochen- oder monatelang „faul“ bleiben, geht Ihre Fitness wieder
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