Klueger werden und Demenz vermeiden
Verschlechterung führen. Für beide Hypothesen gibt es gute Argumente. Insbesondere der nachteilige Effekt von Hypoglykämien auf kognitive Funktionen wurde in einer neueren epidemiologischen Studie gut belegt.
Insgesamt sieht Daniel Kopf bei der Begünstigung von Demenz durch diabetische Stoffwechselstörungen die folgenden Mechanismen im Spiel:
Adipositas, fehlende Bewegung und sonstige Störungen im Energiestoffwechsel können die Entstehung von Diabetes mellitus begünstigen, gegebenenfalls aber auch das Risiko für Demenz auf direkte Weise erhöhen. Diabetes wiederum begünstigt eine spätere Demenzerkrankung einerseits durch Gefäßschädigungen aufgrund von Hyperglykämien (zu hoher Blutzuckerspiegel), andererseits aber möglicherweise auch durch die bereits erwähnten behandlungsbedingten (iatrogenen) Unterzuckerungen.
Die Ergebnisse der Arbeit stehen letztlich im vollständigen Einklang mit den im vorliegenden Text geäußerten Vermutungen: Die Ketolysefähigkeit des menschlichen Großhirns gehört zu dessen zentralen und unverzichtbaren Funktionen. Schon Säuglingsgehirne besitzen sie. Sie können ohne sie nicht existieren. Erst bei dauerhafter Anwendung kohlenhydrat- und kalorienreicher Zivilisationsernährungsweisen ohne zwischenzeitliche Nahrungs- beziehungsweise Kohlenhydratpausen deaktiviert sie sich sukzessive. Ab diesem Zeitpunkt ist nicht nur die kontinuierliche energetische Versorgung des Gehirns beeinträchtigt beziehungsweise gar gefährdet, sondern es fehlen dem Organismus dann auch die Mittel, um jederzeit selbst für eine ausgeglichene Energiebilanz zu sorgen.
In der Folge dürfte es verstärkt zu Zivilisationserkrankungen wie Epilepsie, Migräne, Übergewicht, Adipositas, Diabetes, Insulinresistenz, ADHS, Bulimie, Bluthochdruck, chronischer Stress, Depressionen, Demenz und vieles andere mehr kommen. Im Grunde können die genannten Krankheiten und Störungen erst dann sinnvoll therapiert werden (sofern sie danach noch vorhanden sind), wenn das zentrale Defizit, der fehlende Anschluss des Gehirns an den Hauptenergiestoffwechsel des Menschen (den Fettstoffwechsel) zuvor behoben wurde.
Zugleich stehen die Resultate der Arbeit aber auch im Einklang mit den bereits im Kapitel
Die Energiestoffwechsel des Menschen
dargelegten neueren medizinischen Forschungsresultaten zur möglichen Wirksamkeit der ketogenen Diät und generell von Ketonen in der Behandlung der Alzheimer-Erkrankung (siehe Auwera et al., Henderson, Fife und Newport in der Literatur).
5.2 Bluthochdruck
Bluthochdruck gehört zu den wichtigsten Risikofaktoren für Durchblutungsstörungen im Gehirn, denn er kann auf lange Sicht – ähnlich wie es bei zu hohen Blutzuckerspiegeln der Fall ist – Gefäßschädigungen verursachen. Beispielsweise konnte eine medizinischen Studie zeigen, dass es im Mittel schneller zur Demenz kommt, wenn neben den durch die Alzheimerkrankheit verursachten geweblichen Veränderungen (Beta-Amyloid) auch noch Durchblutungsstörungen vorliegen. Eine andere Untersuchung führte vor, dass sich durch die systematische Behandlung von Bluthochdruck die Zahl der neu diagnostizierten Demenzerkrankungen praktisch auf die Hälfte senken ließ.
Damit ist allerdings noch nicht geklärt, warum die untersuchten Patienten überhaupt unter Bluthochdruck litten. Eine Ursache könnte in der bereits des Öfteren erwähnten Sympathikusaktivierung liegen, die sich bei nur von Glukose lebenden Gehirnen im Rahmen der dann fast zwangsläufig häufig auftretenden zerebralen Energiekrisen sehr leicht einstellen kann.
5.3 Stress
Die Ergebnisse einiger Studien deuten darauf hin, dass sich das Demenzrisiko durch chronischen Stress in den mittleren Lebensjahren signifikant erhöhen kann. Insoweit kann es durchaus ratsam sein, bei lang anhaltendem bis dauerhaftem Stress für eine regelmäßige Entspannung beziehungsweise einen sinnvollen Ausgleich zu sorgen.
Allerdings – und auch darauf muss an dieser Stelle hingewiesen werden –, kann die einseitige Ausrichtung des Gehirnstoffwechsels auf Glukose – wie die vorangegangenen Kapitel gezeigt haben – allein schon für chronischen, dauerhaften Stress sorgen, bei Vorliegen von tatsächlichem äußeren Stress vermutlich sogar noch ein ganzes Stück mehr. Die Interpretation der Ergebnisse der entsprechenden Studien ist deshalb weniger eindeutig, als es auf den ersten Blick erscheinen mag.
5.4 Depressionen
Einige Studien weisen darauf hin, dass lang anhaltende Depressionen das Risiko,
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