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Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Titel: Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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Enttäuschung war der Alten deutlich anzusehen, aber sie lächelte tapfer, holte ein winziges Häkeldeckchen aus einer Schublade ihres Eichenschranks und stellte das Wasser vor Birgit auf den Couchtisch. Sich selbst versorgte sie mit einem Likörchen.
    »Tja, also …«, begann sie.
    Ein Handyläuten unterbrach sie. »Moment, bitte.«
    Frau Berger setzte sich eine riesige Brille auf die Nase, fummelte ein iPhone 4 aus der sackartigen Tasche ihrer violetten Strickjacke und las mit gekrauster Nase die SMS.
    Ich war natürlich neugierig, was die Alte da für eine Nachricht bekommen hatte, und las mit: gib mir deckung , stand da. Sie antwortete mit 5 euro . Wucher , kam zurück. Nach einer Minute wieder eine Nachricht: ok . Lächelnd steckte sie das Gerät weg.
    »Der Enkel«, sagte sie und zeigte auf eins der Fotos im Regal. »Früher habe ich ihm Geld zugesteckt, aber seit er jobben geht, bessert er meine Rente auf. Meine Tochter hat ihm das Arbeiten verboten, solange seine Noten so schlecht sind, aber der Junge will Geld verdienen. Ich gebe ihm ein Alibi, er zahlt dafür. So ist allen gedient.«
    Ich wüsste zu gern, bei welchem Job der Typ so viel Geld verdiente, dass es ihm fünf Euro wert war, wenn Oma ihn nicht bei Mutti verpfiff. Frau Berger erhob das Likörgläschen:
    »Aber jetzt: Auf Frau Hauschild! Möge ihre Seele Frieden finden.«
    Sie kippte das Likörchen in einem Zug hinunter und goss sich ein zweites ein.
    »Woher kennen Sie sich denn?«, fragte sie.
    »Von der Uni …«, sagte Birgit. Sie solle vage bleiben, hatte ich ihr eingeschärft. »Aber bitte, was ist denn passiert?« Viele Fragen stellen, damit die Alte gar nicht zum Nachdenken kommt. Birgit hielt sich an den Rat.
    »Frau Hauschild wurde erwürgt. Am Freitagabend. Die Polizei war hier, zwei Herren, der eine sah ja sehr ungepflegt aus, der ist bestimmt nicht verheiratet. Der andere dagegen …«, sie schmatzte mit den faltigen Lippen, »das war ein Hübscher. Der ähnelte ein bisschen dem Volksmusiksänger, den kennen Sie bestimmt. Der mit den dunklen glatten Haaren. Er war nur ein bisschen, nun, wie soll ich sagen … kühl.«
    Sie kippte sich ein weiteres Likörchen in den faltigen Hals. »Oder arrogant.«
    »Konnten Sie der Polizei denn helfen?«, fragte Birgit.
    »Ich habe den Mörder gesehen! Himmel, wenn ich daran denke, dass es genauso gut mich hätte treffen können.«
    Schwupps, das nächste Gläschen auf den Schreck.
    »Es klingelte bei Frau Hauschild an der Tür, das warkurz vor der Tagesschau. Ich höre das Läuten sehr gut, weil im Badezimmer die Lüftung in einem gemeinsamen Schacht verläuft. Ich hab dann zum Fenster rausgesehen – man will ja schon gerne wissen, wer so alles ins Haus kommt –, jedenfalls habe ich da den Mann stehen sehen.«
    Sie gab eine ziemlich zutreffende Beschreibung von Gregor – zumindest, wenn man ihn aus einem Fenster im ersten Stock durch einen Spiegel beobachtet.
    »Als niemand öffnete, zog er ein Handy aus der Tasche und rief eine Nummer an. Offensichtlich erreichte er niemanden. Und dann ging er weg.«
    »Aber dann kann er sie doch nicht umgebracht haben«, sagte Birgit.
    »Er kam ja wieder. Später hat es noch einmal geklingelt, das war wieder er. Und dann, und das habe ich auch den Herren von der Polizei gesagt, dann ging er hinten um das Haus herum.«
    »Was kann er denn da gewollt haben?«
    »Vielleicht wollte er hinten hochrufen. Ich weiß es nicht. Auf dieser Seite hat meine Wohnung keine Fenster.«
    »Und aus der Wohnung, konnten Sie da etwas hören?«, fragte Birgit. »Wo doch der Lüftungsschacht so hellhörig …«
    Frau Berger sackte zusammen. »Das war ja das Komische. Ich habe aus ihrer Wohnung nichts gehört, nachdem sie nach Hause gekommen ist. Sonst schaltet sie als Erstes das Radio ein, einen grässlichen Sender mit furchtbarer Musik. Aber am Freitag kam sie nach Hause, knallte wie immer die Wohnungstür zu, dass alle Wände wackelten, und dann …«
    Birgit war auf die vorderste Kante der Couch gerutscht. »Dann?«, half sie nach.
    »Dann nichts mehr.«
    »Und das haben Sie der Polizei auch gesagt?«, fragte Birgit.
    Frau Berger überlegte. Sie überlegte so lang, dass sie zwischendurch noch ein Likörchen kippen konnte. Dann blickte sie Birgit mit schräg gelegtem Kopf an. »Ich bin mir nicht sicher, ob jemand danach gefragt hat.«
    Birgit ließ sich zurücksinken und nippte an ihrem Wasser.
    »Wie schrecklich«, murmelte Birgit. Ich hatte den Eindruck, dass sie nicht recht

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