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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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Ihr wäre aller Ruhm zugefallen und mir hätte genügt, in ihrer Nähe zu sein.«
    »Doch das erlaubte sie nicht?«, fragte Velon.
    »›Diene dem SCHATTENKÖNIG .‹ Das waren ihre Worte.« Er setzte seine Wanderung durch den Raum fort. »Danach habe ich sie nie wiedergesehen. Ich musste mich damit bescheiden, ihrem Namen nachzuschmecken. ›Lisanne.‹« Mit einem Ruck sah er auf. »Natürlich nur so lange, bis mich das Verbot des SCHATTENKÖNIGS erreichte.«
    »Niemand stellt Eure Treue infrage.«
    Gadior nickte. »Es gab hundert Gerüchte, wohin sie sich gewandt hatte. Überall wollte man sie gesehen haben. Die absurdeste Spekulation besagte, sie sei als Adepta in den Tempel der Mondmutter eingetreten, um Buße zu tun.«
    Bren spannte sich. Die Mondmutter war die höchste Göttin Ilyjias, eines kleinen Reichs im Südosten. Bren hatte mehrfach empfohlen, es zu erobern, um die Mondschwerter zum Schweigen zu bringen. Dieser Ritterorden hatte militärisch keine ausschlaggebende Stärke, Bren hätte gewundert, wenn sie über mehr als dreihundert Paladine geboten hätten. Aber sie waren die unversöhnlichsten Feinde der Schatten und sorgten ständig für Unruhe in den freien Reichen. So etwas mochte sich mit der Zeit aufschaukeln. Doch eine merkwürdige Rücksichtnahme auf einen Pakt mit Eskad, dessen Herrschaftsgebiet südlich an den Nachtschattenwald der Fayé grenzte und Ilyjia beinahe vollständig umschloss, hatte Brens Herren den Vorschlag verwerfen lassen.
    »Das ist natürlich Unsinn«, fuhr Gadior fort. »Ich weiß, wohin sie sich wirklich gewandt hat.«
    Velon verschränkte die Arme vor der Brust. Die Pose gab ihm etwas von einem Richter. »Ihr werdet natürlich nicht zögern, Euer Wissen mit uns zu teilen?«
    Aber Gadior zögerte. So lange, dass das Schweigen unangenehm wurde. »Lisanne«, sagte er dann. »Es ist merkwürdig, diesen Namen wieder zu hören. Ein wenig traurig auch, er weckt das Bewusstsein dafür, was wir verloren haben, als sie die Welt verließ.«
    »Ihr Herz ist unversehrt«, sagte Bren. Jeder wusste, dass auch in der Kammer der Unterwerfung ein Herz verdorrte, wenn sein Besitzer den endgültigen Tod starb.
    »Und doch ist sie unerreichbar. Selbst für den SCHATTENKÖNIG .«
    »Dazu ist das letzte Wort noch nicht gesprochen«, wandte Velon ein. »Ich werde die Suche nach ihr nicht aufgeben, und bislang habe ich noch jeden Auftrag zum Erfolg geführt.«
    »Ja«, sagte Gadior gedehnt. »Das ist etwas, wofür sich auch große Mühen lohnen.«
    » ELIEN VITANS Befehl fragt nicht nach Mühen.«
    Gadior ging an Bren vorbei zum Fenster, sah in die Nacht hinaus. »Ihr braucht mich«, flüsterte er. Bren konnte seine Worte gerade noch verstehen. Velon hätte keine Schwierigkeiten damit, obwohl er weiter entfernt stand. »Nehmt mich mit Euch.«
    Velon setzte sich. »Davon steht nichts in meiner Order.«
    »Aber es ist Euch auch nicht verboten, nehme ich an.«
    »Warum wollt Ihr mit uns kommen?«
    Gadior drehte sich um, fixierte den anderen Osadro. »Ich will es einfach.«
    »Eine forsche Rede für einen Grafen, der mit einem Schattenfürsten spricht.« Brens Hand schloss sich um den Griffdes Morgensterns. Der Stahl könnte Gadior nicht töten, aberihn lange genug aufhalten, damit Velon den Raum verlassen könnte.
    »Was mischst du dich ein?«, knirschte der Gastgeber.
    » ELIEN VITANS Befehl erging an mich im gleichen Augenblick wie an Schattenfürst Velon. Auch ich bin für den Erfolg der Mission verantwortlich.«
    Gadior lachte auf. »Dies ist eine Aufgabe für Unsterbliche. Schoßhunde bleiben besser am Fressnapf, wenn Wölfe auf die Jagd gehen.«
    »Genug, Gadior«, bat Velon. »Kommt zur Sache.«
    Einen Moment noch starrte Gadior Bren an, dann löste er sich. »Es ist eine Weile her. Fünf Jahre vielleicht. Da bekam ich hier in Guardaja Besuch von einem Fayé. Einem Fayé, der alterte . Habt Ihr das schon einmal gesehen?«
    Bren blinzelte. Er wusste nicht viel von den Fayé. Sie waren unsterblich wie die Osadroi, aber sie waren es von Geburt an. Nur bei einem sehr flüchtigen Blick konnte man sie mit Menschen verwechseln, denn sie hatten zwei Ellbogen an jedem Arm und sechs Finger an jeder Hand. Mit dem Bogen galten sie als ebenso geschickt wie bei der Beschwörung von dämonischen Wesenheiten. Beides mochte mit ihren Augen zu tun haben, die nicht denen von Kreaturen glichen, die gänzlich in der greifbaren Welt heimisch waren. Sie waren bunte, wallende Nebel, die an Lande gemahnten, die sich dem

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