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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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wenn man ein Gespür dafür hatte. Ein einzelnes Schwert konnte angreifen, zurückweichen, eine Finte schlagen. Ein Heer von Tausenden konnte das auch, nur langsamer.
    Es war nicht leicht, die Lager zu errichten und zugleich die Pferde zu beruhigen. Auch Schlachtrösser scheuten im Gewitter. Und auch sie mussten zu ihrem eigenen Wohl unter den Willen ihrer Herren gezwungen werden. Wären sie in den Wald gelaufen, wären sie ein Fraß der Wildtiere geworden, auf dem freien Feld aber das bevorzugte Ziel der Blitze, die einfach nicht nachlassen wollten. Immer wieder krachten sie herunter, oft begleitet vom Splittern des Holzes. An verschiedenen Stellen flammten Feuer im Wald auf, bis der Regen sie niederzwang.
    Ein erschrockenes Wiehern ließ Bren herumfahren. Ausgerechnet jetzt blieb der nächste Blitz aus. Dabei war Bren sicher, dass es sich hier nicht nur um das Scheuen vor der Naturerscheinung gehandelt hatte! Das Geräusch war lauter gewesen, schriller!
    Tatsächlich setzten aufgeregte Rufe ein. Die Jahre auf dem Schlachtfeld ließen keinen Zweifel daran, was Bren hörte. Schwerter wurden blankgezogen. Bren brauchte kein Licht, um den Morgenstern vom Sattel zu lösen, seine bevorzugte Waffe fand er blind. Er umfasste den Stab und die doppeltgelegte Kette, damit die stachelbewehrte Kugel nirgendwo anstieß. Der Hengst spürte die Anspannung seines Reiters und begann zu tänzeln.
    Dann endlich der nächste Blitz! An einer Gruppe von drei eng beieinanderstehenden Eichen drängte sich ein Dutzend ondrischer Krieger mit ihren Pferden. Einer lag am Boden, ein Pfeil ragte aus seiner Brust. Mehr war nicht zu erkennen, bevor die Dunkelheit zurückkehrte.
    Bren gab dem Pferd die Sporen, zwang es zum Ort des Geschehens. Neben ihm bellte Sutor.
    Er hörte seine Truppe eher, als dass er sie sah. Einige undeutliche Bewegungen, das war alles. Er zügelte das Ross, löste den Schild und schob ihn über den linken Arm, als der nächste Blitz niederging. »Meldung!«, brüllte er.
    »Bogenschützen, Herr!« Mehr als das Offensichtliche war wohl nicht bekannt.
    Etwas knallte gegen Brens Schild, er spürte einen harten Schlag. Einen größeren Gefallen hätte ihm der Gegner nicht tun können. Jetzt kannte er die Richtung. »Mir nach!«, rief er.
    Falls der Schütze nochmals schösse, würden die Sturmböen seinen Pfeil verwirbeln. Bren wusste, dass Fayé weit besserim Dunkeln sahen als Menschen, aber er hütete sich, seinen Hengst galoppieren zu lassen, obwohl er damit die Zeitspanne verkürzt hätte, die er benötigen würde, um den Angreifer zu erreichen. Auch das Pferd sah nichts in dieser Dunkelheit. Er brauchte einen …
    … Blitz! Da fand Bren den Feind! Ein helles Gesicht, umrahmt von Blattwerk, den Bogen auf ihn gerichtet. Das Laub war groß und fleischig, schmiegte sich um den dürren Leib. Es passte nicht zur umgebenden, kahlen Wintervegetation. Bren gab dem Pferd die Sporen und ließ die Stachelkugel frei. Hinter ihm schrien die Männer. Auch sie hatten den Gegner erkannt.
    Der Hengst brach durch das Buschwerk. Er ließ sich nicht von den knickenden Zweigen beirren. Die nächsten Blitze zeigten den Fayé sehr nah, und sie offenbarten auch, dass er nicht allein war. Die anderen hatten sich besser getarnt, aber aus dieser Nähe half ihnen das nichts. Sie tauschten die Bögen gegen Schwerter. Merkwürdige, aber äußerst schnelle und geschickte Bewegungen mit den jeweils zwei Gelenken an jedem Arm.
    Bevor der Erste seine Nahkampfwaffe parat hatte, ließ Bren den Hengst steigen. Er lehnte sich nach vorn, um nicht aus dem Sattel zu fallen, während die eisenbeschlagenen Vorderhufe gegen Brust und Kopf des Fayé traten. Als das Pferd herunterkam, schlug Bren zu. Blind, denn der Blitz war erloschen. Er spürte keinen Widerstand, hatte also sein Ziel verfehlt. Geduld, mahnte er sich.
    Als das nächste Mal Helligkeit über den Himmel gleißteund die dunklen Schatten der Baumkronen auf den Waldboden warf, erkannte er die Bewegung des Davontaumelnden. »Fass, Sutor!«, rief er. Der Kriegshund schoss voraus, den Leib gestreckt, als wolle er einen Wurfspeer nachahmen.
    Ein Schrei kündete davon, dass die Reißzähne guten Halt fanden. Schnaubend trabte der Hengst voran.
    Nur einen Augenblick leuchtete der nächste Blitz. Das reichte aus. Bren hatte bereits ausgeholt, jetzt schlug er zu. Der Zug der Kugel ließ nach, die Kette erschlaffte, als er traf. Er hörte Sutors Knurren. Der Hund würde sich im Hals verbeißen, darauf war er

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