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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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ist.«
    »Nur kurz«, sagte Ilion über die Schulter, während er sie einen sanften Hügel hinabführte. Neben einem Teich, auf dem weiße Blüten trieben, an denen sich flatternd in der Luft stehende Vögel mit langen Schnäbeln labten, sah Bren einen gebogenen Tisch mit einigen Sesseln und einem Thron.
    Velon faltete noch im Gehen die Hände vor dem Bauch. »Wir mussten in den vergangenen Nächten eine etwas karge Kost erdulden.« Damit konnte er nur die Kristalle meinen, in denen die Essenz gespeichert war. Anscheinend schmeckte sie schal im Vergleich zu einer frischen Ernte, die direkt aus einem Menschen gezogen wurde. »Vielleicht hättet Ihr etwas für uns? Jung und weiblich wäre angenehm.«
    »Sialas, kümmere dich darum«, befahl Ilion. »Und sieh nach, wo Alenias bleibt.«
    Einer der Wächter verbeugte sich gehorsam.
    »Ich werde mich Euch anschließen«, sagte Bren.
    Ilion hielt inne. »Wollt Ihr uns nicht Gesellschaft leisten? Für Euresgleichen haben wir genug aufgetischt.«
    »Ich bin noch nicht hungrig«, behauptete Bren.
    Gadior lachte. »Verzeiht, Majestät. General Stonner wäre die ganze Nacht unruhig, dürfte er sich nicht selbst davon überzeugen, dass wir sicher sind. Tut ihm den Gefallen, ich bitte Euch.«
    Ilion zögerte, nickte dann aber und setzte den Weg fort.
    Sialas war nicht gesprächig. Bren gefiel das, er war damit beschäftigt, einen Sinn in das zu lesen, was ihm seine Augen auf dem Weg durch den lichten Wald zeigten. Die Helligkeit an sich war schon eine Merkwürdigkeit. Trotz des Winters standen die riesenhaften Bäume in vollem Laub, gaben nur selten den Blick auf die Sterne frei. Dennoch war es hell, weil Licht aus ihren Blättern sickerte, als wäre es flüssig. Wie Tau oder Mehlstaub, der zu Boden sank. Aber dort sammelte es sich nicht, es gab keine Schicht, die sich auf das Gras gelegt hätte, wenn man von vereinzeltem Glitzern absah, als spiele eine winzige, leuchtende Fee auf den Halmen. Bei jedem Atemzug hatte Bren das Gefühl, hier sei die Natur … richtig . So, wie die Götter sie gemeint haben.
    Er schalt sich für den Gedanken. Er diente Herren, diesich von den Göttern losgesagt hatten. Und eigentlich sollte das auch für die Fayé gelten. Schließlich waren sie entgegen der Anweisungen der Ewigen in der Welt geblieben, waren nicht auf die Schiffe gegangen, als der Rest ihres Volkes die Reise über das Meer der Erinnerung angetreten hatte. Sie waren in ihrem Trotz geblieben. Die Götter hatten sie daraufhin verflucht, und nun wandten sie sich an Geister und Dämonen, um zu erzwingen, was ihnen früher freiwillig gegeben worden war.
    Dieser Ort konnte nur ein Überbleibsel sein, erkannte Bren. Erschaffen vor Jahrtausenden von den Fayé vor ihrer Auswanderung, musste er die Zeit überdauert haben. Eine vergessene Zuflucht inmitten eines verfluchten und geschändeten Waldes, der größer war als die meisten Königreiche. Abgesehen von Ondrien, dem Nordschattenland, natürlich.
    Sialas führte sie zu einem Bereich, in dem die gewachsenen Strukturen offenbar nicht boten, was die Fayé brauchten. Das krumme Holz, aus dem die Palisade gefügt war, wirkte an diesem Ort wie eine Beleidigung. Der Boden, in den sie gerammt war, sah aus, als ob er eiterte.
    Sialas ließ sich davon nicht beeindrucken. Zwischen zwei Torwachen hindurch betrat er das Areal. Er zeigte auf einen Baumriesen, der von der Palisade umschlossen wurde. »Dort werdet Ihr fündig. Sucht Euch aus, was Ihr braucht. Ich hole derweil Alenias.«
    In dem Baum tat sich eine verspielt gewachsene Öffnung auf. Bren trat ein. Auch im Innern war es nicht vollständigdunkel, das Holz gab einen Schimmer ab, der Schlafende nicht stören würde, aber eine Orientierung erlaubte. Bren sah, dass Sitzflächen aus den Wänden wuchsen, bedeckt mit weichem Moos, sogar eine Liege. Auf dem Boden lag Spielzeug, eine Puppe, ein Steckenpferd, ein aus leichten Zweigen geflochtener Ball, versehen mit bunten Bändern, die flatterten, wenn man ihn warf. Bren hockte sich hin und drehte einen Kreisel. Als Kind hatte er einen gehabt, in den Löcher eingearbeitet gewesen waren, die ein besonderes Surren erzeugt hatten. Dieser hier war einfacher. Dennoch musste Bren lächeln, während er ihm zusah. Irgendwann reichte der Schwung nicht mehr aus, das Spielzeug kam ins Trudeln, kippte und kullerte in einem Kreis aus.
    Bren stieg die Treppe hinauf. Das nächste Stockwerk war leer, aber darüber fand er einen Schlafsaal. Wie vermutet traf er ein

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