Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
Vom Netzwerk:
ins Dämmerlicht hielt, erkannte er, dass es ein Helm war. Er war verbeult und hatte seinen Glanz verloren, wo er Rost angesetzt hatte. Eine umlaufende, blanke Kante begrenzte die schwarze Grundfarbe. Sein Träger war vermutlich an dem Axthieb gestorben, von dem ein Riss im Metall über dem Halbvisier zeugte.
    »Dieses Geschenk erklärst du besser rasch, Ribunn.« Bren nahm den Morgenstern von seiner Schulter.
    Kiretta hob die Hände, eine Geste, die wohl beschwichtigend gemeint war, aber wegen des stählernen Hakens ihre Wirkung verfehlte. »Ich habe ihm zugesichert, dass er unversehrt bleibt.«
    »Das hier ist ein ondrischer Helm«, stellte Bren fest. »Solche Formen sind in der Garde üblich. Ich wüsste zu gern, wie er in seinen Besitz gekommen ist. Sein Zustand lässt vermuten, dass er nicht gegen Gold getauscht wurde.«
    »Lasst mich erklären, Herr.«
    »Genau dazu habe ich dich aufgefordert.«
    »Früher war Tamiod kein Land der Dunkelheit. Die Sonne ging über den Bergen auf und verschwand wieder hinter dem Seelennebel, wie es heute die Sterne und die Monde tun.«
    Bren hockte sich hin, um das Gesicht des Knienden studieren zu können. »Dein König sagt etwas anderes.«
    »Er ist nicht mein Herr. Wer mich tötet, erschlägt einen freien Mann. Und der König lügt, ebenso wie Elutan, sein Bruder. Sie verstehen es mit großem Geschick, jeden zu töten, der die Wahrheit kennt, weil sie wissen, dass die Wahrheit gefährlich für sie ist.«
    »Dass die Dunkelheit hier nicht ewig ist?«
    »Was war, kann wieder sein. Die Sonne kann wieder steigen, und die Menschen können wieder frei sein, so wie unsere Väter es gekannt haben.«
    Bren sah Kiretta an.
    »Ich habe Euch versprochen, dass es interessant werden würde«, sagte sie grinsend.
    »Mein Vater kannte eine Welt, die nicht friedlich war, aber in der Kämpfe noch zwischen Menschen geführt wurden. Ausschließlich zwischen Menschen. Dorf gegen Dorf, Sippe gegen Sippe. Es endete, als Krieger mit diesen Helmen auftauchten. Niemand weiß, woher sie kamen. Sie töteten viele, blieben aber nur kurz. Als sie verschwunden waren, entstand eine neue Art von Feindschaft unter uns. Einige Dörfer schlossen sich zusammen. Sie überfielen abgelegene Siedlungen, raubten Menschen, oft auch lebend. Bald darauf kamen die Chaque. Sie zogen von Osten heran. Befehligt wurden die Chaque schon damals von Menschen. Sie kamen nicht ausschließlich, um zu töten. Sie nahmen ihre Gefangenen mit sich, um sie nie wieder freizulassen.«
    »Sie kamen aus dem Osten?«
    »Ja, aus den Bergen.«
    »Aber Ondrier hätten von Westen kommen müssen. Aus dem Seelennebel, wie wir.«
    »Ich berichte nur, was mein Vater mir sagte, und er hat mich nie belogen. Die Bruderkönige kamen noch später, vor etwa dreißig Jahren. Unter ihrem Befehl blieben die Chaque, besetzten die Dörfer und die Städte, verbrannten viele Siedlungen.«
    »Wie zählt ihr die Jahre, wenn ihr keine Sonne habt?«
    »Wir haben Schriften, die uns lehren, ihren Lauf aus den Mondzyklen zu errechnen. Sie wurden gerettet, als die Chaque Tamiod im Namen der Brüder unterwarfen. Etwa zu dieser Zeit tauchten auch Pflanzen auf, die wir bisher nicht kannten. All die Sorten, die in der Dunkelheit Licht geben. Es ging sehr schnell. Manche Menschen fügten sich willig, wurden zu Traumlenkern.«
    »War es ihnen wirklich eine solche Verlockung, im Nichtstun ihr Leben zu vergeuden?«
    Kiretta lachte auf. »Ihr seid seltsam, Ondrier! Seht Euchunsere Mannschaft an. Könnte sie für ein solches Leben anheuern, wie sie es in den letzten Stunden gekostet hat, würde kaum einer zögern. Nicht jeder ist zu Feldlager und Waffenstahl erzogen.«
    »In der Tat«, grinste Bren. »Unverständlich.«
    »Nachtstein und Blutstein entstanden, die Pyramiden wurden errichtet. Ein gewaltiges Menschenopfer. Hunderte starben auf den Baustellen.«
    Bren dachte an die Kathedralen seiner Heimat. Der Kult war ebenfalls nicht zimperlich, wenn es galt, der Größe der Schatten Monumente zu schaffen.
    »Beide Pyramiden wurden beinahe zum gleichen Tag fertiggestellt. Kurz darauf wurde ein fürchterliches Ritual vollzogen. Tausende wurden geopfert, um den Traum zu nähren. Es war ein Traum von Dunkelheit.«
    »Seitdem geht die Sonne nicht mehr auf«, vermutete Bren.
    Ribunn nickte. »Ich wurde in der Dunkelheit geboren, aber die Hoffnung auf das Licht lässt mich leben.«
    Bren knetete den Stab seines Morgensterns in der Faust. Es half ihm beim Überlegen. »Das sind in der

Weitere Kostenlose Bücher