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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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seufzte. »Also gut, ich will Euch nicht unglücklich sehen. Entbietet den Schattenherren meine Grüße, ich werde sie zu gegebener Zeit wieder empfangen und dann ihre Fragen erörtern. Überzeugt Euch also vom Wohl Eurer Schützlinge, aber seid wieder hier, wenn Stygron eine Handbreit überdem Horizont steht.« Er zwinkerte. »Ihr werdet träumen, Bren Stonner.«
    Auf der endlos langen Treppe dachte Bren darüber nach, was genau das in diesem Land wohl bedeuten mochte, ›träumen‹. Und darüber, ob es nicht ungewöhnlich war, dass man in Tamiod die gleichen Namen für die drei Monde verwendete wie in Ondrien.

    Am Fuß der Pyramide wurde Bren von zweien seiner Krieger erwartet. Sie begleiteten ihn durch die von kühlem Pflanzenlicht erhellten Straßen Blutsteins. Inzwischen wusste Bren, dass die Blätter nicht kontinuierlich leuchteten. Im Gleichklang schwoll ihre Helligkeit etwa zehn Stunden lang an, um dann über den gleichen Zeitraum abzunehmen, als atmeTamiod mit den langsamen Zügen eines alten Drachen, die die Pflanzen gleich Kohlen anfachten und abkühlen ließen.
    Die Ondrier waren in einem Stadtpalast untergebracht. Bren hatte erheblich prachtvollere Bauten gesehen. Die Schulzen kleiner Städte, die unter sein Schwert gefallen waren, hattenin größerem Luxus gelebt. Der Bau war zweistöckig und lang gezogen, die Steinschnitzarbeiten an seiner Fassade bewiesen handwerkliches Geschick, aber keine künstlerische Meisterschaft.
    Goran hatte wahr gesprochen, als er versichert hatte, Brens Leute hätten alles, was sie nur wünschen könnten. Auf dem kleinen Platz vor dem Palast waren Tische aufgebaut, von denen überreichlich getafelt worden war. Wein wartete in gedrehten Krügen, Sutor fraß von einem Braten, der zu Boden gefallen war. Die Piraten hatten ausgiebig gezecht, einige hatten es nicht in die Betten geschafft. Einer schlief auf zwei rothäutigen Schönen, deren Kleider den Boden zu einem weichen Lager machten. Tamiod würde wohl noch vor Ablauf eines Jahres viele Kinder sehen, die deutlich blasser wären als ihre Mütter.
    Die Schattenrosse standen abgespannt neben ihrer Kutsche. Eines von ihnen schnaubte in der Lautlosigkeit, die seiner Art zu eigen war, Rauch in die Luft.
    Die Osadroi hatten, ihrer Gewohnheit folgend, Räumlichkeiten im Untergeschoss bezogen, leicht zu verteidigen durch die ondrischen Krieger. Dorthin wollte Bren gehen, aber noch bevor er den Palast betrat, kam Kiretta ihm entgegen. Sie wirkte zu frisch, als dass sie an dem Gelage hätte teilgenommen haben können. »Auf ein Wort, General«, bat sie. Ihr Gesicht war ungewöhnlich ernst.
    Da er Kiretta nicht als jemanden kennengelernt hatte, die leichtfertig um eine Unterredung ersuchte, blieb er stehen und bestätigte ihre Bitte mit einem Nicken.
    »Nicht mit mir. Jemand anderes erwartet uns. Nehmt Eure Eskorte mit, wenn Ihr wollt. Die ondrische Disziplin wird ihr Schweigen wahren.«
    Sie führte sie neben dem Palast in eine Seitengasse, dann noch ein Stück durch die Straßen Blutsteins, bis sie einen Hain erreichten, der von einem Dutzend Eichen gebildet wurde. Zwischen den leuchtenden Pflanzen Tamiods war er eine dunkle Insel.
    »Das reicht«, sagte Kiretta und blieb am ersten Baum stehen.
    »Ich ahne, wen Ihr mir präsentieren werdet.«
    »Das würde mich überraschen. Ich wusste es bis vor ein paar Stunden selbst noch nicht.«
    »An einem so abgeschiedenen Ort wird sich niemand verbergen, der in der Öffentlichkeit Blutsteins sprechen könnte. Also ist es kein Bote des Königs und kein Angehöriger der Oberschicht. Jemand aus Nachtstein wäre möglich, einer, der mit dem Ausgang des Wettstreits unzufrieden ist. Aber das glaube ich nicht. Die Brüder sind so vertraut miteinander, dass ihre Gesandten sich bestimmt jederzeit werden aufsuchen können und kein Verlangen nach Heimlichkeit haben. Dazu kommt, dass ich das Wohlwollen bemerkt habe, mit dem Ihr die Rebellen in diesem Fischerdorf betrachtet habt. Euer Blut ist aufrührerisch, das muss an Eurer Profession liegen.«
    »Bislang scheint Ihr mit meinen Diensten recht zufrieden.«
    »Unbestritten. Aber wir wollen den Mann nicht zu lange warten lassen.« Er wandte sich an das Dunkel zwischen den Bäumen. »Ribunn? Ist das dein Name? Du kannst herauskommen!«
    »Euer Verstand ist so scharf wie mein Haken«, murmelte Kiretta, als der Rebellenführer hinter einem Stamm vortrat.
    Ribunn fiel vor Bren auf die Knie. Er reichte ihm einen klobigen Gegenstand.
    Als Bren ihn nahm und

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