Knecht – Die Schattenherren II
tief wie dieWirklichkeit zu malen vermag.« Die Begegnung war ihmwillkommen, er wollte nicht länger über den Weg in dieSchatten sprechen, der drohte, zu lang für sein Leben zuwerden.
Ligata drehte ihnen das Gesicht zu. »Ihr seht eine leere Hülle.« Feuchtigkeit schimmerte auf ihren Wangen.
Stygron stand erst knapp über dem Horizont. Genug Zeit, um ein wenig mehr zu erfahren, entschied Bren. Er verließ die Treppe und stieg auf die Quaderreihe, auf der sich Ligata niedergelassen hatte. »Ich sollte besser im Süden sitzen«, sagte sie bitter.
»Auf der Seite, die für die Unterwerfung steht?«, fragte Bren. »Warum? Ihr seid hier doch hochwillkommen. Man hat um Euch gekämpft.«
Sie schnaubte. »Und jetzt hat man mir alles genommen.«
»Ihr lebt noch«, stellte Kiretta nüchtern fest.
Ligata starrte nach vorn, ins Leere. »Sie haben mir den Jäger im Dickicht genommen.«
»Das Bild mit der Raubkatze?«
»Ich habe den König angefleht, weil ich es brauche. Umso mehr, da meine Gehilfen nicht bei mir sind. Ohne Vorlage werde ich nicht imstande sein, die Farben abzumischen und die Striche zu setzen.«
»Es ist Euch einmal gelungen, also werdet Ihr es wieder tun können.«
Schnaubend schüttelte sie den Kopf und starrte ins Nichts.
»Warum haben sie Euch das Bild genommen?«, wollte Kiretta wissen.
Sie bekam keine Antwort.
»Wir werden erwartet«, sagte Bren und ging wieder zur Treppe.
Einer der Chaque auf der Plattform wandte den Insektenkopf und musterte Kiretta, schien aber keine Bedrohungzu erkennen und nahm wieder seine ursprüngliche Haltung ein.
Im Raum zwischen den Vorhängen war der Rauch der Rauschkräuter so dicht, dass er die Sicht trübte. Süßer Geruch weitete Brens Nase. Er wusste nicht von allen Farbtupfern zu sagen, ob sie wirklich in den Schwaden trieben oder lediglich in seinem Kopf existierten.
Goran schien seine Krone ständig zu tragen. Auch jetzt saß der metallische, rot schimmernde und mit sägenartig eng gesetzten Zacken versehene Reif auf seinem Kopf. »Ihr habt Begleitung mitgebracht.«
»Inspiration«, grinste Bren und zeigte auf die Frauen, die zwischen den Traumlenkern lagen. Von denen hatte allerdings keine eine Waffe, geschweige denn einen messerscharf geschliffenen Haken, groß genug, um einem Ochsen damit das Leben aus dem Schädel zu ziehen. Man hätte Kiretta töten müssen, um ihn von ihrer Hand zu schneiden.
Goran lachte. »Ihr findet die Blumen meiner Stadt also nicht lieblich genug. Nun gut, erfreut Euch am Duft Eurer eigenen!« Er zeigte auf einige Kissen, vor denen eine langstielige Pfeife in einem Gestell stand.
Bren spürte, wie Kiretta innerlich grollte, aber sie schwieg.
»Ich hörte«, sagte Bren in beiläufigem Tonfall, während sie sich niederließen, »Ihr ließt Ligatas Bild zur Feuerburg schicken.«
Zorn flammte über Gorans Gesicht. Seine Unterarme zuckten, die Finger zu Krallen gebogen.
Bren glitt einen halben Schritt zurück, gab sich aber nicht der Illusion hin, dass er einem Angriff des Osadro hätte entkommen können. Auch die Verteidigungshaltung, in die seine Arme ohne bewusstes Zutun glitten, hätte wohl nur wenig genützt.
Doch Goran hielt inne. Es kostete ihn sichtlich Mühe, seine Kiefer mahlten, bevor sich eine wächserne Maske über das Gesicht legte und er die Hände sinken ließ. »So. Hörtet Ihr das.«
Treffer, dachte Bren, als sich die Leere, die sein Verstand in Erwartung eines Kampfes geschaffen hatte, wieder mit Gedanken füllte. »Ja, das erzählt man sich auf den Straßen. Muss ein interessanter Ort sein, diese Feuerburg.«
»Wer berichtete Euch davon?«
Bren zuckte mit den Schultern und hoffte, dass es einigermaßen unbekümmert wirkte. »Ich kenne ihn nicht. Einer von denen, die meine Truppen mit Köstlichkeiten versorgen.«
»Um diese schwatzhaften Leute werde ich mich wohl kümmern müssen.«
»Ich weiß nicht, ob ich ihn wiedererkennen würde. Das Licht war schlecht.«
»Macht Euch keine Mühe. Ich werde mich um sie alle kümmern.« Ein grausames Lächeln verzog Gorans Lippen.
Bren runzelte die Stirn. Die Menschen dieses Landes sind nicht mein Problem. »Gefiel Euch das Bild nicht mehr? Oder ist es nur eine Leihgabe?«
»Von der Feuerburg kehrt nichts zurück.«
»Das sagt man in meiner Heimat vom Seelennebel.«
»Und ist es nicht wahr?«
»Ich hoffe, wir können diese Weisheit widerlegen.«
»Ihr wollt uns doch nicht so bald verlassen? Woran mangelt es Euch?«
»Ihr wisst, wo unsere Pflicht gebunden
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