Knigge fuer Individualisten
gut zu
beraten. Das kann dauern – vor allem, wenn ein heiterer Kunde Scherze macht.
Machen Sie bitte einen Unterschied zwischen Dynamik und Drängelei; schneller
werden Drängler sowieso nicht bedient. Und sich an der Supermarktkasse
anhören zu müssen, Sie hätten sich an der Warteschlange vorbeigemogelt – das
passt bestimmt nicht in Ihr Selbstbild. Über den Preis zu verhandeln ist
schon eher Ihr Ding. Sie wissen aber, dass den Befugnissen der Verkäufer
Grenzen gesetzt sind, richtig? Verlangen Sie ruhig, den Vorgesetzten zu
sprechen; die unangenehme Diskussion mit Ihnen delegiert der Mitarbeiter
sicherlich gern an seinen Chef. Vergreifen Sie sich aber nicht im Ton.
»Bitte« und »danke« sind in Ihrem Wortschatz vorhanden, und Deeskalation ist
für Sie doch auch okay.
Der Kauf ist getan, die Ware eingepackt. Pragmatische Shopper tragen sie in
ihrer Einkaufstasche oder in einem Stoffbeutel nach Hause; das Label ist
ihnen gleichgültig: Jute statt Plastik!
Auf einen Drink oder zwei:
Ausgehen mit Bekannten
Wenn Sie sich gern an die traditionellen Spielregeln halten, ist
für Sie klar: Ein Herr lädt eine Dame ein, holt sie an ihrer Haustür ab und
bringt sie dorthin zurück. Wer ein Zusammensein lieber praktisch, locker oder zügig gestaltet, hat für solche Formalitäten kein Verständnis. Okay: Es muss ja
auch nicht sein. Doch auch für Sie erleichtern Absprachen das Ausgehen.
Wollen Sie – als Mann oder als Frau – ins Kino oder auf
einen Drink einladen? Tun Sie das. Und
spiel en Sie von Anfang an mit offenen Karten: »Heute lade ich
euch ein.« Wollen Sie nicht einladen? Dann
tun Sie es nicht. Zögern würde aber Unsicherheit erzeugen:
Gehen Sie deshalb zielstrebig, strahlend oder natürlich, ganz auf Ihre Art,
an die Kinokasse und kaufen Sie Ihre Karte.
Im Restaurant: Informieren Sie die Servicekraft beim
Bestellen: »Wir zahlen getrennt.« Im Ausland würde diese Bemerkung
irritieren: In den meisten Ländern teilen die Gäste die Gesamtrechnung durch
die Personenzahl – wenn nicht einer für alle zahlt. »Du hattest aber eine
Cola mehr als ich!«, solche Genauigkeit wird dort nicht angestrebt. Und im
englischen Pub ist es üblich, Runden auszugeben. Bloß nicht ein einzelnes Pint holen gehen.
Sitzen Sie mit Bekannten zusammen, und eine Person kommt
unangemeldet hinzu? Gehen Sie dem Neuankömmling entgegen. Erklären Sie ihm,
dass Sie mit Freunden im Gespräch sind. Sagen Sie ihm, dass Sie sich freuen,
wenn Sie ihn bald wiedersehen. Würden Sie jedoch lieber Ihr Herz und Ihre
Arme öffnen? Tun Sie das – doch nicht ohne Absprache mit den Personen, mit
denen Sie verabredet waren: Ihnen stehen Ihr Herz und Ihre Arme als Ersten
zu. Fragen Sie Ihre Tischrunde: »Darf er sich zu uns setzen?« Vielleicht
kann der oder die »Neue« ja einen wertvollen Beitrag zum Gespräch und zur
Gruppendynamik leisten.
Erreichbar – allzeit
und überall? Mobil telefonieren
Die Empfehlungen fürs Telefonieren in der
Öffentlichkeit kennen Sie: Verzichten Sie
aufs Handy in Kino, Theater, Konzertsaal, Ruhezonen im Zug sowie dort,
wo innere Einkehr, Genesung, Genuss und Entspannung gesucht werden:
Kirchen, Praxen, Kliniken, Restaurants, Wellness-Räume. »Wo nicht
geraucht wird, wird nicht tele foniert«, – diese Regel gibt es
leider nicht. Schön wär’s schon; dann müssten Sie sich nicht überall intime
Details hören, die in die Welt posaunt werden. Sie müssen sich als Zuhörer
aber nicht fremdschämen. Sie können Laut-Sprecher freundlich, aber bestimmt
um Rücksicht bitten. Sie können, wenn Ihnen das eher liegt, lachend oder
gütig fragen, ob Sie all das wirklich wissen sollen oder ob es nicht klüger
wäre, für das Telefonat den Raum zu wechseln. Sie können sogar kurz und
knackig auf die Regeln pochen: »Hallo! Telefonierverbot.« Alles geht. Am
glaubwürdigsten sind Sie, wenn Sie selbst Ihren Erwartungen auf die beste
Weise entsprechen.
BLAMAGE-PROPHYLAXE
Sie wollen als Privatperson eine gute Figur machen?
Dann vermeiden Sie zu Ihrem eigenen Vorteil diese
Verhaltensweisen:
Andere ignorieren: beim Grüßen
übersehen, einen Gruß nicht erwidern, eine Hand ausschlagen, den
Blick entziehen, Äußerungen überhören
Menschen abwerten: sich gegenüber
Personen mit hohem Status zuvorkommend und zugewandt verhalten,
Kollegen gegenüber nicht
Wertschätzung verweigern: den Rücken
zuwenden, die
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