Knigge fuer Individualisten
»Herr von …« ersetzt.
Keine Eiszeit: Smalltalk für
ein gutes Klima
Schaffen Sie in Beratungsgesprächen, bei
Besprechungen, selbst bei unangenehmen Verhandlungen eine gute Atmosphäre;
fallen Sie nicht mit der Tür ins Haus. Diese Etikette-Empfehlung gefällt Lockeren und Natürlichen: Für sie ist der Mensch
Mittelpunkt – mit seinen Erlebnissen, Plänen, Befindlichkeiten: »Sie waren
mit den Enkeln an der Ostsee? Wie herzig!« Als Traditionelle wollen Sie nicht über
Privates sprechen. Ihr Trost: Das wird gar nicht erwartet. Ihr Besucher hat
nicht vor, sich mit Ihnen über die stuhlregulierende Wirkung von Weizenkleie
auszutauschen. Das Wetter, die Bilder im Flur, die neue Teesorte, alles was
Sie gemeinsam haben und tun, kann Thema sein. Dynamische nennen solche Themen banal. Sind sie auch. Deshalb
sind sie für diese Phase der Begegnung so gut: Besucher müssen erst einmal –
auch innerlich – ankommen, Gesprächspartner wollen sich beschnuppern. Nicht
überzeugt? Dann halten Sie die Klimaphase kurz, aber lassen Sie sie nicht
ganz weg. Beraten, diskutieren, verhandeln, streiten können Sie immer noch
( mehr zum Smalltalk > ).
Telefonieren: ein Hörspiel in drei
Akten
Beim Telefonieren sieht die Person am anderen Ende der
Leitung Sie nicht; daher leitet sie alle über den reinen Wortinhalt
hinausgehenden Informationen, alles Emotionale und Atmosphärische aus Ihrer
Stimme und Ihrer Sprechweise ab. Vor dem Telefonieren – vor allem für
schwierige Verhandlungen – Kernsätze notieren, tief ausatmen. Die
Meldeformel aus Gruß, Firmen-, Vor- und Nachnamen sprechen. Immer freundlich
beginnen. Immer. Gerade sitzen bzw. stehen und gehen, lächeln, nicken. Am
Ende »einen schönen Tag« wünschen. Das ergibt ein gutes Bild. Weil es gut
klingt.
»Das ist doch wohl nicht
Ihr Ernst!«: Reklamationen
Ein Kunde, der sich nobel zu benehmen weiß, bringt
Enttäuschungen (Frau Georg nie zu sprechen) und Probleme (neuer PC stürzt
ab) klar und sachlich vor. Er macht es Ihnen leicht, konstruktiv mit ihm
über das weitere Vorgehen zu verhandeln ( mündlich > , schriftlich >
Leider verhalten sich manche Kunden aber wie Tyrannen.
Da sagt Knigge heute: Vergelten Sie Unhöflichkeit nicht mit Unhöflichkeit.
Der Kunde ist einzigartig, sein Problem nicht. Traditionelle halten sich an die
Fakten. Fertig. Ein kleines Zeichen von Mitgefühl glättet die Wogen: »Da
haben Sie schon wieder Pech; das tut mir leid.« Als Natürlicher geben Sie dem Kunden das
Gefühl, er sei the one and only. Vorsicht aber mit der Aussage »Ich kann Sie so gut verstehen.« Er könnte sie
später gegen Sie verwenden. Lockere stellen gern Gemeinschaft her. Dem Kunden nützt es aber nichts, wenn Sie ihm
erzählen, wie Frau Schulz und Herr Alt das gleiche Problem gelöst haben.
Bleiben Sie bei ihm und bei der Sache. Für Dynamische ist eine Reklamation das
ideale Zuhörtraining: Was genau hat der Kunde, was genau will er? Nicht
klar? Nachfragen. Lassen Sie den Kunden ausreden. Bis zum
Schluss.
BLAMAGE-PROPHYLAXE
Sie wollen Kunden, Vorgesetzte, Kollegen für sich
einnehmen? Einen guten Stand im Unternehmen haben? Anerkannt sein und
Anerkennung geben? Dann gehen Sie diesen
Tretminen aus dem Weg:
andere im Unklaren lassen: sich
nicht vorstellen, Leute nicht miteinander bekannt machen,
Visitenkarten vorenthalten, Platz und Weg suchen lassen, Agenda
von Meetings geheim halten, Ziele und Pläne
verschweigen
Respekt vorenthalten: Rangfolge
missachten, beim Sprechen unterbrechen, Visitenkarten ungelesen
weglegen, Informationsbedarf ignorieren, Namen auslassen oder
falsch aussprechen, Titel und Grade weglassen, keinen Platz
anbieten, sich vor dem Kunden hin- und auf den besten Platz
setzen
Chancen verschenken: keine Präsenz
zeigen, unvorbereitet in Gespräche gehen, Ziele ungeklärt
lassen, sich unterbrechen lassen, unberechtigte
Kritik einstecken
Wie kann man sich ewig den Kopf über seine Kleidung
zerbrechen? Das fragen sich oft Natürliche und Dynamische und auch Lockere:
Der Inhalt zählt! Leider nicht nur. Denn gut gekleidete Kunden werden besser
bedient, und attraktive Menschen verdienen mehr als andere. Attraktiv ist
dabei, wenn eine Person und ihr Äußeres stimmig sind. Also bitte nicht Geld
in eine Nasenkorrektur investieren, sondern Zeit für die Frage: Wer bin
ich?
Man kann nicht keinen Eindruck hinterlassen. Dabei ist
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