Knigge fuer Individualisten
Kleidung ein wirksames, wenn auch nicht das einzige Mittel für
Vorschusslorbeeren. Es reicht nicht, ein Paar saubere Schuhe aus dem Schrank
zu holen, man sollte auch seine Gesichtszüge ordnen.
KLEIDER MACHEN LEUTE … ERFOLGREICH!
Laut einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts kann der
Arbeitgeber »eine Kleidung verlangen, die der Art der Tätigkeit, den
allgemeinen Erwartungen der Kunden an das Auftreten von Mitarbeitern und dem
Niveau der angebotenen Leistungen angemessen ist.« Über die Folgen für den
Einzel- und oft Streitfall liest man häufig: z. B. in der F. A. Z. Ende 2010
»Die IT-Abteilung trägt Armani« und Anfang 2011: »Schlüpfer nach
Vorschrift«. Oft müssen Richter in Kleidungsfragen zwischen den Interessen
des Arbeitgebers und der Privatsphäre eines Mitarbeiters abwägen.
Im Folgenden geht es um die übliche Geschäftskleidung und
die Gründe, warum Vertreter vieler Branchen weltweit diese Uniform tragen.
Schlechte Nachrichten für Individualisten? Nein. Es handelt sich nur um eine
Orientierungshilfe; die Bandbreite der Interpretation wird von Ihrer
Branche, Ihrem Unternehmen, Ihrem Team, Ihrer Rolle dort und nicht zuletzt
Ihrem individuellen Stil bestimmt.
Wollen Sie seriös und kompetent wirken, fragen Sie
sich nur:
Womit gehe ich auf Nummer sicher?
Was geht darüber hinaus auch?
Womit stoße ich an Grenzen?
Kleidung im Business und anderen
Jobs
Früher traten der Handwerker im Blaumann und der Arzt
im weißen Kittel auf; jeder war an seiner Dienstkluft – neudeutsch Corporate Fashion – zu erkennen.
Heute kommen Ärztinnen im Mickymaus-Shirt, Pfarrer in Jeans und Schreiner im
Sakko daher. Und warum sollte ein Lehrer nicht wie seine Schüler die
geliebte Kombi Jeans + T-Shirt tragen? Warum eine Grafikerin nicht das
giftgrüne Strickkleid? Warum keine gemusterten Strümpfe dazu? Solange die
Kleidung dem Eindrucks-Ziel entspricht – why not? »Erlaubt ist, was
gefällt«? Nein: Gut ist, was zu Ihnen, Ihrer Rolle und Ihrem Umfeld passt
und Ihren Zwecken dient. Drei Tage am Stück das gleiche (»Wohn-«)Hemd zu
tragen, ohne ihm eine Kur in der Waschmaschine zu gönnen, ist nicht gut.
Laufmaschen in der Strumpfhose auch nicht. Gepflegt sollte jede Kleidung
sein.
Eine große Berufsgruppe entscheidet sich aber gegen diese
Freiheit. Sie ist auf der ganzen Welt auf Anhieb zu erkennen:
Vorstandsvorsitzende, Managerinnen, Unternehmensberaterinnen, Banker: die
Repräsentanten des »großen Geldes« bzw. der Macht pflegen ihrer Branche und
Firma (Corporate Identity) entsprechend ihr Corporate Design. Weil Kontinuität Sicherheit verleiht. Und weil sie
dem Bild vom idealen Vertreter der Branche entsprechen und so Vertrauen
gewinnen wollen. »Wir managen die Welt oder wenigstens ein Stück davon.« Das
drückt der Business-Dresscode aus. In anderen Berufswelten sind Abweichungen möglich und oft sehr sinnvoll,
weil praktisch und zielgerecht.
Das hat es mit no brown after six auf sich
Dass Herren nach 18 Uhr keine braunen Schuhe tragen
sollen, ist Ihnen wohl nicht neu. Die Regel greift allerdings zu kurz.
Generell gilt in der strengen Business-Etikette: No brown in town, im Geschäftsleben
( town = Stadt = Geld
verdienen) keine warmen Farben, denn sie mindern den Status, bei Frau und
Mann.
Wie das? Kalte Farben stehen für Seriosität,
Verlässlichkeit und Diskretion. Deshalb sind die typischen Geschäftsfarben
für Anzüge und Kostüme Blau und Grau. Seit einigen Jahren ist – außer in
sehr traditionellen Unternehmen – Schwarz hinzugekommen, das bei strenger
Auslegung dem gesellschaftlichfestlichen Umfeld bzw. Traueranlässen
vorbehalten ist.
Kalte Farben machen mächtig. Wollen Sie wie eine mächtige
Person wirken? Tragen Sie kalte Farben. Kontraste steigern den Effekt:
dunkelblaues Kostüm mit weißer Bluse, Anzug in Anthrazit mit weißem Hemd und
blauer Krawatte usw.
FARBEN REFLEKTIEREN
Stehen Ihnen ausgerechnet die kompetent wirkenden
kalten Farben nicht gut? Wählen Sie Ihre Basics wie Kostüm und Anzug
in den zu Ihrem Farbtyp ( > ) passenden Varianten der Business-Farben,
z. B. einem helleren Blau oder einem weichen Grau. Kombinieren Sie
diese Stücke individuell mit Hemden, Blusen, Krawatten und Tüchern in
den Farben, die Ihnen einen gesunden, lebendigen Ausdruck verleihen.
So schlagen Sie eine tragfähige Brücke zwischen der Wirkung nach außen
und der Wirkung auf
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