Knigge fuer Individualisten
ab; der Spiegel sagt Ihnen, ob’s geht.
Und was ist mit Leinen? Leinen knittert nicht edel; es knittert. Bei Hitze verschaffen Sie
sich am besten Erleichterung durch atmungsaktive Stoffe und lockere
Schnitte.
Ist das Shirt ein
adäquater Ersatz für eine Bluse? Jein. Ein Kragen wirkt, weil
sich die Sehgewohnheiten seit 150 Jahren am Mann als Geschäftspartner
orientieren, etwas geschäftsmäßiger; Traditionelle und Dynamische nutzen
diesen Effekt. Im Shirt ohne Jacke wirken Sie kleiner, schmächtiger, weniger
kompetent als mit Bluse – vor allem neben einem Mann, der größer und breiter
ist als Sie. Wenn Sie als Lockere oder Natürliche aber lieber Shirts tragen
und im Kundenkontakt oder bei einer Präsentation die Jacke anbehalten, ist
das okay. Hauptsache, Sie halten Ihr Dekolleté bedeckt und gewähren keine
»tieferen Einsichten«.
Welche Bluse ist richtig? Verbringen Sie den ganzen Tag im Geschäft, sind atmungsaktive Stoffe
wie Baumwolle das A und O.
Wenn die Bluse aus Rock oder Hose rutscht,
ist sie zu kurz.
Tragen Sie sie über dem Rock, wie es Lässige
und Natürliche tun? Achtung,
damit sie nicht unter dem Jackett hervorschaut; das wirkt mädchenhaft
und kratzt an Ihrem Status.
Klafft ein Knopfloch auf, ist die Bluse zu
eng. Haben Sie oben herum zu viel Muskulatur aufgebaut? Im
Fitnessstudio andere Übungen machen.
Rosa, die »Farbe der Mädchen«, wirkt weich
und liebenswert. Junge lässige Frauen erscheinen damit vielleicht zu
liebenswert und zu wenig tough, dynamische Powerfrauen hingegen sehen damit
weniger streng aus.
»Niedliche« Rüschen und Blümchen bei
dynamischen und natürlichen Frauen irritieren den Betrachter.
Doppelmanschetten oder auffällige Streifen
kombiniert mit weißem Kragen heben Ihren Status; das kann bei der
karriereorientierten Powerfrau über das Ziel hinausschießen. Genau wie
eine knallrote Satinbluse unter schwarzem Jackett; die sollte schon
sehr weiblich geschnitten sein, damit andere nicht mental vor Ihnen
strammstehen.
Ob Sie den Blusenkragen auf oder unter dem
Revers tragen, entscheiden Sie individuell beim Blick in den Spiegel:
Bei welcher Variante wirkt Ihr Kinn spitzer, bei welcher runder?
Überhaupt: Wie soll es wirken?
Vom Dekolleté bis in die
Haar- und Fingerspitzen
Wie tief darf der
Ausschnitt sein? Wie bei Rock- und Ärmellänge und der Frage
»Strümpfe ja oder nein?« spielt hier das Alter mit: Pfirsichhaut macht sich
besser als Orangenhaut. Sie sollten Ihren Körper so weit bedecken, dass Ihr
Gegenüber noch eine Chance hat, Ihnen ins Gesicht zu gucken.
Wie sollten die Fingernägel
einer Geschäftsfrau aussehen? Der jenseits der Fingerkuppe oval
gefeilte Nagel gilt als Idealform. Natürliche und dynamische Frauen ziehen
kürzer geschnittene Nägel vor; lässige, die den Rand des gerade noch
Möglichen austesten, wirken mit längeren eckigen Nägeln schlüssig. Vorsicht
mit auffälligen Lacken: Ihre Hände sind ein wesentliches Instrument im
Gespräch. Damit sie kein Eigenleben führen und ihre Gesten nicht von ihren
Inhalten ablenken, werden für Businessfrauen dezente – farblose oder rosa
bis rote – Lacke empfohlen.
Wie viele Schmuckstücke sind
akzeptabel? Schmuck sollte Ihre Persönlichkeit unterstreichen,
nicht das Augenmerk des Betrachters auf sich ziehen. Daher ist jedes Element gut, das die
Aufmerksamkeit des Betrachters zu Ihrem Gesicht lenkt. L ange,
baumelnde Ketten, klimpernde Armbänder, mehrere funkelnde Ringe und ein
uneinheitlicher Stilmix lenken das Interesse des Gegenübers von Ihrem
Anliegen ab.
Stimmt es, dass nur kurzes
Haar businesslike ist? Die Frisur bleibt ein Geschlechtsmarker.
Ein praktischer Kurzhaarschnitt lässt – ob zu Recht, sei dahingestellt –
darauf schließen, dass es der Trägerin mehr um die Arbeit geht als darum,
sich aufzuhübschen. Mit zurück- oder hochgebundenem langem Haar erreichen
Sie diesen Profi-Effekt aber genauso gut. Wollen Sie – locker, lässig oder
damenhaft – das Haar offen tragen? Es aus dem Gesicht zu streichen, senkt
den Status. Lieber gut fixieren.
Sind Piercing und Tattoo
noch immer tabu? Aus der Ecke des Verruchten sind sie
inzwischen heraus. Doch selbst wenn Bundespräsident Christian Wulff über das
Tattoo seiner Frau urteilt, es sei »kein Problem« – im klassischen Business
könnte es durchaus eines sein. Als Aussage werden Körperdekorationen an
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