Knochen-Poker
sich. Irgendwann musst du dir noch einen neuen Job suchen, um vor seinen Nachstellungen sicher zu sein.«
Glenda verdrehte in gespielter Verzweiflung die Augen. »Ja, das sehe ich auch so.«
Uns führte der Weg wieder ins Vernehmungszimmer, wo die beiden Männer schon warteten und von einem uniformierten Kollegen bewacht wurden, der sich zurückzog, als wir den Raum betraten. Tony Lecci und Walter Slade sahen ziemlich geknickt und zerknautscht aus. Sie schienen mies geschlafen zu haben, wenn überhaupt.
»Na?« fragte ich. »Haben Sie es sich überlegt?«
»Was denn?« fragte Lecci mit rauher Stimme.
»Ihre Aussage.«
»Wir haben nichts zu sagen.«
»Da sollten Sie Ihre Meinung sehr schnell ändern«, meinte Suko. »Oder wollen Sie für wen auch immer die Köpfe hinhalten? Die Person, die Ihnen den Auftrag gegeben hat, wird Sie nicht schützen können, das sollte Ihnen doch klar sein.«
Lecci hob nur die Schulter, während sein Kumpan Slade zu Boden starrte.
»Ihr könnt uns gar nicht festhalten«, sagte Lecci plötzlich. Seine Stimme hatte einen trotzigen Unterton bekommen.
»Doch!« widersprach ich. »Sie haben uns angegriffen. Das kostet immer etwas. Ich sagte Ihnen schon in der Nacht, dass Sie schlecht aussehen werden, wenn wir Ihnen beweisen, dass Sie die Grabräuber sind. Da kommen Sie schlecht raus.«
Lecci dachte wieder nach. Er knetete seine Wangen, fuhr durch sein Haar und auch über den Bart, der sein Gesicht wie ein Stoppelfeld bedeckte. Schließlich atmete er tief ein. »Was wäre für uns drin?«
»Zumindest könnten wir einiges vergessen.«
»Was denn?«
»Das kann ich Ihnen sagen. Der Angriff auf uns würde in der Schublade verschwinden. Vorbestraft sind Sie nicht. Was die Grabräuberei angeht, so könnten wir uns dahingehend äußern, dass Sie uns kräftig bei der Auflösung des Falles geholfen haben.«
»Hört sich nicht schlecht an!« meldete sich Walter Slade. »Ich traue den Bullen nicht.«
»Sind Ihre Erfahrungen so schlecht gewesen? Oder sind es einfach übernommene Vorurteile?«
»Weiß nicht.«
»Ach«, sagte ich. »Da wäre noch etwas. Man hat noch in der Nacht angerufen und mich gewarnt. Es war eine regelrechte Drohung. Dagegen bin ich empfindlich.«
»Wir haben damit nichts zu tun«, sagte Lecci schnell.
»Ich weiß, aber mir wurde klar, dass hinter dem Fall mehr steckt, als Sie beide vielleicht denken, weil Sie ja nur Mitläufer sind. Sie verstehen, nicht wahr? Es ist Ihre einzige Chance, noch ziemlich ungeschoren davonzukommen.«
»Ja, sag's ihm«, meinte Slade. »Ihr Freund ist vernünftiger.«
Tony Lecci nickte schließlich. »Gut, ich werde es Ihnen sagen. Es ist sowieso egal. Wir beide sind arbeitslos. Jeden Morgen gehen wir los und suchen uns einen Job im Hafen. Mal kriegen wir was, mal nicht. Eines Tages sprach uns jemand an. Ein Exporteur. Er brachte uns in eine Kneipe und fragte, ob wir auch schweigen könnten, wenn wir einen bestimmten Job übernehmen würden. Okay, wir waren blank und sagten zu. Erst dachten wir ja, es wäre was mit Rauschgift und so. Irrtum, wir sollten Gräber aufbrechen und Knochen hervorholen. Die bekam er dann und schickte sie weg.«
»Wohin?«
»Keine Ahnung.«
»Wie heißt der Mann?«
»Leonard Osborne.«
Ich schaute Suko an, er mich. Beide hoben wir die Schultern. Uns sagte der Namen nichts. »Wo wohnt er?«
»Der hat seinen Laden im Hafen, glaube ich.«
»Okay, fahren wir hin.«
»Und was geschieht mit uns? Lassen Sie uns jetzt frei?«
Ich lächelte. »Noch nicht. Wir werden Ihre Angaben erst überprüfen. Haben Sie einen festen Wohnsitz?«
»Ja.«
»Das ist günstig.« Ich rief den Beamten herein, der vor der Tür gewartet hatte. »Sie können die beiden wieder abführen.«
»Geht in Ordnung, Sir.« Wie zwei geprügelte Hunde schlichen sie davon.
Suko fragte: »Glaubst du, dass dieser Leonard Osborne der Anrufer gewesen ist?«
»Dann müsste er Amerikaner sein.«
»Vielleicht ist er das.«
»Wir werden sehen, komm.«
Ins Büro zurückgekehrt, hatte Glenda für uns einen frischen Kaffee zubereitet. »Na, Erfolg gehabt?« fragte sie.
»Ja, die beiden haben geredet.«
»Und?«
»Mal sehen, was dabei herausgekommen ist. Jedenfalls haben wir jetzt einen Namen. Leonard Osborne, ein Spediteur. Könntest du seine Adresse heraussuchen?«
»Mach ich.«
Wir tranken den Kaffee. Glenda gab uns die Anschrift und lieferte die Telefonnummer gleich mit. Bis zum Hafen war es ziemlich weit. Ich wollte die Strecke nicht umsonst
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