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Knochen-Poker

Knochen-Poker

Titel: Knochen-Poker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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fahren und klingelte zunächst einmal bei Osborne an. Eine Telefonistin erklärte mir, dass Mr. Osborne im Moment nicht zu sprechen sei.
    »Er ist aber da?« fragte ich nach.
    »Natürlich. Wen darf ich melden?«
    »Ich rufe dann später noch mal zurück.«
    »Gern.«
    Wir mussten in den Londoner Osten, wo sich auch der Tower und die Tower Bridge befinden. Nicht weit entfernt befanden sich die Docks und die Piers und auch die entsprechenden Anlagen, wie die Filialen oder Hauptsitze zahlreicher Transportfirmen.
    Wir blieben auf der Südseite der Themse und rollten über die breite Jamaica Road, die als Ausfallstraße von Trucks und Transportern benutzt wurde.
    Leonard Osbornes Firma befand sich zwischen diesen Straßen und dem Fluss. Es war eine Gegend für sich. Auch die Menschen, die hier ihr Brot verdienten, gehörten zu einer besonderen Art. Sie mussten hart arbeiten und wussten am Feierabend, was sie getan hatten.
    Zwischen Lagerhäusern und Bürobaracken rollten wir hindurch, verfuhren uns zweimal und hätten neben einer Tankstelle fast eine Kollision mit einem vollbeladenen Truck gehabt.
    Schließlich erreichten wir doch unser Ziel, rollten durch ein offenes Tor, das eine rote Ziegelsteinmauer unterbrach, und erreichten ein Gelände, über dessen Größe ich mich wunderte. Eine Seite wurde von einer langen und gleichzeitig breiten Laderampe eingenommen. Vier große LKWs wurden beladen.
    Ein Mann mit feuerroten Haaren stand auf dem Hof und brüllte zwei Fahrer an, die wohl nicht termingerecht abgeliefert hatten. »Wenn ihr das noch einmal macht, ihr Schleiereulen, seid ihr entlassen!«
    »Aber Chef, wir sind aufgehalten worden!«
    »Das juckt mich nicht. Dann pappt euch meinetwegen Flügel an und zischt ab.«
    Wir standen hinter dem Schreier, der erneut Luft holte und uns nicht bemerkt hatte. Ich tippte ihm auf die rechte Schulter und trat blitzschnell zurück. Das war auch nötig, denn der Rothaarige fuhr wild herum. Dabei holte er noch Luft und setzte zu einem erneuten Schrei an. »Was sollen…«
    »Sind Sie Leo Osborne?«
    Sein Mund klappte zu. »Bullen?«
    »Polizisten«, antwortete Suko sanft, aber dennoch schneidend. »Sogar Scotland Yard.«
    »Ach du Scheiße.« Er nickte seinen beiden Fahrern zu. »Und ihr verduftet am besten. Aber schreibt euch meine Worte hinter die Ohren.«
    »Okay, Chef!«
    »Und was wollen Sie?«
    »Können wir das vielleicht in Ihrem Büro bereden?« fragte ich.
    Das Gesicht mit den zahlreichen Sommersprossen, die wie Flecken aussahen, verzog sich. »Ist es etwas Ernstes?«
    »Das kommt auf Sie an.«
    »Wieso?«
    »Bitte, lassen Sie uns hineingehen.«
    Wir hatten Leo Osborne leicht unsicher und nervös gemacht. Er wischte seine Hände am grauen Kittel ab und sagte: »Ich gehe dann vor.«
    Wir mussten um die Rampe herum, wo sich ein kleiner Parkplatz befand, auf dem die Wagen der Angestellten standen. Die Scheiben der Fenster sahen bleigrau aus. Ebenso grau wie die Treppe, die wir hochstiegen, um den Eingang zu erreichen. Osborne stieß eine Glastür auf und führte uns in einen ebenfalls grau wirkenden Flur. Nur hatte die Farbe an den Wänden noch einen grünen Schimmer bekommen. Sein Büro war ähnlich nüchtern, die Besucherstühle hart. Auf dem Schreibtisch herrschte ein leichtes Chaos. Damit die Blätter nicht durch irgendeinen Durchzug davonflogen, stand auf ihnen ein großer Aschenbecher aus Metall. In ihm lag eine dicke Zigarre. Sie war zur Hälfte aufgeraucht. Osborne bot uns die harten Stühle an. Er selbst hockte in einem mit Patina überzogenen Ledersessel. »So, was gibt es?«
    »Es geht um Ihre Geschäfte.«
    »Daran ist nichts auszusetzen.«
    »Möglich«, sagte ich. »Was werfen Sie mir vor?«
    »Sie exportieren in die Staaten?« fragte Suko.
    »Ja, das ist nicht verboten.«
    »Es kommt auf die Fracht an.« Diesmal hatte ich gesprochen. Suko und ich warfen uns die Bälle gegenseitig zu.
    »Wie meinen Sie das?« Osborne konnte plötzlich leise sprechen. Seine Augen hatten den wachsamen Blick eines Falken bekommen. Die Hände lagen noch ruhig übereinander.
    »Exportieren Sie auch Gebeine?« fragte Suko.
    »Wie?«
    »Stellen Sie sich nicht noch dümmer an, als Sie es schon sind, Osborne«, sagte ich hart. »Sie haben richtig gehört. Gebeine. Aber Sie können auch Knochen dazu sagen. Und zwar Knochen, die von Londoner Friedhöfen geholt worden sind.«
    Osborne lachte und legte seinen Kopf dabei nach hinten. Seine Reaktion war viel zu aufgesetzt, um echt zu sein. »Ich

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