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Knochen-Poker

Knochen-Poker

Titel: Knochen-Poker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihm im Halbdunkel, wo der Schein der Schreibtischleuchte nicht mehr hinreichte. Es war ein verdammt komisches Gefühl, sie im Rücken zu wissen. Mehr als einmal war über Osbornes Körper ein kalter Schauer gelaufen. Auch jetzt hörte er ihre Schritte, als sie sich ihm näherten. Er wagte aber nicht, sich umzudrehen. Statt dessen begann sein Herz schneller zu schlagen. Vampire wollen Blut - Menschenblut. Und er war ein Mensch. Was sollte sie daran hindern, ihn zu überfallen und ebenfalls zu einem Vampir zu machen.
    Direkt hinter seinem Stuhl verstummten die Schritte. Osborne saß vorgebeugt, so lag die Rückenlehne frei. Auf deren Rand legte Killing Star beide Hände. Er atmete nicht. Wenn er sprach, redete er fließend und auch mit einem leicht drohenden Unterton in der Stimme. »Wird der Bulle zu dir kommen, Osborne?«
    »Ja, er hat es mir versprochen.«
    »Wann ist er hier?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wenn er kommt, wirst du ihn in die Halle führen und ihm erklären, dass du uns dort hineingehen sehen hast. Ist das klar?«
    Osborne schwitzte noch mehr. »Ja, ich habe verstanden.«
    »Gut, dann führe uns jetzt hin.«
    Der Spediteur setzte sich steif hin. »In die Halle?« fragte er.
    »Wohin sonst?«
    Osborne stand auf. Er tat es schwerfällig. Noch immer zitterte er vor Angst. Er dachte daran zu fliehen, wenn die Bullen kamen. Falls er dann noch lebte.
    Der Vampir war zurückgetreten, um ihm Platz zu machen. Blue Boy Jackson wartete an der Tür. Er war ebenso bleich wie sein Kumpan. Die Augen glänzten wie Kohlenstücke, die jemand mit Lack beschmiert hatte. Sein Mund stand offen. Die beiden längeren Vampirzähne drückten mit ihren Spitzen in die weiche Unterlippe. Aus der Schublade nahm Osborne noch den Schlüsselbund und ging vor. Hinter sich hörte er die schleichenden Schritte der Untoten. Um in die Halle mit der langen Laderampe zu gelangen, musste er über den Hof, auf dem nur eine der fünf Halogenlampen brannte. Die anderen strahlten nur auf, wenn des nachts Fahrzeuge beladen wurden.
    »Halt dich im Schatten«, wurde ihm gesagt. »Du weißt ja, wir mögen kein Licht.«
    »Ich verstehe.«
    Osborne tat alles, um die Vampire nicht zu reizen. Er kam sich vor, als würde er selbst neben sich hergehen und eigentlich nur einen Alptraum erleben. Leider gab es kein Erwachen in einem weichen Bett. Er musste das Grauen weiterhin miterleben. Dabei lauschte er dem Klang seiner Schritte. Auf dem Pflaster verhallten sie schnell. Die einzige Lampe brannte rechts von ihm. Sie zeichnete einen bläulichweißen Lichtkegel in die Luft.
    Zwei Lastwagen standen auf dem Hof. Sie sollten morgen erst beladen werden und noch nach Schottland fahren. Auch die breiten Stahltüren der Rampe waren geschlossen. Um in die Halle zu gelangen, mussten sie die Rampe hinter sich lassen, eine schmale, von einem Eisengeländer beschützte Treppe hochgehen und die Tür aufschließen. Etwas schwerfällig schwang sie nach innen. Osborne blieb zögernd auf der Schwelle stehen. Dicht hinter ihm hielten sich die beiden Untoten auf.
    »Sind Menschen in der Halle?« wurde er gefragt.
    »Nein, niemand.«
    »Geh vor!«
    Osborne betrat das stockdunkle Innere. Er wollte Licht machen. Als seine Hand den Schalter berührte, spürte er plötzlich die kalten Finger auf seiner Haut. »Nein, kein Licht, mein Lieber. Wir finden uns im Dunkeln gut zurecht.«
    »Natürlich!«
    Der zweite Vampir ging an ihm vorbei. Er lief fast lautlos und auch geduckt. Die Umrisse der hohen Container an der linken Seite waren nur mehr zu ahnen. Gegenüber befanden sich Hochregale. Sogar ein Gabelstapler war vorhanden. Die anderen vier standen draußen. Die Finger des Blutsaugers lösten sich von Osbornes Hand und wanderten über seinen Rücken bis hoch zum Nacken, wo sie fest zugriffen und wie eine eiskalte Klammer wirkten.
    »Wenn du uns reinlegen willst, merken wir das sofort. Dann werden wir dich vernichten. Hast du mich verstanden?«
    »Ja!«
    »Sobald der Bulle bei dir erscheint, schickst du ihn in die Halle. Alles andere machen wir.«
    »Und was passiert, wenn er tot ist?«
    Der Vampir lachte. »Er wird sterben und zu einem neuen Leben erwachen«, erklärte er flüsternd. »Das begreifst du doch - oder?«
    »Nein.«
    »Spielt auch keine Rolle. Geh jetzt wieder in dein Büro und warte auf den Bullen.« Der Griff löste sich, Osborne atmete wieder durch und zog sich erst zurück, als auch der zweite Vampir die Halle betreten hatte und mit der Dunkelheit verschmolzen

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