Knochen-Poker
war.
Leo zog sich zurück. Ihn störte schon das Quietschen, als er die Tür schloss. Über die Stufen der Treppe stolperte er hinweg. Danach rannte er fluchtartig auf sein Bürogebäude zu und ließ sich schwer atmend auf den Schreibtischsessel fallen.
Seine Augen hatten einen stumpfen Blick bekommen. Er wusste nicht, ob er sich richtig verhalten hatte. Sollte er Sinclair nicht doch warnen, wenn er kam?
Osborne kam zu keinem Ergebnis. Zudem gelang es ihm nicht, seine wirren Gedanken zu konzentrieren. Aus dem Schrank holte er eine halbvolle Flasche Gin. Er setzte sie an und trank das Zeug wie Wasser. Danach wartete er mit flatternden Nerven…
***
Nicht nur ich, auch Suko wunderte sich darüber, dass auf dem Ladehof der Spedition nur eine Lampe brannte und der größte Teil des Geländes im Dunkeln lag. Wir folgten dem Verlauf des Scheinwerferteppichs und stoppten neben dem Bürogebäude, um auszusteigen.
»Hier riecht es so komisch«, sagte Suko beim Aussteigen.
»Wieso?« Ich atmete laut durch die Nase ein. »Nach einer Falle riecht es hier.«
»Meinst du?«
Der Inspektor schnippte mit den Fingern. »So etwas ist mir in Fleisch und Blut übergegangen.«
»Wenn du das sagst.« Ich war schon vorgegangen und schaute auf die Scheibe, hinter der Licht brannte. Osborne saß an seinem Schreibtisch, hatte unsere Ankunft jedoch bemerkt und erhob sich. An der Bürotür trafen wir zusammen.
Ich roch zunächst seine Ginfahne, sagte aber nichts. Osborne ging rückwärts in sein Büro, wo nur eine Lampe brannte, die zudem auf dem Schreibtisch stand.
»Sie sind sehr unvorsichtig«, sagte ich. »Weshalb?«
»Man kann Sie vom Hof aus gut sehen. Ich glaube kaum, dass Ihre Scheiben schusssicher sind. Wenn es jemand tatsächlich auf Sie abgesehen hat, ist es für ihn ein leichtes, Sie mit einem gezielten Schuss aus dem Weg zu räumen.«
»Da… daran habe ich nicht gedacht.«
»Es ist auch nichts passiert«, sagte Suko, der erst jetzt das Büro betrat und von Osborne staunend angeschaut wurde.
»Sie… Sie sind zu zweit?«
»Ja.« Suko lächelte. »Passt Ihnen das nicht?«
»Doch, doch, ja…« Er hob die Schultern. »Ich habe mich nur darüber gewundert, wo ich doch nur Mr. Sinclair angerufen habe.«
»Es geht nichts über Teamarbeit«, erklärte ich. »Wo stecken die beiden Typen?«
»Ich habe sie noch einmal entdeckt, nachdem ich mit Ihnen sprach. Sie sind auf die Lagerhalle zugegangen.«
Ich wunderte mich. »Ist dort nicht abgeschlossen?«
»Nein, das wollte ich. Aber dann sah ich die Kerle und traute mich einfach nicht mehr hinaus.«
»Sehr seltsam«, sagte Suko und ließ seine Blicke an Osbornes Gestalt auf und nieder gleiten. »Ein Mann Ihrer Statur, der sich bestimmt nichts gefallen lässt, hat vor solchen Typen die Hose voll.«
»So können Sie das nicht sagen. Ich habe Ihnen nicht alles erzählt. Die beiden machen einen verdammt gefährlichen Eindruck. Moore hat richtige New Yorker Gangster mitgebracht.«
»Ist er nicht gekommen?« fragte ich.
»Nein. Ihn sah ich nicht.«
»Und die beiden sind noch in der Halle?« erkundigte sich der Inspektor.
»Ich habe sie nicht wieder herauskommen sehen.« Osborne gab die Antwort sofort nach der Frage.
Suko runzelte die Stirn. Ich kannte meinen Freund sehr gut. Er traute dem Braten nicht. Zudem war Osborne mehr als nervös.
»Sind Sie eigentlich bedroht worden?« fragte der Chinese.
»Nein, wieso?«
»Weil Sie so ängstlich wirken.«
Osborne suchte nach einer Antwort. »Ich sagte Ihnen doch. Die Typen sahen aus wie Killer.«
»Woher wissen Sie das denn?«
»Aus Filmen.«
Mein Partner winkte ab und drehte sich um. Er ging schon vor. Ich sprach noch zwei Sätze mit Osborne und fand Suko draußen neben dem Eingang, wo es dunkel war.
»Irgend etwas stimmt hier nicht, glaub mir.«
»Das Gefühl habe ich auch.«
Wir hörten Schritte. Osborne kam trotzdem zu uns. »Ich möchte Ihnen noch den Weg zeigen.«
»Wir gehen über die Rampe.«
»Nein, Mr. Sinclair. Der Seitenausgang ist besser.«
Ich fragte nicht nach den Gründen, dachte mir aber meinen Teil und dachte auch daran, dass eine erkannte Gefahr nur eine halbe Gefahr ist. Sollte uns Osborne in eine Falle führen wollen, würden wir dafür sorgen, dass sie nicht zuschnappte.
An der Rampe gingen wir vorbei. Ich hielt mich neben dem Spediteur, während Suko einen Schritt zurück blieb und mir praktisch den Rücken deckte. Die Seitentür war relativ schmal. Beim Aufziehen knarrte sie. Suko und ich
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