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Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Schicht über der unteren Leiche genommen hast, habe ich ein paar Sargfliegen gefunden und einige Larven an der Leiche selbst. Diese Spezies ist bekannt dafür, daß sie sich zu Leichen durchgräbt, um ihre Eier abzulegen. Die Erdlockerung im Grab und das Vorhandensein der oberen Leiche dürften ihnen den Zugang erleichtert haben. Ich habe vergessen zu erwähnen, daß ich auch an der oberen Leiche Sargfliegen gefunden habe.«
    »Haben die Bodenproben was gebracht?«
    »Sehr viel sogar. Ich will jetzt gar nicht ins Detail gehen, was all die Tierchen angeht, die sich von Maden und Verwesungsprodukten ernähren, aber ich habe eine Art gefunden, die sehr nützlich ist zur Bestimmung der Leichenliegezeit. Bei der Untersuchung der Erde habe ich eine Reihe von Milben entdeckt, die auf eine Zeit von mindestens drei Wochen seit Eintritt des Todes schließen lassen.«
    »Du gehst also von drei bis vier Wochen für beide Leichen aus.«
    »Das ist meine vorläufige Schätzung.«
    »Du hast mir sehr geholfen, Lou. Ihr Jungs erstaunt mich immer wieder.«
    »Paßt das zum Zustand der Leichen?«
    »Perfekt.«
    »Da ist nur noch eins, was ich erwähnen wollte.«
    Was er mir jetzt sagte, fuhr mir wie ein eisiger Wind in die Seele.

24
    »‘tschuldigung, Lou. Sag das noch mal.«
    »Das ist nichts Neues. Der Anstieg von Todesfällen im Zusammenhang mit Drogen hat dazu geführt, daß Verfahren zum Nachweis von Pharmazeutika in aasfressenden Insekten entwickelt wurden. Ich muß dir ja nicht sagen, daß Leichen nicht immer sofort gefunden werden, und so kann es vorkommen, daß die Ermittler keine Stoffe mehr vorfinden, die sie für eine toxikologische Analyse brauchen. Du weißt schon, Blut, Urin, Organgewebe.«
    »Ihr testet also Maden auf Drogen?«
    »Man kann es, aber wir hatten mehr Glück mit Puppenhüllen. Wahrscheinlich wegen der im Vergleich zu den Larven längeren Freßzeit. Wir haben es auch mit Larvenkot und Käferexuvien probiert…«
    »Mit was?«
    »Mit abgestreiften Käferhäuten. Die höchsten Drogenpegel finden wir allerdings in Fliegenpuppen. Der Grund dafür dürften unterschiedliche Ernährungsgewohnheiten sein. Käfer bevorzugen getrocknete Haut, Fliegen dagegen weiches Gewebe. Und dort ist die Drogenkonzentration am höchsten.«
    »Was hat man gefunden?«
    »Die Liste ist ziemlich lang. Kokain, Heroin, Methamphetamin, Amitriptylin, Nortriptylin. In letzter Zeit arbeiten wir viel mit 3,4-Methylendioxymethamphetamin.«
    »Wie heißt das auf der Straße?«
    »Verkauft wird es als Ecstasy.«
    »Und du findest diese Substanzen in Puppenhüllen?«
    »Wir haben sowohl die Stammdroge wie ihre Metaboliten isoliert.«
    »Wie?«
    »Die Extraktionsmethode ist ähnlich wie bei normalen Pathologie-Proben, nur daß man die harte Chitin-Protein-Matrix der Insektenpuppen und -exuvien aufbrechen muß, um die Toxine freizusetzen. Das macht man, indem man die Hüllen zuerst zerdrückt und dann starke Säuren oder Basen verwendet. Nach der Prozedur und einem pH-Ausgleich kann man die üblichen Drogenscreening-Verfahren anwenden. Wir machen eine basische Extraktion, gefolgt von Flüssigkeitschromatographie und Massenspektrometrie. Die Ionenauszählung gibt dann Aufschluß darüber, was in der Probe ist und wieviel.«
    Ich schluckte.
    »Und du erzählst mir, daß du in den Puppenhüllen, die ich dir geschickt habe, Flunitrazepam gefunden hast?«
    »Die Puppen von der oberen Leiche enthielten Flunitrazepam und zwei seiner Metaboliten, Desmethylflunitrazepam und 7-Amino-Flunitrazepam. Die Konzentration der Stammdroge war höher als die der Metaboliten.«
    »Was eher auf eine einmalige Einnahme als auf chronischen Mißbrauch hindeutet.«
    »Exactamundo.«
    Ich dankte Lou und legte auf.
    Einen Augenblick lang saß ich nur da. Der Schock dieser Entdeckung hatte sich mir auf den Magen geschlagen, und ich hatte das Gefühl, mich gleich übergeben zu müssen. Vielleicht war es aber auch der Moon Pie.
    Flunitrazepam.
    Das Wort holte endlich hervor, was die ganze Zeit in meinem Gedächtnis geschlummert hatte.
    Flunitrazepam.
    Rohypnol.
    Das war der Weckruf, den mein Gehirn ausgeschickt hatte.
    Mit zitternden Händen wählte ich die Nummer des Lord Carteret Motel. Niemand antwortete. Ich wählte noch einmal und hinterließ auf Ryans Pager meine Nummer.
    Dann wartete ich, und mein Sympathikus sandte leise Warnungen aus, riet mir zur Furcht. Aber Furcht wovor?
    Rohypnol.
    Als das Telefon klingelte, griff ich sofort danach.
    Ein Student.
    Ich fertigte

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