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Knochenbruch

Knochenbruch

Titel: Knochenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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Seite aus und trabte quer durch den Ring.
    Alessandro fiel nicht herunter, aber das war auch das Beste, was man sagen konnte. Er hatte nicht die Erfahrung, um den widerspenstigen Hengst zum Gehorsam zu bewegen, von allem anderen ganz zu schweigen, aber er hielt sich sehr viel besser, als ich es vermocht hätte.
    Etty sah ihm ungnädig zu und befahl den anderen, ihm möglichst viel Platz zu machen.
    »Dieser unverschämte kleine Fatzke braucht dringend einen Denkzettel«, holte sie zu einer überflüssigen Erklärung aus.
    »Er ist gar nicht so schlecht«, bemerkte ich.
    »Hm.« In ihrer Stimme lag tonnenschwere Verachtung. »Sehen Sie sich nur an, wie er am Zügel reißt. Das würde man bei Andy in tausend Jahren nicht erleben.«
    »Besser, wir lassen ihn nicht raus auf die Heide«, sagte ich.
    »Er kriegt seine Lektion«, erwiderte Etty hartnäckig.
    »Wenn wir der Gans den Garaus machen, woher bekommen wir dann die goldenen Eier?«
    Sie warf mir einen verbitterten Blick zu. »Der Stall braucht diese Art Geld nicht.«
    »Der Stall braucht jede Art Geld, die er kriegen kann.«
    Aber Etty schüttelte nur ungläubig den Kopf. Rowley Lodge hatte, seit sie dabei war, immer ganz oben an der Spitze gestanden, und niemand würde sie je davon überzeugen können, daß es eben dieser Erfolg war, der den Stall in Schwierigkeiten brachte.
    Ich winkte Alessandro heran, und er kam mir so nah, wie sein Schaukelpferd es zuließ.
    »Sie müssen ihn nicht auf der Heide reiten«, sagte ich.
    Traffic zeigte uns sein Hinterteil, und Alessandro rief uns über die Schulter zu: »Tu’ ich aber. Ich möchte.«
    Etty befahl ihm, an vierter Stelle im Lot zu reiten, und allen anderen, sich von ihm fernzuhalten. Sie selbst stieg in Indigos Sattel und ich in Cloud Cuckoo-lands, und George öffnete die Tore. Wir lenkten die Pferde direkt auf die Schrittbahn, in Richtung der Galoppbahn auf dem Warren Hill, und auf dem Weg dorthin ereigneten sich keine größeren Katastrophen, abgesehen davon, daß Traffic beim Überqueren der Moulton Road beinahe einen unvorsichtigen Turfspion über den Haufen geritten hätte. Der Mann sprang fluchend zur Seite und rief das Pferd bei seinem Namen. Die Turfspione von Newmarket kannten jedes Pferd auf der Heide vom Sehen her. Eine bemerkenswerte Leistung, da etwa zweitausend Pferde hier im Training waren, unter ihnen Hunderte von Zweijährigen, die sich im Lauf ihrer Entwicklung Monat für Monat veränderten. Turfspione lernten Pferdenamen, wie Schuldirektoren Namen neuer Jungen lernten, und machten selten einen Fehler. Alles, was ich hoffte, war, daß dieser hier zu sehr damit beschäftigt war, sich in Sicherheit zu bringen, um dem Reiter große Aufmerksamkeit zu schenken.
    Wir warteten, bis wir auf dem Warren Hill an die Reihe kamen, da wir der vierte Stall waren, der beschlossen hatte, an diesem Morgen dort zu arbeiten. Alessandro ließ Traffic ein Stückchen von uns entfernt im Kreis Schritt gehen – oder zumindest versuchte er, ihn Schritt gehen zu lassen. Traffics Vorstellung von Schritt hätte selbst einen buckelnden Mustang ermüdet.
    Schließlich schickte Etty das Lot in kleinen Gruppen hügelaufwärts, während ich etwa auf halber Höhe auf Cloud Cuckoo-land saß und sie an mir vorbeiziehen sah. Auf dem Gipfel des Hügels hielten sie an, schwenkten dann nach links ab und ritten über die mittlere Schrittbahn zurück nach unten, um sich am Fuß des Hügels wieder zu sammeln. An den meisten Vormittagen kanterte jedes Pferd zweimal den Hügel hinauf, und das steile Gefälle verlangte ihnen auf einer vergleichsweise kurzen Distanz viel Arbeit ab.
    Alessandro setzte sich mit der letzten Gruppe von nur vier Pferden hügelaufwärts in Bewegung.
    Lange bevor er auf meiner Höhe war, konnte ich sehen, daß Traffic derjenige der beiden war, der das Sagen hatte. Den Warren Hill hinaufzugaloppieren war harte Arbeit, aber das hatte Traffic anscheinend noch niemand beigebracht.
    Als er an mir vorbeikam, zeigte er alle Anzeichen eines Pferdes, das sich weigerte, am Gebiß zu gehen: den Kopf horizontal vorgereckt, das Mundstück zwischen die Zähne geklemmt, Augen, in denen sich das Weiß zeigte. Alessandro, der genausoviel Hoffnung haben konnte, die Situation zu beherrschen, wie eine Jungfrau auf einem Soldatenschiff, hing grimmig am Halsriemen und schien zu beten.
    Der Gipfel der Anhöhe bedeutete für Traffic gar nichts. Er scherte heftig nach links aus und spurtete seitlich auf den Bury Hill zu, wobei er nicht

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