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Knochenbruch

Knochenbruch

Titel: Knochenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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sehr langweilig für Sie sein wird.«
    Er betrachtete mich mit einem eindringlichen, argwöhnischen, abwägenden Blick und versuchte herauszufinden, ob ich ihm das Wasser abgraben wollte. Was ich auch tat, wenn man den Versuch, eine große Geste ihres Sinnes zu berauben, in diesem Licht sehen wollte.
    »Na schön«, meinte er widerwillig. »Ich werde ihn morgen im Ring reiten.«
    Er drehte sich auf dem Absatz um und verließ das Büro. Margaret sah ihm mit gemischten Gefühlen nach, die ich nicht zu deuten vermochte.
    »Mr. Griffon würde niemals zulassen, daß jemand so mit ihm spricht«, sagte sie.
    »Mr. Griffon muß es auch nicht.«
    »Ich kann verstehen, warum Etty ihn unerträglich findet«, sagte sie. »Er ist unverschämt. Es gibt kein anderes Wort dafür. Unverschämt.« Sie reichte mir drei geöffnete Briefe über den Schreibtisch. »Die sollten Sie sich einmal ansehen, wenn es Ihnen nichts ausmacht.« Sie kam noch einmal auf Alessandro zurück: »Aber wie dem auch sei, er sieht gut aus.«
    »Tut er nicht«, protestierte ich sachte. »Ich finde ihn ausgesprochen häßlich.«
    Sie lächelte kurz. »Er strotzt nur so vor Sex-Appeal.«
    Ich legte die Briefe auf den Tisch. »Seien Sie nicht albern. Er hat soviel Sex-Appeal wie ein Beutel rostiger Nägel.«
    »Sie können das nicht beurteilen«, bemerkte sie klug. »Sie sind ein Mann.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Er ist erst achtzehn.«
    »Alter hat damit nichts zu tun«, sagte sie. »Entweder man hat’s, oder man hat es nicht, von Anfang an. Und er hat’s.«
    Ich schenkte ihren Worten keine große Aufmerksamkeit – Margaret selbst hatte so wenig Sex-Appeal, daß ich ihr kein verläßliches Urteil zutraute. Nachdem ich die Briefe gelesen und ihr zugestimmt hatte, daß wir sie beantworten sollten, ging ich in die Küche, um mir Kaffee zu holen.
    Dort lagen noch die Überbleibsel der nächtlichen Arbeit verstreut: die angetrockneten Reste von Brandy, kalter Milch und Kaffee sowie Unmengen bekritzelter Papierschnipsel. Ich hatte fast die ganze Nacht gebraucht, um die Nennungen zu machen; eine Nacht, die ich weit lieber damit zugebracht hätte, warm in Gillies Bett zu liegen.
    Die Nennungen waren schwierig gewesen, nicht nur, weil ich dergleichen noch nie zuvor gemacht hatte und die Konditionen für jedes Rennen mehrmals durchlesen mußte, um sicherzugehen, daß ich sie auch verstand, sondern auch wegen Alessandro. Ich mußte einen Mittelweg finden zwischen dem, was ich ohne ihn getan hätte, und dem, was ich würde tun müssen, um ihn reiten lassen zu können, wenn er in drei Monaten noch da war.
    Ich nahm die Drohungen seines Vaters ernst. Mitunter dachte ich, es sei töricht, das zu tun; aber die Entführung vor einer Woche war kein dummer Streich gewesen, und bevor ich nicht sicher wußte, welche Hebel Enzo in Bewegung setzen würde, war es klüger, mit seinem Sohn auszukommen. Ich hatte noch immer fast einen Monat Zeit, bevor die Flachsaison begann, noch fast einen Monat, um einen Ausweg zu finden. Aber für den Fall des Falles hatte ich einige der besseren Pferde für Lehrlingsrennen eingetragen, und ich hatte die Nennungen in vielen offenen Rennen verdoppelt, denn wenn ich zwei Pferde dort laufen ließ, würde eins für Alessandro da sein. Außerdem nannte ich eine ganze Reihe Pferde für die unbedeutenderen Veranstaltungen, vor allem für die im Norden; denn ob es ihm paßte oder nicht, Alessandro würde seine Karriere nicht im vollen Rampenlicht beginnen. Nachdem ich so weit gekommen war, durchstöberte ich das Büro, bis ich die Bücher fand, in die der alte Robinson die Nennungen aller vergangenen Jahre eingetragen hatte, und verglich meine provisorische Liste mit dem, was mein Vater gemacht hatte. Als ich dann etwa zwanzig Namen abgezogen hatte, weil ich zu freizügig gewesen war, und die Dinge ein wenig hin und her geschoben hatte, glich ich die Gesamtsumme der Nennungen für diese Woche in etwa der des Vorjahres an, nur daß ich immer noch ein paar mehr im Norden hatte. Ich schrieb die endgültige Liste auf das offizielle gelbe Formular, in Blockbuchstaben, wie gefordert, und überprüfte das Ganze noch einmal, um sicherzugehen, daß ich keine Zweijährigen in Handikaps und keine Stuten in reinen Hengstrennen genannt oder einen ähnlich verräterischen Fauxpas begangen hatte.
    Als ich das ausgefüllte Formular Margaret gab, damit sie es eintrug und dann auf die Post gab, war alles, was sie sagte: »Das ist nicht die Handschrift Ihres

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