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Knochenerbe

Knochenerbe

Titel: Knochenerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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zusammenarbeitete, lag mir noch zusätzlich daran, es mir mit ihr nicht zu verderben. Sie war spießig und eine Klatschbase, aber irgendwo auch anständig. Sie war eine hingebungsvolle Ehefrau und Mutter, sprach aber so viel über ihren Mann und ihre Tochter, dass man sich heimlich wünschte, beide würden einem Erdbeben zum Opfer fallen. Sie beherrschte ihren Beruf und erledigte alle Arbeiten rasch und kompetent, stöhnte dabei jedoch ständig und beklagte sich so ausdauernd über Details, dass man ihr oft am liebsten eine Ohrfeige versetzt hätte. In Lillians Gegenwart hörte ich mich an wie eine fanatische Kommunistin, unverbesserliche Optimistin und vehemente Fürsprecherin der freien Liebe.
    „Es ist so heiß, am liebsten würde ich gleich noch mal duschen“, sagte sie statt einer Begrüßung. Auf ihrer Stirn stand Schweiß. Sie zupfte ein Papiertuch aus der Schachtel auf dem Couchtisch und tupfte sich damit das Gesicht ab.
    „Wie ich höre, hat es bei dir einen ungeahnten Geldsegen gegeben?“ Sie knüllte das Papiertuch zusammen und zielte auf den Papierkorb, warf aber daneben. Seufzend bückte sie sich, um das Papierbällchen aufzuheben, ließ mich dabei aber keine Sekunde aus den Augen.
    „Ja!“, strahlte ich.
    Lillian wartete auf nähere Ausführungen. Als sie ausblieben, musterte sie mich misstrauisch. „Ich wusste gar nicht, dass du so eng mit Jane befreundet warst.“ Weiterhin strahlend lächelnd ließ ich mir mehrere möglich Antworten durch den Kopf gehen und entschied mich schließlich für ein schlichtes: „Wir waren befreundet.“
    Lillian schüttelte langsam den Kopf. „Ich war auch mit Jane befreundet, aber mir hat sie kein Haus hinterlassen.“
    Was sollte ich dazu sagen? Ich zuckte die Achseln. Falls Lillian und Jane eine besondere persönliche Beziehung gehabt hatten, dann war mir das nie aufgefallen.
    Schlagartig wechselte Lillian das Thema. „Wusstest du, dass Bubba Sewell im Herbst für das Landesparlament kandidieren will?“
    „Ach ja?“ Eine direkte Frage war das nicht.
    Aber Lillian hatte bemerkt, dass sie mich beeindruckt hatte. „Ja! Meine Schwägerin arbeitet als Sekretärin bei ihm, sie hat es mir erzählt, ehe er es offiziell bekanntgibt. Das soll morgen geschehen. Ich wusste doch, dass dich das interessiert, denn ich habe gesehen, wie ihr euch auf Janes Begräbnis unterhalten habt. Er versucht, all seine Angelegenheiten in Ordnung zu bringen, damit während der Kampagne nichts hochkommt, was irgendwie anrüchig wirken könnte. Er tritt gegen Carl Underwood an, und Carl hatte den Sitz jetzt drei Legislaturperioden lang inne.“
    Wie glücklich es sie machte, mich mit Informationen füttern zu können, die ich noch nicht hatte. Nachdem sie sich noch ein wenig über das Schulsystem beschwert hatte, das so gar keine Rücksicht auf die Allergien ihrer Tochter nehmen wollte, stürmte sie davon, um zur Abwechslung mal zu arbeiten.
    Ich dagegen blieb auf meinem harten Stuhl im winzigen Pausenraum sitzen und dachte angestrengt über Bubba Sewell nach. Kein Wunder, dass er von anrüchigen Geheimnissen in Janes Haus nichts hatte wissen wollen! Kein Wunder, dass er sich so hingebungsvoll und umfassend um sie gekümmert hatte! Sich solche Mühe mit einer ältlichen Mandantin zu geben war prima Propaganda, zumal er selbst aus ihrem Tod keine Vorteile gezogen hatte und in ihrem Testament nicht bedacht worden war. Obwohl er natürlich für die Testamentsvollstreckung einen ganz schönen Batzen einstrich.
    Wenn ich Bubba Sewell das mit dem Schädel verriet, würde er mich bis ans Ende seiner Tage hassen. Er war außerdem Carey Oslands erster Mann gewesen, vielleicht hatte er irgendetwas mit dem Verschwinden ihres zweiten Mannes zu tun?
    Während ich meinen Kaffeebecher in der kleinen Spüle abwusch und zum Trocknen auf das Abtropfgitter stellte, schminkte ich mir jedes Bedürfnis ab, mich dem Rechtsanwalt anzuvertrauen. Der Mann hatte Ambitionen, er kandidierte für ein politisches Amt, ihm war nicht zu trauen. Eine zugegebenermaßen finstere Einschätzung eines Mannes, der schon bald mein Volksvertreter im Landesparlament sein könnte. Seufzend kehrte ich vorn an den Tresen zurück, um die zurückgegebenen Bücher abzuholen, die einsortiert werden wollten.
     

     
    In meiner Mittagspause fuhr ich schnell zum Haus in der Honor Street, um die Katze nach draußen zu lassen und nach den Kätzchen zu sehen. Vorher holte ich mir aus dem Schnellimbiss einen Burger und etwas zu trinken.
    Als

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