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Knochenfunde

Knochenfunde

Titel: Knochenfunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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durchführen oder bei einer Geburt assistieren«, bemerkte Galen hinter ihr.
    Rick lachte und verließ den Raum.
    »Beides hat Ähnlichkeiten mit dem, was ich tue.« Eve krempelte die Ärmel ihrer weißen Bluse auf. »Wo waren Sie denn heute Morgen?«
    »Ich habe die halbe Nacht telefoniert. Ich habe Sie von meinem Balkon aus beobachtet, als Sie das Haus verlassen haben.«
    »Warum haben Sie denn so viel telefoniert?«
    »Recherche. Melton ist mir ein bisschen zu aalglatt. Also habe ich ein paar Leute kontaktiert.« Er verzog das Gesicht. »Aber Melton scheint auf der ganzen Linie die Wahrheit zu sagen. Bently ist tatsächlich vor zwei Jahren verschwunden, und alles, was man Ihnen über ihn erzählt hat, scheint zu stimmen. Musterhafter Bürger, Ehe-mann und Vater. Nach allem, was man hört, muss er ein richtig netter Typ gewesen sein. Sheriff Bouvier ist ein angesehener Gesetzes-hüter, und er hat Melton das Skelett überlassen.«
    »Skelett?«
    »Bouvier wusste nichts davon, dass das Skelett verschwunden ist.
    Melton hat ihm versprochen, einen Experten zu besorgen, der ganz schnell eine DNS-Analyse macht, und ihm dann die sterblichen
    Überreste diskret zurückzugeben. Als ich Bouvier gesagt habe, dass ein paar Teile abhanden gekommen sind, ist er fast ausgeflippt. Er hat Angst um seinen Job. Als er sich wieder beruhigt hatte, meinte er, er würde den Senator anrufen, und er war davon überzeugt, dass Melton seinen Einfluss geltend machen und dafür sorgen würde, dass das Skelett gefunden und ihm zurückgebracht würde. Er hat den Senator vorbehaltlos in Schutz genommen und sich fast überschlagen vor Bewunderung. Er ist zweifellos ein Fan von Melton.«
    »Sie scheinen ja regelrecht enttäuscht darüber zu sein, dass Meltons Geschichte sich als wahr erwiesen hat.«
    Er zuckte die Achseln. »Ich hab einfach ein schlechtes Gefühl bei der Sache.«
    »Falls sich herausstellt, dass es Probleme gibt, kann ich jederzeit aufhören und nach Hause fahren.« Aber sie wollte nicht nach Hause fahren. Sie hatte nicht vor, zurückzufahren und sich der Situation zu stellen, vor der sie geflüchtet war. Sie wollte arbeiten, bis sie umfiel, und dann weiterarbeiten.
    »Sind Sie sicher, dass ich Sie nicht überreden kann, sich von hier zu verdrücken? Ich könnte am Flughafen anrufen und sehen, ob ich für uns Tickets nach Atlanta bekomme.«
    »Für uns?«
    »Meine Aufgabe ist noch nicht beendet. Ich bleibe bei Ihnen, bis ich ganz sicher bin, dass Sie nicht mehr in Gefahr sind.«
    »Ich habe nicht vor, demnächst dauernd mit einem Leibwächter
    rumzulaufen, Galen.«
    »Nur, bis ich mir sicher bin. Der Flughafen?«
    Eve überlegte. Sie neigte nicht dazu, die Bedeutung von instink-tivem Gespür zu unterschätzen, aber es gab eigentlich keinen über-zeugenden Grund anzunehmen, dass sie diesen Auftrag nicht in Sicherheit würde zu Ende führen können. Die Geschichte mit der Lebensmittelvergiftung war zwar Besorgnis erregend, aber schließlich wurde sie nicht nur von Galen beschützt, sondern auch von den Männern, die sie am Morgen auf dem Gelände um die Kirche herum gesehen hatte.
    Außerdem gefiel ihr die Vorstellung nicht, dass jemand einen
    Mann, wie Galen ihn beschrieben hatte, ermordete und ungestraft davonkam. Aber einen Mord konnte man nur bestrafen, wenn das
    Opfer bekannt war – und das Opfer zu identifizieren war ihre Aufgabe.
    »Nicht, solange es für mich keinen zwingenden Grund gibt abzu-reisen.« Sie wandte sich wieder dem Schädel zu. »Und jetzt lassen Sie mich allein. Ich muss mit meiner Arbeit beginnen.«
    »Er ist ziemlich verdreckt.« Galen berührte den Schlamm auf
    Victors Stirn. »Merkwürdige Art von Erde, meinen Sie nicht?«
    Sie zuckte die Achseln. »Erde ist Erde.«
    »Glauben Sie, dass Sie den ganzen Dreck entfernen können?«
    »Das meiste. Ich werde nicht versuchen, den Schmutz aus sämtlichen Hohlräumen zu entfernen. Dabei würde ich den Schädel am
    Ende nur noch mehr beschädigen. Und jetzt gehen Sie. Ich möchte Victor wenigstens halbwegs von dem Dreck befreit haben, bis Sie mich abholen, um zu Maries Beerdigung zu fahren.«
    »Sie wollen also immer noch hingehen?«
    »Warum nicht? Erstens kann es sein, dass es ein Unfall war.
    Zweitens, falls es kein Unfall war, könnte jemand anders etwas zwischen die Zutaten geschmuggelt haben, die Marie eingekauft hat.
    Wenn sie unschuldig ist, dann wurde sie entweder getötet, damit sie nichts ausplaudern kann, oder um meine Lebensmittelvergiftung erst recht

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