Knochenfunde
sich ab. »Ich geh mich kurz frisch machen. Bin gleich wieder da.«
Er schloss die Badezimmertür hinter sich, wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser und griff nach dem Handtuch. Nein, es war alles in Ordnung. Er knüllte das Handtuch so fest, dass seine Knöchel sich weiß färbten. Nur dass er verdammt eifersüchtig war und Galen am liebsten den Hals umdrehen würde.
Mist. Am liebsten würde er jedem den Hals umdrehen, den Eve
auf der Straße anschaute oder im Restaurant anlächelte. Sehr klug.
Sehr vernünftig.
Aber wer sagte denn, dass er je vernünftig gewesen wäre, wenn es um Eve ging? Seit er sie vor all den Jahren kennen gelernt hatte, drehte sich sein ganzes Leben um sie, und erst seit so kurzer Zeit gehörte sie wirklich ihm. Das reichte nicht. Es würde nie reichen.
Joe holte tief Luft. Beherrsch dich. Er durfte Jane auf keinen Fall merken lassen, was für ein verrückter, besessener Idiot er war. Sie war ein Engel seit Eves Abreise. Nein, kein Engel. Dazu war sie zu wirklich und zu erdverbunden. Sie hatte eine zähe, liebevolle Art, die ihn immer wieder an Eve erinnerte.
Eve. Alles drehte sich um sie. Und sie war in Baton Rouge mit Galen, der ihr zur Seite stand, so verdammt gut kochte, mit ihr redete, alles mit ihr teilte… Er hatte das veranlasst, und er würde es wieder tun, aber das machte es nicht leichter.
»Joe, die Steaks sind fertig«, rief Jane.
»Ich komme.« Er hängte das Handtuch auf, öffnete die Tür und
rang sich ein Lächeln ab. »Ich hab einen Bärenhunger. Ich hab heute ganz vergessen, zu Mittag zu essen.«
»Du arbeitest zu viel.« Jane trug die Steaks auf den Tisch und wäre beinahe über den Welpen gestolpert. »Toby, geh da weg. Die Steaks sind nicht für dich.«
»Aber ich wette, er kriegt die Reste.«
»Mal sehen. Eigentlich sollte ich das nicht tun. Sarah sagt, er braucht eine ausgewogene Ernährung, und Essensreste tun ihm nicht gut.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber er ist so ein Feinschmecker. Ich hab noch nie einen Hund erlebt, der sich so über sein Fressen freut.«
»Was hat Eve denn sonst noch gesagt?«
»Nicht viel. Sie hat sich vor allem erkundigt, was ich so mache und wie es Toby geht. Ich hab ihr gesagt, es geht uns gut.« Sie setzte sich. »Ich hab ihr gesagt, dir geht’s auch gut.«
»Aber danach hat sie nicht gefragt, stimmt’s?«
»Nein, aber ich hab mir gedacht, dass sie es trotzdem gern wissen würde.«
»Du Optimistin.«
»Sie arbeitet, und sie wirkt schon viel fröhlicher als vor ihrer Abreise. Arbeit muntert sie immer auf.«
»Ich weiß.«
»Du brauchst also nur geduldig abzuwarten. Und jetzt iss dein Steak.«
Er lächelte schwach. »Ja, Ma’am. Sonst noch was?«
»Ja, arbeite nicht so viel.« Sie schaute Toby, der seine Schnauze auf ihr Knie gelegt hatte, streng an. »Nicht betteln. Das ist unhöflich.«
»Das hältst du ja nicht mal durch, bis du zu Ende gegessen hast.«
»O doch. Er muss lernen – «
Das Telefon klingelte.
Jane seufzte. »Ich hatte schon befürchtet, du würdest nicht in Ru-he essen können.«
»Ich geh einfach nicht ran. Der Anrufbeantworter ist eingeschaltet.«
»Bring’s lieber hinter dich, sonst bekommst du vor lauter Nervo-sität noch Magenschmerzen.«
Joe nahm den Anruf entgegen. »Quinn.«
»Hier ist Carol. Die Gebissanalyse ist gekommen. Es ist George Andrew Capel, zweiundvierzig Jahre alt.«
Joes Hand umklammerte das Telefon. »Verdammt. Irgendwas
Aufschlussreiches im Autopsiebericht?«
»Ich weiß nicht. Ich sehe mal nach. Ah, hier ist er. Sie haben ihn gerade erst gebracht. Todesursache Messerstich durch den Rücken ins Herz. Das andere waren nur geringfügige Wunden. Keine davon tödlich, aber extrem schmerzhaft. Sieht aus, als würde der Mörder seine Opfer quälen, bevor er sie tötet.«
»Kann sein. Vielen Dank, Carol.« Er legte auf.
»Joe?«, flüsterte Jane.
Er machte ihr Angst. »Alles in Ordnung. Es ist nur eine Sache, um die ich mich kümmern muss.«
»Eve?«
»Nein. Wie kommst du denn darauf? Du hast doch eben erst mit
ihr gesprochen. Das war Carol auf dem Revier. Eine Polizeiangelegenheit.«
»Über Polizeiangelegenheiten regst du dich nie so auf.«
Sie war eine zu gute Beobachterin, und er war zu aufgewühlt, um seine Angst vor ihr zu verbergen. Er stand auf. »Ich muss ein paar Anrufe erledigen. Iss ruhig weiter. Ich bin gleich wieder da.«
Sie runzelte die Stirn, offenbar nicht zufrieden mit seiner Antwort. »In Ordnung. Aber dein Steak wird kalt.«
»Ich
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