Knochenfunde
ebenso dringend wie Sie daran interessiert zu erfahren, ob das Bently ist oder nicht.«
»Ihre Story.«
»Das ist schließlich mein Job.«
»Hat Joe Ihnen von Jennings’ Brennstoffzellen-Theorie erzählt?«
»Ja. Klingt plausibel.« Er überlegte. »Es gibt einen weiteren Grund, warum ich noch Monate nach Bentlys Verschwinden darauf gedrängt habe, den Fall nicht zu den Akten zu legen. Er kämpfte für etwas, das mir sehr wichtig war, und es machte mich verdammt
wütend, dass er von Leuten, die ganz andere Interessen verfolgen, ausgeschaltet wurde. Wussten Sie, dass es da, wo der Mississippi in den Golf von Mexico fließt, im Umkreis von etwa fünfzig Meilen einen Bereich gibt, wo jedes Leben abgestorben ist? Die Düngemittel im Flusswasser verbrauchen den gesamten Sauerstoff und töten alles Leben ab. Und erinnern Sie sich an die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko vor zehn Jahren? Ich habe in der Zeitung darüber berichtet.
Das hat mich ganz verrückt gemacht. All die Fische und Vögel, die in dem Ölschlamm verendet sind. Als ich noch ein Junge war, habe ich mit meinem Großvater im Golf geangelt…« Er schüttelte den Kopf. »Ich hatte immer geglaubt, dass diese Erinnerung nie getrübt werden könnte, solange ich lebe. Aber das war ein großer Irrtum.« Er schaute sie an. »Meine Kinder sollen mit dem sauberen Wasser und der sauberen Luft und all der Naturschönheit aufwachsen, die ich erlebt habe. Das wollte auch Bently, und er hat dafür gekämpft. Es ist nicht fair, dass er so ein Ende gefunden hat.«
Eve sah ihn überrascht an. Unter der rauen Schale schien Nathan einen weichen Kern zu verbergen. Offenbar meinte er jedes Wort ernst, das er sagte.
»Was sehen Sie mich so an?«, fragte er barsch. »Was ist so seltsam daran, mir zu wünschen, dass die Erde nicht immer weiter zu-schanden gemacht wird?«
»Nichts ist seltsam daran«, sagte sie freundlich. »Ich wohne an einem der schönsten Seen, die Sie sich vorstellen können. Ich möch-te auch nicht, dass seine Schönheit zerstört wird.«
»Also gut, dann sind wir verwandte Seelen.« Nathan ließ sich in den Sessel neben dem Kamin fallen. »Darf ich also bleiben und Ihnen ein bisschen zusehen? Herumzusitzen und darauf zu warten, dass etwas passiert, langweilt mich zu Tode. Ich möchte etwas tun.«
»Ich kann Sie hier nicht – « Ach, egal. Er hatte gute Absichten, und offensichtlich kam er sich überflüssig vor. »Wenn Sie mir nicht auf die Nerven gehen.«
»Bestimmt nicht.« Er zog ein Taschenbuch aus seiner Gesäßta-
sche. »Sie arbeiten, ich lese.« Er schlug das Buch auf. »Vergessen Sie einfach, dass ich hier bin.«
»Keine Sorge, das werde ich.« Sie musste sich konzentrieren.
Nathan und Jules und Joe und alles andere, was sie beunruhigte, vergessen.
Nur an Victor denken und an ihre Aufgabe, ihn nach Hause zu
bringen.
»Ich habe Ihnen Kaffee und ein Sandwich gemacht.« Galen stell-te das Tablett auf dem Arbeitstisch ab. Er schaute zu Nathan hinüber, der im Sessel neben dem Kamin schlief. »Wenn ich gewusst hätte, dass Sie Gesellschaft haben, hätte ich ein bisschen mehr mitgebracht.«
»Er beschützt mich«, sagte Eve grinsend. »Ich konnte ihn einfach nicht abwimmeln, aber nach vier Stunden wurde es ihm langweilig, und er ist eingeschlafen. Er meint es gut.«
»Hmm.« Galen schenkte Kaffee ein. »Wie kommen Sie denn mit
Victor voran?«
»Es könnte schneller gehen, wenn ich nicht dauernd unterbrochen würde.«
»Nun, ich werde Sie nicht lange aufhalten. Sie sind mich gleich los, denn ich werde mich auf den Weg machen, um zu sehen, was ich über unseren Freund Jules in Erfahrung bringen kann.«
»Wo fahren Sie hin?«
»Erst mal nach New Orleans.«
»Wie lange werden Sie fort sein?«
»Nicht lange, hoffe ich. Ich werde mit dem Haus hier in Verbindung bleiben.«
»Dann werde ich wohl vorerst auf meinen Vorkoster verzichten
müssen.«
»Ich habe Joe Quinn zu meinem Vertreter ernannt.« Er hob die
Hand, als er sah, wie sie zusammenzuckte. »Ich wusste, dass Sie so reagieren würden. Deswegen bin ich gekommen, um mit Ihnen zu
reden, bevor ich mich auf den Weg mache. Es ist sehr wichtig, dass ich diese Nachforschungen anstelle, und ich hätte diese Möglichkeit nicht, wenn Quinn nicht hier wäre. Offenbar haben Sie sich mit seiner Anwesenheit abgefunden, aber das reicht nicht.« Er holte tief Luft. »Er weiß, was er tut, Eve. Sie müssen kooperieren. Sie müssen auf ihn hören.«
»Muss ich das?«
»Sie denken nicht
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