Knochenfunde
»Erde.«
»Galen meinte, es sei ›seltsame Erde‹«, sagte Eve. »Sie hat eine auffallend helle Farbe, und sie enthält eine große Menge an Knochen und Muschelsplittern. Victors Schädel war voll davon.«
Nathan verzog das Gesicht, während er Kaffee einschenkte.
»Appetitlich.«
Galen lächelte. »Ist es nicht schön, dass ich so aufmerksam bin?
Ich hätte gar nicht gedacht, dass Sie meine Bemerkung überhaupt mitbekommen haben, so wie Sie auf Victor fixiert waren.«
»Ich wollte nichts davon wissen. Es hätte mich nur von meiner Arbeit abgelenkt. Aber nachdem Sie weg waren, ist es mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Also habe ich etwas von dem
Schlamm in einen Umschlag getan und in meiner Handtasche aufbewahrt.«
»Warum hast du mir nichts davon erzählt?«, fragte Joe.
»Ich hab’s vergessen.«
Er hob die Brauen. »Vergessen?«
»Also gut, ich hab’s verdrängt«, sagte sie trotzig. »Ich sagte ja eben, es hat mich von meiner Arbeit an Victor abgelenkt. «
Galen schüttelte den Kopf. »Eine Besessene.«
»Und was haben Sie mit dem Schlamm vor?«, wollte Nathan wissen.
»Ich werde ihn zur Louisiana State University bringen. Die Fakultät für Geologie ist eine der besten hier im Süden. Mal sehen, ob die mir einen Tipp geben können, wo man solchen Schlamm findet.«
»Und dann?«
»Dann fahre ich dahin, und Hebert wird mir folgen.«
»Nein«, sagte Joe trocken.
»Doch.« Eve schaute ihm direkt in die Augen. »Wir werden ihm die Stirn bieten, Joe. Und ich werde diesen Scheißkerl finden.«
Joe schwieg einen Moment. »Dagegen habe ich nichts einzuwen den. Aber du hast nur von dir gesprochen, nicht von uns. Ich komme mit dir.«
Sie öffnete den Mund, um zu protestieren, dann nickte sie langsam. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, sich den Kopf über ihre persönlichen Probleme zu zerbrechen. Sie hatten schon so oft zusammengearbeitet, und es gab niemanden, dem sie so sehr vertraute wie Joe.
Vertrauen…
Galen nickte. »Ich werde mich Ihnen anschließen.«
»Nein«, sagte Eve. »Ich möchte, dass Sie hier bleiben und auf Jane aufpassen. Ich brauche Sie hier.«
»Dafür wurde ich aber nicht angeheuert.«
»Ich will sie in Sicherheit wissen.«
Galen verzog das Gesicht. »Also gut. Aber Jane wird mir den
Kopf abreißen, wenn sie erfährt, dass ich Ihnen nicht auf den Fersen bleibe.«
Eve lächelte. »Sie werden’s überleben.«
»Da bin ich mir nicht so sicher. Jane ist ein harter Brocken.«
Eve wandte sich an Nathan. »Kommen Sie mit uns?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich fahre nach Boca Raton. Wenn Jennings dort auf etwas gestoßen ist, kann ich es möglicherweise auch rausfinden. Ich werde mit Ihnen in Verbindung bleiben.« Er schenkte sich frischen Kaffee ein. »Uns bleibt nicht viel Zeit. Heute ist der Fünfundzwanzigste, und das Datum, das Etienne genannt hat, war der Neunundzwanzigste.«
Die Uhr tickte. Darüber durfte sie jetzt nicht nachdenken. Sie würde so schnell wie möglich handeln, aber es hatte keinen Zweck, in Panik zu geraten. »Dann müssen wir uns also an die Arbeit machen.« Eve schaute Joe an. »Kannst du deinen Chef anrufen und ihn bitten, uns das FBI für ein paar Tage vom Hals zu halten?«
Er schüttelte den Kopf. »Aber ich kann versuchen, ihn dazu zu überreden, dass er ihnen nicht gleich verrät, wo wir sind.«
»Gut.« Eve wandte sich an Galen. »Hebert muss wissen, was wir vorhaben.«
»Er scheint bereits eine Menge mehr zu wissen, als mir lieb ist.«
»Ich muss mich darauf verlassen können.«
»Irgendwelche Vorschläge?«
»Ich schätze, dass Hebert alles erfährt, was Melton weiß.« Sie runzelte nachdenklich die Stirn. »Tanzer. Er hat damit angegeben, dass er über alles Bescheid weiß, was in Baton Rouge passiert.
Könnten Sie jemanden im College dazu überreden, etwas zu Tanzer durchsickern zu lassen, wenn wir von dort aufbrechen?«
»Und Tanzer wird Melton informieren.« Galen nickte. »Könnte
schon sein, dass einer meiner Kontaktleute das übernimmt.« Er lä chelte. »Schließlich ist Tanzer ein trou du cul.«
Gott, es schien so lange her zu sein, dass Marie Letaux diesen Ausdruck benutzt hatte. So vieles war geschehen, so viele Menschen waren gestorben…
»Seien Sie vorsichtig«, sagte Nathan ernst. »Es würde mich traurig machen, wenn Sie am Ende selbst in der Falle säßen, die Sie Hebert stellen wollen. Dieser Typ macht mir richtig Angst.«
Plötzlich musste sie daran denken, wie es ihr kalt über den Rü cken gelaufen
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