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Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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ungestört bei sich zu Hause lesen zu können. Sie hatte früh Feierabend gemacht, Robin freigegeben, worüber diese ganz begeistert war – »cool, im Viper Room spielt heute Abend eine Band, die ich unbedingt sehen wollte« –, und war mit ihrer Aktentasche nach draußen gegangen. Ein großes Glas Eistee stand gefährlich wackelig auf dem kleinen Gartentisch neben ihr.
    Natürlich war das, was sie getan hatte, ein kapitaler Verstoß gegen die Regeln. Sie hätte diese Seiten, die Übersetzung eines Textes, der sich jetzt als letztes Vermächtnis eines der fähigsten Illustratoren der Welt entpuppte, umgehend den Experten des Getty und natürlich dem Besitzer von Edens wilde Tiere zeigen müssen. Die Originale hätten sorgfältig katalogisiert und gesichert werden müssen, während man in aller Ruhe einen wohldurchdachten Schlachtplan entworfen hätte, um sie zu analysieren und zu untersuchen, möglicherweise unter Einbeziehung externer Fachleute und Spezialisten. Das alles hätte Monate, Jahre dauern können. Beth war, was das Protokoll anging, etwas geduldiger als ihr Mann, aber sie hatte eines mit Carter gemeinsam, und das war ihr Wissensdurst, ihre leidenschaftliche Entdeckerlust. Und bei diesem Brief, der viele Jahrhunderte gebraucht hatte, um einmal um die halbe Welt zu reisen, hatte sie das unbeschreibliche Gefühl, er wäre für sie bestimmt.
    Morgen werde ich sterben. Schütze (behüte) meine Seele, o Herr. Ich bin der glücklichste und heute Nacht der unglückseligste Mensch. Ich habe Großes geleistet (großartige Arbeit), und ich habe große Verbrechen (Unheil, Sünde) begangen (angerichtet). Vielleicht bin ich dafür (deswegen) zu diesem Ort unvorstellbarer Pracht und ebenso unvorstellbarer Barbarei gekommen (geschickt worden) … dieser Palast aus Gold, wo das Wasser (der Fluss) rot (mit Blut) ist und selbst ruhmreiche Taten zu einem schmachvollen (schmählichen) Tod führen.
    Beth machte eine Pause. Es war schwer zu lesen, nicht nur, weil ihr Blick ständig von einer Stelle der Seite zur anderen sprang, um die verschiedenen Spalten zu überprüfen und zu kontrollieren. Hatte der Computer das Latein tatsächlich so übersetzt, wie sie es getan hätte? Gab die englische Fassung das Original treffend wieder? Zudem waren die Worte selbst so bedeutungsschwer und voll düsterer Vorahnungen. Waren dies tatsächlich die letzten Worte des Mannes, der Edens wilde Tiere geschrieben und auch, da war sie sich sicher, auch wenn ihr andere Experten auf diesem Gebiet heftig widersprechen würden, die Illustrationen angefertigt hatte? Oder würde er überleben, welches schreckliche Schicksal auch immer ihn am nächsten Tag erwartete?
    Joey krabbelte zufrieden im Gras herum und baute Mauern und Türme aus bunten, zusammendrückbaren Kunststoffwürfeln. Sie wusste, dass Mütter immer glaubten, ihre eigenen Kinder wären besonders talentiert und frühreif, trotzdem war sie beeindruckt, wie stabil und schön gestaltet die Burgen waren, die er baute. Jedenfalls erinnerten die Bauwerke sie in erster Linie an Burgen. Gerade setzte er einen Schlussstein auf einen weiteren Turm, doch weil er auf unebenem Boden stand, sah er aus, als würde er jeden Moment umkippen. Joeys graublaue Augen verrieten ihr, dass er denselben Gedanken hatte. Er sah sich um, und schon unterbrach Champ seine Patrouille gerade lange genug, um einen großen roten Baustein mit dem Maul aufzunehmen und damit zu Joey zu trotten. Joey setzte ihn wie einen Stützpfeiler an den Fuß des Turmes.
    Welches andere Kleinkind, fragte sich Beth, würde je so etwas machen? Nicht zum ersten Mal dachte sie daran, seinen IQ testen zu lassen. Ging das überhaupt schon bei einem so kleinen Kind?
    Eine Fliege landete auf den Papieren auf ihrem Schoß, und sie verjagte sie mit einer Handbewegung. Hinter den Santa Monica Mountains ging die Sonne unter, und der Canyon vor ihr wurde dunkel, als ob ein Tintenklecks sich langsam über das dichte Buschwerk und Unterholz ausbreitete. Sie nippte an ihrem Eistee, wischte sich die Finger an den Baumwollshorts trocken und widmete sich wieder den Papieren in ihrem Schoß.
    Gottes Hand hat mich an diesen Ort geführt, indes ohne dass ich seine Gunst gewonnen (erworben) hätte. Es war die Stimme Petrus’, die ich hörte, so wie sie von den Scharen neben mir vernommen wurde. Weder hatte ich je Heiligkeit getroffen, noch sie gesehen oder davon gehört, bis zu jenem Tag auf dem Feld. Petrus befahl uns allen, von Kampf und Zwietracht

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