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Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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drei Uhr ging er zurück zur Achterbahn, wo gerade ein neuer Schwung Fahrgäste einstieg. Greer wich der Menge aus und sah al-Kalli auf sich zukommen, Jakob dichtauf. Eine Menge anderer Leute sah ihn ebenfalls, und mehrere Menschen blieben stehen und sahen ihm nach. Hier draußen auf dem Pier sah man nicht häufig einen kahlköpfigen Mann in cremefarbenem Leinenanzug, mit scharlachrotem Einstecktuch und glänzenden Schuhen aus Alligatorleder, der mit einem Spazierstock aus Ebenholz durch die Menge lief.
    Selbst Greer war beeindruckt, obwohl er wusste, dass er es besser nicht sein sollte. Sobald er sich unterlegen fühlte, war das Spiel aus.
    »Captain Derek Greer?«, sagte al-Kalli, als er sich näherte. Lächelnd streckte er die Hand aus. »Wie schön, Sie endlich kennenzulernen.«
    Greer nahm die angebotene Hand und stellte fest, dass sie kühl und trocken war, während seine eigene warm und feucht war. Wieder nicht gut.
    »Ich hoffe, Sie haben nicht zu lange gewartet.«
    »Nein, ich bin selbst gerade erst gekommen«, sagte er, und als al-Kalli erneut lächelte, dachte er: Verdammt, er weiß, dass ich gerade gelogen habe .
    Al-Kalli sah sich um, als wollte er den Pier und seine Attraktionen einschätzen. »Hier bin ich noch nie zuvor gewesen.«
    Was Sie nicht sagen, Sherlock, dachte Greer. Aber wieso hatte er einen englischen Akzent? In der Nacht, als er sich in den Zoo geschlichen hatte, war er zu weit weg gewesen, um zu verstehen, was al-Kalli sagte. Deshalb hatte er erwartet, der Kerl würde wie ein Araber klingen oder sogar Probleme haben, überhaupt Englisch zu sprechen. Stattdessen hörte er sich an wie dieser Typ, der im Film den Lawrence von Arabien gespielt hatte.
    »Wollen wir uns ein wenig umsehen?«, sagte al-Kalli, als würde es ihn tatsächlich interessieren, und ehe Greer etwas erwidern konnte, bummelte er auf ein paar andere Fahrgeschäfte zu. Notgedrungen trottete Greer hinterher, und Jakob, mit Sportsonnenbrille und einem kurzärmeligen Hemd, das praktischerweise seine kräftigen Arme zeigte, bildete das Schlusslicht. Greer hatte eigentlich keine klare Vorstellung davon gehabt, wie das Treffen ablaufen würde. Vielleicht, dass sie beide am Geländer mit Blick zum Ozean stehen würden und sich leise und ungestört unterhielten, während die Möwen über ihnen kreisten? Doch so hatte er es sich garantiert nicht vorgestellt. Plötzlich merkte Greer, dass er die Situation überhaupt nicht unter Kontrolle hatte. Noch schlimmer, er kam sich vor wie ein armer Trottel, der sich mit einem richtig dicken Fisch angelegt hatte.
    »Das erinnert mich an einen Ort namens Brighton Beach«, sagte al-Kalli. »Waren Sie jemals in Großbritannien, Captain Greer?«
    »Nein, noch nicht«, erwiderte Greer und versuchte, sich seine Frustration nicht anmerken zu lassen.
    »Es ist genauso geschmacklos wie dies hier, aber ohne die kalifornische Sonne.«
    Greer wusste, dass er das Kommando übernehmen musste, sonst würde al-Kalli ihn mit diesem Schwachsinn einlullen. Er baute sich breitbeinig vor al-Kalli auf und benutzte die Worte, die er zu Hause eingeübt hatte. »Haben Sie schon über mein Schreiben nachgedacht? Kommen wir zusammen?«
    Doch zu Hause hatte er sich nie vorgestellt, dass er daraufhin ein Lachen ernten würde. »Wie bitte?«, sagte al-Kalli. »War hier von Heirat die Rede?«
    Jakob schnaubte ebenfalls, und Greer kam sich noch mehr vor wie ein Idiot.
    »In geschäftlichen Dingen«, riet al-Kalli ihm, »dürfen Sie nie den Eindruck erwecken, ungeduldig zu sein.«
    Himmel, dachte Greer, jetzt gibt er mir schon Ratschläge, wie ich am besten Leute erpresse. Al-Kalli blieb vor einer Bude mit Bowlingbahnen stehen und sah einem fetten Jungen dabei zu, wie er eine Kugel nach der anderen auf die Bahn warf. Sein Lakers-T-Shirt reichte ihm bis zu den Knien.
    »Sie verkaufen sich unter Wert«, sagte al-Kalli schließlich, ohne sich auch nur die Mühe zu machen, Greer anzusehen. Dieser hatte keine Ahnung, was er von dieser Bemerkung halten sollte. Wie konnte er zu wenig verlangt haben? Er hatte in dem Brief nicht einmal eine konkrete Summe genannt.
    »Warum lassen Sie sich zu Erpressung herab, wo Sie sich doch bis jetzt als so einfallsreich erwiesen haben?«
    Der Junge im Lakers-T-Shirt, unzufrieden mit seinem Schlussstand, trat gegen die Bude und stapfte davon. Er fegte an Greer vorbei, als wäre dieser gar nicht da. Greer begann sich zu fragen, ob das Kind vielleicht recht hatte.
    Al-Kalli war ebenfalls weitergegangen

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