Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)
Mann sagte etwas, das Greer nur schwer verstehen konnte, irgendwas über Fremde. Irgendwer pinkelte laut und plätschernd.
»Wenn wir alles richtig einstellen«, sagte Burt, »dann werden sie.«
»Pass einfach nur auf, dass du alles dabeihast und es genauso hinterlässt, wie du sollst«, sagte Sadowski. Er fügte noch etwas hinzu, das unter dem Geräusch des rauschenden Wasserhahns unterging. Wenigstens einer wusch sich die Hände. Diese Söhne der Freiheit kamen Greer nicht gerade vor wie ein Haufen Hygienefanatiker.
»Achtung, ich komme!«, hörte er jemanden laut rufen, während gleichzeitig hart an der Tür zur Damentoilette geklopft wurde. Greer schaffte es gerade noch, den Kopf einzuziehen, als ein Typ hereinplatzte. »Ist leer«, rief der Eindringling jemandem auf dem Flur zu, dann hörte Greer, wie ein Reißverschluss nach unten gezogen und eine Tür aufgerissen wurde. Zum Glück war es die zur Nachbarkabine. Aber was, wenn der Kumpel von dem Typen ihm Gesellschaft leisten wollte?
Greer schwankte auf dem Toilettensitz hin und her, sein linkes Bein begann zu zittern. Es war eine Sache, auf der Klobrille zu stehen, aber etwas anderes, darauf zu hocken und dabei das Gleichgewicht zu halten.
Der Typ klappte die Klobrille mit dem Fuß hoch und fing an zu pinkeln. Er schien gar nicht wieder aufhören zu können. Wie viele Biere hat der Typ denn intus? Greer presste die Handflächen flach gegen die geflieste Wand. Sein Bein verkrampfte sich.
Die Tür zum Flur wurde erneut geöffnet, und ein zweiter Typ kam herein. Greer hörte mehrere Männer draußen herumalbern. Was zum Teufel sollte er tun? Vielleicht konnte er seine Füße langsam absetzen, und der Neuankömmling würde denken, er sei schon die ganze Zeit da gewesen. Es war ausgeschlossen, dass er hier rausstürmte und wegrannte, sein Bein würde ein paar Minuten brauchen, um wieder voll einsatzfähig zu sein.
Doch die Kabinentür blieb zu. Greer hielt den Atem an und wandte den Kopf um. Zwischen der Tür und der Seitenwand der Kabine war ein etwa einen Zentimeter breiter Spalt. Durch den konnte er erkennen, dass der Typ vor dem Spiegel stand und liebevoll sein dichtes, öliges schwarzes Haar kämmte und stylte. Auf seinem Unterarm hatte er die Liberty Bell eintätowiert.
Es war Florio.
Was bedeutete, dass Tate vermutlich der Kerl war, der nebenan immer noch pisste.
Und es bedeutete auch, dass er, wenn sie ihn hier entdeckten, so gut wie keine Chance hatte, in einem Stück hier rauszukommen.
»Glaubst du, dass es klappt?«, fragte Tate, der doch noch mal fertig geworden war und geräuschvoll seinen Reißverschluss hochzog.
»Wen interessiert das schon?«, sagte Florio und klopfte ein paar lose Haare fest. »Wenn’s klappt, super. Wenn nicht, auch egal. Ein Haufen reicher Scheißer findet heraus, dass sie nicht mehr reich sind.«
Tate lachte und ging zum Spiegel hinüber. »Kann ich mir den mal leihen?«, fragte er und griff nach dem Kamm.
»Nein«, antwortete Florio und steckte ihn wieder in die hintere Hosentasche seiner Jeans. »Wofür brauchst du den überhaupt?«
Florio zockelte hinaus. Unbeeindruckt ließ Tate sich etwas kaltes Wasser über die Hände laufen und strich anschließend das schütter werdende braune Haar auf seinem Schädel zurück. Greer spürte, wie die Klobrille, auf der er hockte, zur Seite zu rutschen begann, und betete, dass er nicht herunterfallen würde. Tate öffnete den Mund und hielt das Gesicht dichter an den Spiegel. Anscheinend suchte er nach irgendetwas, das ihm zwischen den Zähnen festklemmte. Das Zittern in Greers linkem Bein wurde rasch zu einem ausgemachten Beben. Tate steckte einen Finger in den Mund und drehte eine Wange zur Seite, um etwas in seiner Mundhöhle zu betrachten. Greers verschwitzte Hände begannen an den Fliesen abzurutschen, und sein linkes Knie fühlte sich an, als hätte gerade jemand ein Streichholz darin angerissen. Der Sitz knirschte leise.
Tate musste es gehört haben, denn er schaute im Spiegel nach hinten.
»Ist da jemand?«
Greer ließ seine Beine auf den Boden rutschen.
»Yeah«, murmelte er.
»Scheiße, ich wusste nicht, dass jemand hier war.«
Tate bückte sich, um unter die Kabinentür zu schauen. Er konnte sehen, dass Greers Füße in die falsche Richtung deuteten.
»Meine Prostata ist so groß wie’n Tennisball«, murmelte Greer mit gespielter Verlegenheit.
»Echt?«, sagte Tate. In seiner Stimme lag immer noch ein Rest von Argwohn.
Greer wusste, dass er irgendetwas
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