Knochenjagd (German Edition)
etwas, das ich nicht verstand.
»Mir geht’s gut.«
Noch mehr Blech.
»Sag ihr, sie soll weiter Wärme anwenden. Das wird schon wieder. Hör mal, kannst du dich an einen Kerl namens Eric Skipper erinnern? Kam im März 2008 aus Ontario, um bei einer Sitzung des Gutachtergremiums seine Meinung zu sagen.«
Blechernes Lachen.
»Glaube ich nicht. Sei doch so lieb und lass den Namen durchlaufen. Schau mal, was rauskommt.«
Blech.
»Nein, ich warte.«
Sie legte den Hörer auf die Schreibunterlage. »Dürfte nicht lange dauern.«
Es dauerte zehn Minuten. Während Frank redete, machte King sich Notizen. »Danke. Schönen Tag noch.«
Zu mir sagte sie: »Skipper hat es tatsächlich in die Akten geschafft. Am 7. März 2008 erhielt die G Division einen Anruf wegen zwei Kerlen, die sich auf einem Parkplatz an der Forty-Seventh ein Handgemenge lieferten. Die Beamten im Einsatz konnten die Situation entspannen und mussten keine Verhaftungen vornehmen. Einer der Streithähne war Horace Tyne. Der andere Eric Skipper.«
Das war ein Schocker.
»Worum ging es bei dem Streit?«
»Der Einsatzbericht besteht aus genau zwei Zeilen.«
»Das ergibt doch keinen Sinn. Tyne sieht sich selbst als Retter der Tundra. Er und Skipper hätten doch eigentlich Gesinnungsgenossen sein müssen.«
Unsere Blicke trafen sich. Wir waren auf derselben Wellenlänge.
»Ein persönliches Gespräch mit Captain Karibu?«
»O ja«, sagte ich.
Ryan rief an, als wir eben in Behchoko einfuhren. Zum ersten Mal seit Tagen klang er elektrisiert.
»Wir haben ihn.«
»Unka?«
»Ja.«
»Wo war er?«
»In einer Art Rübenkeller unter einem Schuppen hinter dem Haus seiner Mutter. Sah aus wie der verdammte Saddam Hussein, als der aus seinem Rattenloch gekrochen ist.«
»Der Keller ist euch bei der ersten Durchsuchung des Anwesens nicht aufgefallen?«
»Er hat einen Pick-up über die Klappen gestellt und ist dann darunter und ins Loch gekrochen. Der Mistkerl hat es sich mit Campingausrüstung und einem batteriebetriebenen Fernseher da unten gemütlich gemacht. Schätze, Mama hat ihn mit Essen versorgt.«
»Wo ist er jetzt?«
»Sitzt auf dem Revier und versucht, tough auszusehen.«
»Wird man ihn wegen Mordes an Scar anklagen?«
»Rainwater spricht eben mit dem Staatsanwalt.«
»Wo ist Ollie?«
»Kriegt Druck von der K Division.«
»Warum?«
»Nicht wirklich Druck. Sie wollen nur, dass er hier Schluss macht. Schätze, er wird noch heute Abend heimfliegen.«
»Wirklich?«
»Scar ist zwar aus Edmonton, erwischt hat es ihn aber im Revier der G Division. Castain und Ruben ebenfalls. Der Chef des Scheißers pfeift ihn zurück.«
»Ollie lässt sich das gefallen?«
»Er und ich reden nicht mehr so miteinander wie früher.«
Ich wartete.
»Er ist fuchsteufelswild.«
»Was ist mit uns?«, fragte ich.
»Wir könnten es mal mit Paarberatung versuchen.«
»Müssen wir auch weg?«
»Ruben hat ihre Babys in meinem Revier getötet. Das ist ein Schwerverbrechen.« Die ganze Unbeschwertheit war verflogen. »Jemand hat ihr bei der Flucht vor der Strafverfolgung geholfen. Dieser Jemand ist ein Komplize.«
»Soll heißen, du hast vor, weiter an dem Fall zu arbeiten?«
»Habe ich, ja. Wo bist du?«
Ich berichtete ihm von Skipper und Tyne. »Ryan, ich glaube, hier könnte mehr als eine Sache am Laufen sein.«
»Erleuchte mich.«
»Die Einheimischen, Ollie, du – jeder denkt, diese Morde sind passiert, weil Scar versucht hat, sich Unkas Revier hier oben unter den Nagel zu reißen. Vielleicht ist diese Denkweise zu vereinfacht.«
»Was denkst du denn?«
Tja, was denn eigentlich? »Vielleicht gibt es mehr als nur ein einziges Motiv. Eine einzige Gruppe von Mördern.«
»Nur weiter.«
»Da hängt so vieles in der Luft. Dein Informant, der Scar und Unka hinhängt, aber leugnet, irgendwas über Ruben zu wissen. Der Kerl will nicht ins Gefängnis. Warum sollte er da mit irgendwas hinter dem Berg halten? Je mehr er weiß, desto besser ist seine Verhandlungsposition. Warum sollte er nicht alles anbieten, was er hat?«
Ich hörte, wie Ryan durch die Nase ausatmete.
»Binny sagt, auf der Straße heißt es, dass die Sache mit Ruben was anderes ist. Warum sollte er sich das ausdenken?«
»Der Junge mag Gebäck.«
Trotz des Sarkasmus hörte Ryan mir zu. King ebenfalls.
»Die Ballistik. Ruben und Beck wurden mit einem Jagdgewehr erschossen, Scar und Castain mit Neun-Millimeter-Waffen.«
»Ist vielleicht relevant, vielleicht auch nicht.«
»Daryl Beck wurde
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