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Knochenjagd (German Edition)

Knochenjagd (German Edition)

Titel: Knochenjagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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alle gleichzeitig um.
    Die Kellnerin stand, das Gesicht kreideweiß, die Lippen geranienrot, zwischen den Tischen und starrte uns an. Wie viele große Tiere konnte sie sich sehr schnell bewegen, wenn sie sich bedroht fühlte. Sie knallte ihr Tablett auf einen Tisch und rannte zu einer Tür rechts neben der Bar.
    Ollie, Ryan und ich schossen hinter ihr her.
    Die Tür führte in eine Gasse. Als ich ankam, stand die Frau nach ihrem kurzen Sprint vornübergebeugt da und keuchte, und die Rollenverteilung guter Bulle/böser Bulle war bereits entschieden. Ollie hielt sie an einem drallen Arm fest. Ryan legte ihr besänftigend die Hand auf den Rücken.
    Jetzt regnete es richtig, die Tropfen prasselten auf den Müllcontainer und die Bierkästen daneben. Eine triefende Plastiktüte flatterte gegen die Wand, blähte sich auf und drückte sich dann wieder flach an die nassen Ziegel.
    Wir warteten, bis die Frau wieder zu Atem gekommen war. Im lachsfarbenen Licht der Straßenlaternen wirkte ihr Gesicht blass und aufgeschwemmt von Fast-Food-Fett. Ein schwarzer Slip lugte aus dem Bund ihrer viel zu prall gefüllten Jeans.
    Schließlich richtete die Frau sich wieder auf. Noch immer schwer atmend, kramte sie ein Päckchen Marlboros aus ihrer Gesäßtasche und zog mit dem Mund eine Zigarette heraus.
    Ryan zog die Hand zurück. »Alles in Ordnung?«
    Die Frau schüttelte ein Streichholzbriefchen aus der Plastikhülle, hielt eine Hand schützend vor die andere, zündete sich eine Zigarette an und zog den Rauch tief in die Lunge, ohne einmal den Blick zu heben.
    »Wozu der sportliche Abgang, Sonnenschein?« Ollie, der böse Bulle. »Hast du was zu verbergen? Etwas, das wir wissen sollten?«
    Die Frau atmete aus, und ein silbergrauer Kegel quoll aus jedem Nasenloch.
    »Ich rede mit dir.«
    Die Zigarette glühte wieder auf und tauchte das Clownsgesicht in einen weichen orangefarbenen Schein.
    »Hast du Probleme mit den Ohren?«
    Die Frau atmete noch einmal aus und warf dann, den Blick noch immer gesenkt, das Streichholz weg.
    »Das war’s.« Ollie zog die Handschellen vom Gürtel.
    Der gute Bulle hob gegenüber dem bösen warnend die Hand.
    »Wie heißen Sie, Ma’am?«
    »Phoenix.« Kaum hörbar.
    »Darf ich Ihren Vornamen erfahren?«
    »Phoenix Miller. Aber alle kennen mich nur als Phoenix.«
    »Eine meiner Lieblingsstädte.«
    »Ja. Ich habe gehört, dass es in Arizona sehr schön ist.«
    »Ich bin Detective Ryan. Mein barscher Freund hier ist Sergeant Hasty.«
    Phoenix schnippte mit abgenagtem Daumennagel an der Zigarette. Die Asche rieselte zu Boden und löste sich in einer öligen Pfütze zu unseren Füßen auf.
    »Wir würden Ihnen gerne ein paar Fragen stellen, Phoenix.«
    »Worüber?«
    »Ein Gentleman in der Bar sagt, er hätte Sie gestern Abend zusammen mit Annaliese Ruben gesehen.«
    »Shelby Hoch ist kein Gentleman. Er ist ein unflätiges Arschloch.«
    »Vielen Dank für Ihre kenntnisreiche Charakteranalyse.« Ollie, König des Sarkasmus. »Annaliese Ruben?«
    »Was wollen Sie von ihr?«
    »Ich bin ihr Zahnarzt, und ich mache mir Sorgen, dass sie ihre Zahnseide nicht benutzt.«
    »Nein, sind Sie nicht.«
    »Hoch sagt, er hätte Sie zwei vor einem Motel gesehen. Was für ein Luxustempel könnte das denn sein, Herzchen?«
    Phoenix betrachtete die Marlboro, als könnte sie ihr weiterhelfen. Sie zitterte zwischen ihren Fingern.
    »Ist deine Freundin noch da?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Ihr seid doch aus demselben Holz.«
    »Ich habe mit diesem Leben nichts mehr zu tun.«
    »Ach ja.« Ollie schnaubte. »Du ziehst dir nicht mehr für zwanzig Mäuse und ein bisschen Stoff das Höschen runter.«
    Der grellrote Mund öffnete sich, aber es kam nichts. Im surrealen Licht sah er aus wie ein dunkles Loch.
    »Wir interessieren uns nicht für Ihr Privatleben«, sagte Ryan. »Wir wollen nur Ruben finden.«
    »Ist sie in Schwierigkeiten?« Zum ersten Mal gestattete sich Phoenix nun Augenkontakt mit uns.
    »Wir wollen ihr helfen.« Ryan erwiderte ihren Blick, während er ihrer Frage auswich.
    »Sie ist doch nur ein dummes Mädchen.«
    »Das Stundenspaß im Muschihotel verkauft.« Ollie.
    »Ich sag’s Ihnen doch. So ist das nicht.«
    »Wie ist es dann?«
    »Ich bin clean. Ich kriege dort ein Zimmer gezahlt.« Während sie das sagte, schaute sie Hilfe suchend Ryan an.
    »Sie wohnen in dem Motel?«
    Sie nickte.
    »In welchem?«
    »Das Paradise Resort.«
    »An der Hundertelften?«, fragte Ollie.
    »Sie machen mir doch keine

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