Knochenjagd (German Edition)
heikel?«
»Ein Mädchen kann nicht wählerisch genug sein.«
»Keine Anchovis.«
»In Ordnung.«
Während wir aßen, berichtete ich Ryan jedes Detail, an das ich mich erinnern konnte, angefangen von Rubens Anruf bis zu meinem Auftritt vor seinem Zimmer.
»Wie konnte jemand einen Tatort so effektiv säubern?« Das alles war einfach nicht zu glauben.
»Der Regen hat mitgeholfen.«
»Es ging aber trotzdem ziemlich schnell.«
»Sehr.«
»Glaubst du, es war Scar?«
»Ich freue mich schon drauf, ihn das zu fragen.«
Wir nahmen uns beide ein zweites Stück.
»Bringst du sie dazu, dass sie sich voll auf den Mord an Ruben konzentrieren?«
»Werde ich.«
»Danke.«
»Du musst noch was aufklären.«
Ich nickte.
»Wer zum Teufel ist Trooper Murray?«
»Was?« Diese Frage hatte ich nicht erwartet.
»Du hast Chalker diesen Namen hingeworfen.«
»Tatsächlich?«
Ryan nickte.
»Trooper Stephen Murray aus Lincoln, Maine. Hast du nie das Video gesehen?«
Ryan schüttelte den Kopf.
»Es war auf Court TV , YouTube. Das Ding hat sich wie ein Virus verbreitet. Murray wurde zum geduldigsten Polizisten Amerikas ernannt.«
Ryan nahm sich noch ein Stück. Sagte nichts.
»Also komm. Hättest du bei Chalkers engelsgleicher Geduld nicht auch kotzen können?«
»Der Mann hat nur seine Pflicht getan.«
»Der Mann hat sich wie ein herablassendes Arschloch aufgeführt.«
»Na ja, zu seinem Liebling hast du dich auch nicht gerade gemacht.«
Eine Weile aßen wir schweigend. Es fühlte sich entspannt an. Wie früher.
Dann fiel mir etwas ein. »Wenn Scar damit deutlich machen wollte, dass er kein Weichei ist, warum schafft er Rubens Leiche dann weg? Warum lässt er sie nicht liegen, damit sie gefunden wird?«
»Kannst du dich noch an den Eindringling aus Jasper erinnern?«
»Den Kerl mit dem Collie.«
»Jemand hat ihn und seinen Hund umgebracht und beiden die Ohren abgeschnitten.«
Ich stellte mir Rubens Gesicht im Mondlicht vor.
Es lief mir eiskalt den Rücken runter.
27
Das Telefon riss mich aus einem Gewirr loser Traumfetzen. Ryan und ich beim Nudelessen. Ruben winkte mir aus einem Bus zu. Ollie schrie etwas, das ich nicht verstand. Tank schnappte nach einem Raben, der auf seinen Kopf zustürzte.
»Brennan.«
»Hi, Mom.«
Ich freute mich sehr, Katys Stimme zu hören. Die Freude währte ungefähr dreißig Sekunden.
»Wie geht’s dir, meine Kleine?«
»Du klingst verschlafen. O Gott. Das habe ich ja ganz vergessen. Bei euch da oben ist es ja erst sieben.«
»Bin gerade am Aufstehen. Hast du mit deinem Dad gesprochen? Ist Birdie okay?«
»Ihm geht’s super.«
Obwohl die Sonne ins Zimmer strömte, klebte Reif an den Rändern der Fensterscheibe.
»Sitzt du gut?«
»Hmm.«
»Ich bin zur Army gegangen.«
»Du wirst nicht glauben, was ich eben gehört habe.« Gähnend.
»Du hast absolut richtig gehört. Ich habe mich freiwillig gemeldet.«
Meine Lider schnellten blitzartig in die Höhe. Ich setzte mich auf. »Was hast du?«
»Ich trete am fünfzehnten Juli in Fort Jackson meinen Dienst an.«
Ich war sprachlos. Katy war das kleine Mädchen, das Pink mochte und Reifröckchen trug.
»Bist du noch dran?«
»Ja.«
»Überrascht?«
»Überrumpelt. Wann hast du dich gemeldet?«
»Letzte Woche.«
»Hat man dir eine Gnadenfrist eingeräumt? Damit du dir das noch mal überlegen kannst.«
»Du meinst wie das Rückgaberecht beim Einkaufen?«
»Ja.«
»Ich ziehe das durch, Mom. Ich habe viel darüber nachgedacht.«
»Machst du das für Coop?«
Webster Aaron Cooperton war Katys Freund gewesen. Im vergangenen Frühjahr war er in Afghanistan getötet worden, wo er als Entwicklungshelfer gearbeitet hatte.
»Nicht für ihn. Er ist tot.«
»Wegen ihm?«
»Zum Teil. Coop hat dafür gelebt, Menschen zu helfen. Ich mache rein gar nichts.«
»Und der andere Teil?«
»Ich hasse meinen Job. In der Army kann ich neue Freunde finden. Und reisen.«
An Orte, wo Menschen in die Luft gejagt und erschossen werden. Ich schluckte.
»Coop war nicht beim Militär«, sagte ich.
»Aber ich werde es sein.« Entschlossen.
»Ach, Katy.«
»Bitte streite nicht mit mir deswegen.«
»Natürlich nicht.«
»Das wird ein Abenteuer.«
»Versprich mir einfach, dass du nichts Verrücktes machst, wie dich freiwillig zu Kampfeinsätzen zu melden.«
»Frauen dürfen nicht in Kampfeinsätze.«
Das stimmte. Offiziell. Aber ich konnte mir zu viele Arten vorstellen, wie Frauen an vorderste Front geraten konnten. Kampfpilotinnen.
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