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Knochenjagd (German Edition)

Knochenjagd (German Edition)

Titel: Knochenjagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Scarborough war ihr Zuhälter.«
    Snook stellte den Becher auf den Tisch. Hielt ihn fest.
    »Scarborough ist ein Hauptverdächtiger im Mord an Annaliese«, fügte ich hinzu.
    »Sie sagten, Sie sind keine Polizistin. Aber Sie reden wie eine.«
    »Ich bin forensische Anthropologin.«
    »Was heißt das?«
    »Ich untersuche Überreste, die … beschädigt sind.«
    Ein Stirnrunzeln deutete darauf hin, dass sie das nicht verstanden hatte.
    »Ich helfe Coroners und Medical Examiners bei der Identifikation von Verstorbenen, die nicht mehr erkennbar sind. Und ich helfe dabei, herauszufinden, was mit ihnen passiert ist.«
    Darüber schien sie nachzudenken. »Der Coroner wird bei meiner Schwester eine Autopsie machen?«
    Ich beugte mich vor und legte meine Hand auf die ihre. »Der, der Annaliese erschossen hat, hat ihre Leiche mitgenommen.«
    Ihr Mund klappte auf.
    »Wir finden Ihre Schwester, Nellie. Und die Mistkerle, die sie ermordet haben.«
    Murray streckte jetzt den anderen Vorderlauf aus. Sein Halsbandglöckchen bimmelte leise.
    »Was ist mit Tank passiert?«, fragte Snook.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Sie haben doch gesagt, Sie waren dabei.«
    »Er ist in den Wald gerannt.«
    Snook ließ das Kinn auf die Brust sinken.
    Ich starrte ihren Kopf an, kam mir dabei vor wie ein Voyeur und fragte mich, ob ich angesichts solchen Kummers so stoisch bleiben könnte.
    Mein Blick wanderte zu Murray, dann zu den nicht zusammenpassenden Fischen in dem Glas neben ihm. Einer war schmutzig weiß, der andere golden. Auf dem Sand und den Steinen am Boden ihrer Welt funkelte das Sonnenlicht.
    Ein längeres Schweigen entstand.
    Dann sagte Snook etwas, das meine Einschätzung des Mords an Annaliese völlig über den Haufen warf.

29
    »Ronnie hat Annaliese nicht getötet.«
    »Wie können Sie da so sicher sein?«
    »Als ich sagte, ihr Bruder hätte auf sie aufgepasst, meinte ich nicht Daryl.«
    »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Ich meinte Ronnie.«
    »Moment mal. Was? Scar ist Ihr Bruder?«
    »Ich nenne ihn nicht so. Aber ja. Ich war drei, als John Scarborough meine Mutter heiratete, fünf, als er mich adoptierte. Ronnie war zehn.«
    Himmel. War denn in dieser Stadt jeder mit jedem verwandt?
    »Aber Scar ist Dealer und Zuhälter«, sagte ich.
    »Ich spreche nicht mit ihm über seine Geschäfte.«
    »Aha.«
    »Scar versuchte, meine Schwester aus diesen Dingen rauszuhalten. Gab ihr Geld und eine Unterkunft.«
    »Aber Zeugen sagen, Annaliese wäre auf den Strich gegangen.« Ich deutete auf die Akte. »Und sie wurde schwanger.«
    »Meine Schwester war leicht zu beeindrucken. Und sie wollte … Sachen.«
    »Soll heißen?«
    »Sie sah Ronnies Leben und hielt es für glamourös. Sobald er nicht auf der Hut war, machte sie sich davon.«
    »Um anschaffen zu gehen.«
    »Sie war vertrauensselig und nett und lechzte nach Aufmerksamkeit.«
    »Soweit ich weiß, kontrolliert Ihr Bruder die Unterwelt Edmontons so gut wie vollständig. Warum lässt er dann nicht verlauten, dass Annaliese tabu ist?«
    »Glauben Sie wirklich, Ronnie kann jeden Mistkerl mit einem Dollar und einem Schwanz kontrollieren? Verzeihen Sie meine Ausdrucksweise.«
    »Wo ist Scar jetzt?«
    »Das weiß ich wirklich nicht.«
    »Gestern war er im Gold Range. Mit Ihnen.«
    Sie nickte. »Aber ich bin mir sicher, dass Ronnie Annaliese nie etwas tun würde.«
    »Warum ist Ihr Bruder in Yellowknife?«
    »Ich habe ihn angerufen und erzählt, dass Annaliese bei mir ist. Er war stocksauer, meinte, sie wäre hier nicht sicher.«
    »Warum nicht?«
    »Ich glaube, es hatte etwas mit seinen Geschäften zu tun. Aber wie gesagt –«
    »Ich weiß. Darüber sprechen Sie nicht.«
    Als ich wieder im Camry saß, starrte ich einfach nur ins Leere. Meine Gefühle waren ein wildes Durcheinander aus schlechtem Gewissen, Verwirrung, Verärgerung und Frustration.
    Snooks Vater hatte sie verlassen, war dann bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Ihr Bruder war in einem Feuer umgekommen, ihre Schwester erschossen worden. Das alles in nur fünf Jahren. War es zu grausam gewesen, ihr die Fotos ihrer toten Nichten und Neffen zu zeigen?
    Sagte Snook die Wahrheit über Scar? Über Daryl Beck? Ihre Version passte nicht zu der von Horace Tyne. Tyne behauptete, Beck sei ein Junkie gewesen. Hatte er sich getäuscht? Oder hielt es Snook mit der Wahrheit nicht so genau, weil sie ihre beiden Brüder im besten Licht darstellen wollte?
    Ich war überzeugt, dass Snook nichts von Rubens Schwangerschaften gewusst hatte. Ihr

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